FOXTENN-Chef Javier Simón: "Einziges System, das zu 100 % auf real aufgenommenen Bildern basiert"
In der vergangenen Woche fand beim Neckarcup in Heilbronn eine Weltpremiere statt: Das preisgekrönte ATP-Challenger-Event war das erste Sandplatzturnier, das ein Live-Electronic-Line-Calling-System während der gesamten Turnierzeit auf allen Plätzen einsetzte.
von Florian Heer
zuletzt bearbeitet:
12.06.2024, 21:34 Uhr
Linienrichter wurden somit überflüssig und eine umstrittene Entscheidung, wie im Finale von Roland-Garros zwischen Carlos Alcaraz und Alexander Zverev, wäre undenkbar.
Verantwortliche Firma am Tennis Club Trappensee in Heilbronn war das in Barcelona ansässige Unternehmen FOXTENN. Am sechsten Tag der zehnten Turnierauflage hat sich der Gründer und CEO von FOXTENN Javier Simón die Zeit genommen, um eine Zwischenbilanz beim Neckarcup zu ziehen.
Javier, wie sind bei Ihnen die ersten Tage beim Neckarcup gelaufen?
Javier Simón: Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft. Inzwischen haben wir rund 50 Matches hinter uns gebracht und dabei über 10.000 Situationen analysiert, in denen der Ball unmittelbar an der Linie aufgesprungen ist. Die Stuhlschiedsrichter, der ATP-Supervisor und die Organisatoren des Turniers sind happy, dann sind wir es auch.
Was unterscheidet Ihr System von anderen?
FOXTENN ist das einzige System, das zu einhundert Prozent auf real aufgenommenen Bildern basiert, während alle anderen Systeme mit Schätzungen arbeiten, wie z.B. bei der Flugbahn des Balles, und deshalb doch keine hundertprozentige Genauigkeit aufweisen können.
Wie funktioniert das System?
Wir haben hier auf der Anlage 42 Highspeed-Kameras installiert, die in Kombination mit zehn Laser-Scannern 3.000 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Das menschliche Auge erfasst dagegen pro Sekunde nur 25 Bilder. Sprich, wir können exakt den Moment analysieren, an dem der Ball den Boden berührt, und können auf Video nachweisen, ob er auf oder neben der Linie war.
Neben der Technik sitzen zudem rund zehn Leuten in einem eigenen Raum in der angrenzenden Tennishalle. Was spielt sich dort bei dort hinter den Kulissen ab?
Für jeden Court, auf dem gespielt wird, haben wir drei Arbeitsplätze. So waren in den ersten Tagen, als die Spiele auf allen drei Courts stattgefunden haben, neun unserer Leute parallel im Einsatz. Einer ist jeweils dafür verantwortlich, dass die Lasermessung funktioniert, einer ist für die Funktionalität der Kameras zuständig. Der Dritte ist die Kontaktperson zu dem ATP-Offiziellen, der während der Spiele ebenfalls bei uns ist und in Verbindung mit den Stuhlschiedsrichtern steht. Fordert einer der Spieler einen Review an, muss die Kommunikation hier blitzschnell gehen.
Ihr System kann aber noch weit mehr, als es hier beim Neckarcup zeigt…
Da das FOXTENN-System so akkurat arbeitet, können wir auch das Match selbst analysieren und auswerten. Die Statistiken, die wir auf diesem Weg erfassen, können zum Beispiel für Fernsehübertragungen, aber auch für die ATP oder auch die Spieler selbst wertvolle Erkenntnisse liefern.
Wie gefällt Ihnen das Turnier hier in Heilbronn generell?
Ich war schon bei sehr vielen Challenger-Turnieren, aber der Neckarcup ist ohne Zweifel eines der besten auf der ganzen Welt. Man hat hier eine professionelle Organisation, aber dennoch ist alles sehr familiär.
Vielen Dank.