Als sich Guillermo Coria die „Yips“ holte
Doppelfehler-Orgien, die schon Anna Kournikova um manchen Erfolg gebracht haben, zerstören die Karriere von Guillermo Coria. Am 20. April 2006 serviert er einen Rekord.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
16.04.2016, 09:22 Uhr
Guillermo Coriagalt in der Zeit vor Rafael Nadal als der kommende Star auf Sand: „El mago“, der Zauberer, schaffte es 2004 bis ins Finale der French Open, wo er nach einer 2:0-Satzfühung und zwei Matchbällen im fünften Satzletztlich Gaston Gaudio unterlag. Coria litt bereits in Satz vier unter Krämpfen am linken Bein, womöglich die Folge seines Nervenflatterns in Satz drei.
23 Doppelfehler gegen Nicolas Kiefer in Monte Carlo
Seine Nerven sind es auch, die ihm einen bitteren Eintrag in die Geschichtsbücher bescheren: Am 20. April 2006 serviert Coria im Achtelfinale von Monte Carlo gegen Nicolas Kiefer 23 Doppelfehler, ein Spiel gibt er mit vier Stück in Folge ab. Mit diesem Rekord, was Zwei- und Drei-Satz-Matches bei den Herren angeht, überflügelt er Jaime Oncins, der es 1994 in Mexiko auf 20 Doppelfehler brachte. Das Absurde: Trotz seiner 23 Doppelfehler – umgerechnet knapp sechs Spiele (!) – siegt Coria gegen Kiefer mit 6:7 (5), 6:4, 6:3 und scherzt: „Stellt euch nur vor, wie ich spielen werde, wenn ich wieder aufschlagen kann!“ Dennoch ist spätestens hier klar, dass Coria unter den „Yips“ leidet, nervösen Muskelzuckungen, die schon manche Golfer-Karriere zerstört haben. Bereits im Achtelfinale gegen Paul-Henri Mathieu hatte er 20 Doppelfehler hingelegt.
Rekord von Anna Kournikova nicht gefährdet
Den absoluten Doppelfehler-Rekord bei Matches über zwei Gewinnsätze, zumindest auf WTA-Ebene, hält jedoch eine, die den Begriff „Yips“ im Tennis überhaupt salonfähig gemacht hat: Anna Kournikova.Bei den Australian Open 1999 servierte die Russin im Zweirunden-Spiel gegen Miho Saeki 31 Doppelfehler – und gewann mit 1:6, 6:4, 10:8. Bereits in Runde eins hatte sie 23 Doppelfehler hingelegt, in Runde drei folgten 14, bevor im Achtelfinale Schluss war.
Während Kournikova ihren Aufschlag mit der Zeit wieder einigermaßen stabilisierte, war Coria zum Ende seiner Karriere nur noch ein Schatten seiner selbst. 2007 pausierte er lange Zeit aufgrund einer Schulterverletzung, 2008 folgten teils absurde Ergebnisse wie ein 0:6, 6:4, 0:6 beim Challenger in Napoli gegen Flavio Cipolla oder ein 6:0, 1:6, 2:6 gegen Eduardo Schwank auf dem Stuttgarter Weissenhof, wo er 19 Doppelfehler servierte.
Rücktritt mit nur 27 Jahren
Am 28. April 2009 gab Coria mit nur 27 Jahren seinen Rücktritt vom Tennis bekannt. „2005 ging es damit los, dass ich immer weniger Lust auf den Wettkampf hatte. Meine Leidenschaft war nicht mehr dieselbe. Es ist unmöglich, Dinge gut zu tun, wenn das so ist. In diesem Sport muss du bei 100 Prozent sein“, erklärte der Argentinier.