French Open 2022: Stefanos Tsitsipas - neuerdings Entfesselungskünstler
Stefanos Tsitsipas hat bei den French Open 2022 gegen Lorenzo Musetti einen 0:2-Satzrückstand gedreht. Und damit vielleicht ein paar Dämonen besiegt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
25.05.2022, 04:41 Uhr
Von Jens Huiber aus Roland Garros
Am Ende ist es natürlich richtig, dass Lorenzo Musetti gegen Stefanos Tsitsipas eigentlich keine wirkliche Chance auf eine Überraschung in Runde eins der French Open 2022 gehabt hat. 6:2, 6:3, 6:2 - das liest sich so, als ob Tsitsipas immer die Kontrolle über die zweite Night Session des Turniers im Stade Roland Garros innegehabt hat. Ungeachtet des 5:7 und 4:6 in den ersten beiden Durchgängen. Das ist eben der Charme - oder die brutale Realität - des Best-of-Five-Formates. Sowohl Musetti als auch Tsitsipas mussten dies im vergangenen Jahr ja auch erfahren, noch dazu gegen den gleichen Mann: der Italiener ging gegen Novak Djokovic nach 2:0-Satzführung ebenso noch unter wie Tsitsipas später im Finale.
Die Stimmung auf den, zu Beginn, fast vollbesetzten Tribünen ließ darauf schließen, dass die Fans mit einem Sieg von Musetti gut leben könnten. Jo-Wilfried Tsonga war am Nachmittag auf demselben Court in den Ruhestand geschickt worden, eine weiß gekleidete Fangruppe hatte sich augenscheinlich Tickets für die Tages- wie die Abendschicht besorgt, nur um Tsongas Farewell nicht zu verpassen. Und wenn sie schon einmal da waren, dann wurde die Trommel eben auch für Lorenzo Musetti eingesetzt. Ob Tsitsipas sich davon beeindrucken ließ? Vielleicht. Der Sieger von Monte-Carlo leistete sich viele Rahmentreffer, zu kurze Grundschläge, traf falsche Entscheidungen.
Tsitsipas wehrt in Rom einen Matchball ab
Fast wirkte es so, dass Tsitsipas von der günstig ausgefallenen Auslosung, die ihn in die untere, Novak Djokovic, Rafael Nadal, Carlos Alcaraz und Alexander Zverev aber in die obere Hälfte platziert hatte, befangen war. So war es ja auch Zverev bei den Australian Open in Melbourne Anfang 2022 gegangen, als der Weg ins Endspiel nach dem Ausschluss von Djokovic verlockend frei schien. Zverev schied damals gegen Denis Shapovalov im Achtelfinale aus. Mit Fortdauer des Matches auf dem Court Philippe-Chatrier wurde Stefanos Tsitsipas aber stabiler, während Musetti auch körperlich abbaute.
Ob der Entfesselungsakt Tsitsipas für die kommenden Aufgaben befreien wird? Auszuschließen ist dies nicht. Schließlich musste er ja auch schon in Rom früh und tief in die Zauberkiste greifen. Im Foro Italico fehlte Grigor Dimitrov nur ein einziger Punkt zum Sieg gegen Tsitsipas, der nun gegen Zdenek Kolar aus der Tschechischen Republik ran muss.
Simon verschiebt Abschied
Ein noch größeres Drama trug sich zeitgleich mit dem Tsitsipas-Match auf dem Court Simonne-Mathieu zu. Mit ähnlichem Spielverlauf, aber anderem Ende. Einem guten für Gilles Simon, den französischen Veteran, der bei der Verabschiedung von Tsonga noch seinen alten Kumpel umarmt hatte. Und selbst bald zum Tennis-Rentner wird. Simon musste gegen Pablo Carreno Busta nach 2:0-Satzführung den Ausgleich hinnehmen, siegte schließlich aber doch noch mit 6:4, 6:4, 4:6, 1:6 und 6:4.
Hier das Einzel-Tableau in Roland Garros