Ex-Top-Junior Peliwo bezichtigt Spielerkollegen der Manipulation
Im polnischen Portal „sport.tvp.pl“ stellt der ehemalige Junioren-Weltranglistenerste Filip Peliwo seine angespannte finanzielle Situation dar und äußert den Verdacht, wie andere Profis aus der zweiten Reihe dieses Problem angeblich lösen.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 11:47 Uhr
Nach Beendigung des Spieljahrs 2012 gab es wohl kaum Zweifler, die den in Kanada geborenen Filip Peliwo zukünftig nicht auf den ganz großen Bühnen der Herrentour sahen. In der damaligen Saison erreichte der heute 29-jährige alle vier Finals bei den Junioren-Grand-Slams und triumphierte dabei in Wimbledon und New York.
Mit etwas Verspätung sah es im Jahr 2017 endlich danach aus, als ob dem ehemaligen Jugend-Weltranglistenersten doch noch der Durchbruch auf dem Herren-Circuit gelingen könnte. Nach sechs Titeln auf der ITF-Tour krönte er die Spielzeit mit seinem ersten und bislang einzigen Challenger-Titel im US-amerikanischen Knoxville, was ihn letztlich auf Position 161 im Mai 2018 als Karrierehoch spülen sollte. Zum Start im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers bei den Herren reichte es bislang dennoch nicht, lediglich sechsmal trat er in der Qualifikation bei den Majors an.
Nach der Corona-Unterbrechung, als in Kanada auch nach dem Lockdown lange Zeit keine Turniere ausgetragen wurden, folgte Peliwo seinen polnischen Eltern in deren Heimatland und startet seit 2022 für Polen. Im Portal „sport.tvp.pl“ nutzte er die Plattform, um die schwierige Situation als Profi abseits der großen ATP-Tour darzustellen.
Finanzielle Notlage der Spieler
An Preisgeld verdiente er in der abgelaufenen Spielzeit gerade einmal 27.202 US-Dollar, wovon der Profi sämtliche Kosten wie Reisen, Unterkünfte, etc. zu decken hatte. „Ich habe mehr ausgegeben, als ich eingenommen habe“, so Peliwo. „Wenn ich mich verletze und kein Geld reinkommt, muss ich andere Spieler trainieren oder so, damit ich was verdiene“
Peliwo geht davon aus, dass einige seiner Leidensgenossen auf der Tour auf illegale Mittel zurückgreifen, um an Geld zu kommen: „Ich bin überzeugt, dass es Tennisspieler gibt, die vom Wetten und der Spielmanipulation leben. Die Spieler verdienen dadurch viel mehr, als sie bei ITF-Turnieren verdienen können. Da gibt jemand seinen Ehrgeiz auf.“ Beweisen kann er das illegale Vorgehen anderer Spieler nicht: „Man sieht halt, wenn sich jemand seltsam verhält“.
Mafia-ähnliche Strukturen
Aus eigener Erfahrung wurde der aktuellen Nr. 463 im ATP-Ranking das Angebot zur Manipulation nicht direkt angetragen. Dennoch offerierte ihm ein britisches Unternehmen eine dubios anmutende Zusammenarbeit: „Man hat mir gesagt, dass ein Top-600-Spieler dort zwischen 3.000 und 5.000 Euro pro Spiel verdient habe“, so der Pole, der das Kooperations-Angebot ausschlug und den Vorfall umgehend meldete. „Ich will nicht sagen, dass es eine Mafia ist, aber diese Leute sind sehr gut organisiert.“