Davis Cup Finale: Kroatien fährt als Favorit nach Lille
Im letzten Finale des Davis Cups, das in traditioneller Form ausgetragen wird, gehen die Kroaten um Marin Cilic als leichte Favoriten gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich ins Rennen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
19.11.2018, 11:53 Uhr
Jedes Tennismatch beginnt beim Stand von null zu null - und das gilt für das Davis-Cup-Finale am kommenden Wochenende in Lille natürlich erst recht. Dort wird Frankreich versuchen, den Titel aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen, die Kroaten wiederum, das Trauma von 2016 zu verarbeiten. Damals war Argentinien in Zagreb zu Gast, Marin Cilic hatte gegen Juan Martin del Potro alle Chancen zur Entscheidung - am Ende tanzte aber Diego Maradona auf der Tribüne. Und mit ihm die große argentinische Fanabordnung.
Mit einem der größten Fußballspieler der vergangenen Jahrzehnte ist in Lille nicht zu rechnen. Sehr wohl aber wieder mit einem ausgeglichenen Wettkampf zweier Nationen, die mit ausgeglichenen Teams an den Start gehen. Auch wenn in den Einzeln nur ein Mann an den Start gehen wird, der auch in London bei den ATP Finals aktiv in das Spielgeschehen eingegriffen hat: Marin Cilic eben.
Immerhin können die Franzosen mit einem starken Doppel kontern - Pierre-Hugues Herbert und Nicolas Mahut spielten sich nach einem schwierigen Auftakt mit der Verletzung Mahuts bis ins Finale, unterlagen dort erst im Match-Tiebreak Jack Sock und Mike Bryan.
Borna Coric in London in guter Form
Cilic hat in London nur zum Teil zu überzeugen gewusst: Gegen Alexander Zverev lag der Kroate zweimal mit Break in Führung, verlor dann jeweils im Tiebreak in zwei Sätzen. Gegen John Isner holte die kroatische Nummer eins seinen einzigen Sieg - im einzigen Drei-Satz-Match des gesamten Einzel-Wettbewerbs. Der letzte Auftritt gegen Novak Djokovic blieb ohne große Relevanz, Cilic hatte vor seiner Zwei-Satz-Niederlage gegen den Weltranglisten-Ersten keine Chance mehr auf ein Weiterkommen in das Halbfinale.
Borna Coric, der zweite Einzelspieler der Kroaten, zeigte in der O2 Arena auch Präsenz - und war maßgeblich daran beteiligt, dass Roger Federer zu Beginn der Woche die Trainingseinheiten eher schlecht gelaunt verließ. Zu solide die Form Corics, der sich mit einem starken Saisonfinish an die Top Ten herangearbeitet hat.
Gibt Jo-Wilfried Tsonga sein Davis-Cup-Comeback?
Yannick Noah vertraut im Einzel vor allem auf Lucas Pouille, der das abgelaufene Jahr allerdings nur an Position 32 der Weltrangliste abgeschlossen hat. Pouille hatte 2017 den entscheidenden Punkt gegen Belgien geholt, diesmal geht er in beide Einzel als Außenseiter. Jeremy Chardy ist wohl der zweite Mann für die Singles - es sei denn, Noah zieht tatsächlich den ganz großen Joker: Jo-Wilfried Tsonga.
Eben der musste zwischen Februar und September eine siebenmonatige Pause einlegen. Und konnte nach seiner Rückkehr in Metz exakt ein Match gewinnen: gegen Guido Pella in Antwerpen. Der große Motivationskünstler Yannick Noah ist also gefragt - denn mit Mate Pavic und Ivan Dodig werden die Kroaten in Lille auch ein kompetentes Doppel aufbieten.