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Etuf Essen - aus alten Fehlern nichts gelernt

Etuf Essen zieht Bundesligateam zurück. Vorstand tagt am 24. Juni über weiteres Vorgehen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 16.06.2010, 20:33 Uhr

Von Giuseppe Cotrufo

Essen - Kulturhauptstadt und wieder fester Bestandteil der Tennis-Bundesliga. Dachte man zumindest. Dass die Essener ein ähnliches Schicksal, wie schon 2004 mit dem Rückzug aus der Bundesliga ereilen könnte - unvorstellbar. Doch seit dem 1. Juni ist eben dieser Rückzug auch für die Saison 2010 bittere Realität.

Als wäre das nicht schon genug, drückt der Schuh noch an ganz anderen Stellen: Ein Konto, das schon lange nichts mehr auf der Habenseite aufweist. Viel mehr gilt es, Verbindlichkeiten in Höhe von 8.000 Euro zu begleichen. Gegenübertennisnet.comerklärte der Hauptverantwortliche Rainald Heinisch, dass seine Vermarktungsgesellschaft SEL Invest diese Summen begleiche: "Die Gesellschaft wird die offenen Beträge zahlen".

Bundesliga zu teuer?

Weiter erklärte er, es gebe keine weiteren offenen Forderungen. Viel mehr deutete er ein anderes Problem an, das nicht die Essener selbst betrifft: "Selbst die Mitbewerber, denen jetzt ein Heimspiel durch unseren Rückzug fehlt, stellten keine Schadensersatzforderungen. Sie wissen, dass sie selbst schnell in eine solche Situation geraten könnten." Ein Wink, dass die Bundesliga, die zweifelsohne attraktivstes Tennis für alle Fans bietet, mehr denn je zu einem Kosten- denn Ertragsfaktor mutiert.

In dieser Liga geben sich die Weltstars des Tennis die Ehre und wollen natürlich auch fürstlich dafür entlohnt werden. "Ich versichere Ihnen, dass bereits in der letzten Saison mindestens sechs Vereine froh waren, als ich es geschafft habe, die Forderungen der Spielervermittler und der Spieler drastisch zu kürzen", so die klaren Worte von Heinisch. "Nicht jeder findet Sponsoren, die diese Summen zahlen, geschweige denn einen Mäzen, der kurzfristigen Erfolg durch eigene Gelder garantieren soll."

Keine Transparenz der Geschäfte?

Der Verein hat einen Schaden davongetragen, das Image in der Öffentlichkeit scheint verwüstet. Einen faden Beigeschmack bei diesem Rückzug hat der Alleingang von Rainald Heinisch. Etuf-Pressersprecher Thomas Hüser verdeutlichte gegenüber tennisnet.com das Vorgehen des Alleinherrschers. "Wir hatten nicht immer alles im Blick, was genau er macht, und auch der Rückzug war seine alleinige Entscheidung."

Weiter fügte er an, dass Heinisch lange den gesamten Vorstand im Rücken hatte, jedoch andere Sichtweisen als der Rest des Vorstands gehabt haben muss: "Wir wären der Meinung gewesen, dass man unter Umständen einen Rückzug hätte vermeiden können und waren umso erstaunter von dem Beschluss, den Rainald Heinisch gefasst hatte. Aufgrund des Klärungsbedarfs von unserer Seite ist für den 24. Juni eine Sitzung anberaumt in der wir Klarheit wollen."

Auch habe man schon vorher versucht, "Heinisch eine andere Lösung mit mehreren Verantwortlichen, die über große Kompetenzen im Marketing verfügen, für den Tennisbereich anzubieten", welche er jedoch ablehnte.

Trennen sich die Wege?

Pressesprecher Hüser stellte sich weiter vor seinen Verein und ließ sich einen Seitenhieb nicht nehmen: "Etuf Essen ist ein stilsicherer Verein und eine stilsichere Entscheidung erwarten wir am 24. Juni auch von Herrn Heinisch." Was das wohl bedeuten könnte? Klingt zumindest nicht nach dem, was Rainald Heinisch von der Sitzung erwartet: "Natürlich gehe ich auch als Vorstandsmitglied aus der Sitzung heraus."

"Wir starten da, wo man uns starten lässt."

Die kursierenden Meldungen, die zur Zeit durch sämtliche Blätter geistern, dass Essen in der Verbandsliga einen Neustart anstreben müsse, sind noch lange nicht bestätigt. "Mit etwas Glück spielen wir nächste Saison vielleicht in der Regionalliga und starten nicht ganz so weit unten. Dazu müssen aber noch bestimmte Bedingungen erfüllt werden, von denen wir hoffen sie einhalten zu können. Eine One-Man-Show wird es aber in Essen definitiv nicht wieder geben", verkündete Pressesprecher Hüser.

Erstklassig kann Essen aber vielleicht an anderer Stelle schnell wieder werden: Die Damenmannschaft spielt derzeit eine tolle Saison in der zweiten Liga und befindet sich zur Zeit auf dem zweiten Tabellenplatz, der schon zum Aufstieg ausreichend wäre. Und nach so tollen Leistungen sei es den Damen um Angelika Roesch und Franziska Etzel auch gegönnt, den Männern die Show zu stehlen. Damit auch die Kulturhauptstadt Essen schnell wieder eine Mannschaft in der ersten Bundesliga hat.(Foto: J. Hasenkopf)

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Mittwoch
16.06.2010, 20:33 Uhr