Die Saitenfabrik

Was muss ein Bespannungsexperte bei den French Open können? Welche Sonderwünsche haben Nadal und Co? Verblüffende Zahlen garantiert.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 18.05.2016, 16:10 Uhr

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PARIS, FRANCE - MAY 23: Tennis racket repairs take place ahead of the 2015 French Open at Roland Garros on May 23, 2015 in Paris, France. (Photo by Julian Finney/Getty Images)

Mehr als 53 Kilometer Saite wurden letztes Jahr in Roland Garros auf 4.467 Schläger bespannt. Kein Zuckerschlecken, wie man sich denken kann – denn auch der Faktor Zeit macht den Job des Bespannungsexperten zu einer echten Herausforderung. Während ein Anfänger gut und gerne zwei Stunden für die Besaitung eines Schlägers benötigt, brauchen die Profis meist nur 15 bis 20 Minuten. Fordert der Spieler während eines Matches dringend ein neues Racket an, arbeiten die flinken Hände sogar noch schneller – nach zwölf Minuten sind die besten Besaiter der Welt fertig. Tim Newcomb schaute diesen behänden Fließbandarbeitern über die Schulter und sprach für„Sports Illustrated“mit Sylvain Triquigneaux, der bei den French Open die Besaitungsmanufaktur organisiert.

Spätestens wenn am Sonntag die Hauptkonkurrenzen in Paris starten, geht es auch bei den Besaitern zu wie im Taubenschlag. Von 7:30 Uhr am Morgen bis mitternachts stehen täglich 19 Experten aus elf Nationen an den Bespannungsmaschinen, erzählt Triquigneaux. Dabei werden nicht nur neue Kunst-, und Naturdarmsaiten aufgezogen, sondern auch Feinabstimmungen an Griffen und Rahmen vorgenommen. „Jeder Spieler hat seine Vorlieben. Alle unterscheiden sich, richtig schwierige Anfragen haben wir aber nicht“, erklärt der Vertreter vom französischen Schlägerhersteller Babolat, der federführend für die Bespannung in Roland Garros ist. An Trainingstagen werden durchschnittlich vier Schläger pro Spieler geordert, während an Matchtagen schon mal bis zu zehn Rackets angefordert werden, ergänzt Triquigneaux.

Kukushkin spielt mit dem „Zehn-Kilo-Kescher“ – Nadal liebt Konstanz

„Rafael Nadal lässt zum Beispiel alle Schläger exakt mit 25 Kilogramm bespannen. Andere wollen unterschiedliche Varianten in ihrer Tasche haben – je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Spielsituation“, ergänzt der Franzose. Der „Matador“ sei auch einer der Akteure, die den „Live-Service“ während eines Matches nutzen. „Immer wenn Nadal den Schläger während des Matches wechselt, will er, dass dieser umgehend neu besaitet wird.“ Wenn der neunfache French-Open-Sieger also in den kommenden zwei Wochen in Paris auf Titeljagd geht, arbeiten im Hintergrund die Besaiter permanent daran, Nadals Material auf dem bestmöglichen Stand zu halten.

Wie Bespannungsexperte Gunther Strähletennisnet.comexklusiv imgroßen Service-Interviewverriet, setzen die meisten Spieler auf Polyestersaiten – vor allem die Hybridvariante aus Naturdarm und monofiler Saite ist weit verbreitet. Die Wünsche seien dabei von Spieler zu Spieler verschieden. „Natursaiten sind geeignet für Power, während die monofilen Materialien eher auf Haltbarkeit und Spin ausgerichtet sind“, unterstreicht Triquigneaux. Die durchschnittliche Bespannungshärte ging in den letzten 15 Jahren von über 27 auf 24 Kilogramm (Wert von 2015) zurück. Die „weichste“ Saite spielte im Vorjahr der KasacheMikhail Kukushkinmit knapp zehn (!) Kilogramm, währendDustin Brown32 Kilo aufziehen ließ.

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