French Open: Neues Schmuckkästchen im Grünen
Der Umbau des Stade Roland Garros ist beinahe abgeschlossen. Mit dem neuen Court Simonne Mathieu haben die Veranstalter den French Open eine außergewöhnliche neue Note verliehen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
28.05.2019, 09:51 Uhr

Von Jens Huiber aus Paris
Fast könnte man glauben, dass der Französische Tennisverband 2018 ein großes Ablenkungsmanöver gestartet hat. Vor Jahresfrist wurde der neue Court 18 präsentiert, ein Showcourt, der für Entlastung auf der übervollen Anlage sorgen sollte. Und der ein paar grandiose Matches zu bieten hatte, den Auftritt von Andrea Petkovic gegen Simona Halep etwa. Oder das Vier-Satz-Duell zwischen Dominic Thiem und Stefanos Tsitsipas.
2019 nun ist der Court 18 nicht nur zur Randnotiz verkommen, er hat sogar vier Zähler verloren, firmiert nun als Court 14. Hinter dem Court Suzanne Lenglen wurden einige Plätze geschleift, sehr zum Vorteil der Fans, die nun mehr Beinfreiheit genießen. Auch auf den bis dato zu schmalen Gehwegen.
Taylor Townsend macht den ersten Punkt
Das neue Prunkstück aber ist der Court Simonne Mathieu, exakt am anderen Ende des Stade Roland Garros gelegen als der Früher-18er/jetzt-14er. Die Bauarbeiten dafür haben länger als zwei Jahre gedauert, die Verhandlungen mit dem der Stadt Paris über den kolossalen Einschnitt in den Jardin des Serres d´Auteuil sicherlich ein Vielfaches davon. Herausgekommen ist ein intimes Tennisstadion im Grünen, auf dem auch Rafael Nadal seinen Spaß haben würde: Die Auslaufzonen sind ebenso großzügig bemessen wie auf dem größten Court der Anlage.

Natürlich wird Nadal keinen Fuß auf den Simonne Mathieu setzen, dafür ist der elffache Champion eindeutig zu prominent. Für die Chronisten bleibt indes festzuhalten: Taylor Townsend wird als jene Spielerin in die Geschichte der French Open eingehen, die auf dem neuen Court den ersten Punkt gewonnen hat, noch dazu gegen Garbine Muguruza, die Siegerin von 2016.

Mahut nun gegen Kohlschreiber
Simonne Mathieu, das wird den Besuchern auf dem Weg zum Stadion näher gebracht, hatte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur um den Tennissport verdient gemacht (und nach sechs erfolglosen Anläufen 1938 endlich den Einzel-Titel der French Open gewonnen). Die Französin schloss sich im Zweiten Weltkrieg General de Gaulle in London an, wirkte aus der englischen Hauptstadt heraus an der Organisation des französischen Widerstands mit.
Ein angemessener Ort also für ein Abschiedsmatch im Einzel für Nicolas Mahut. Dachten die Veranstalter am Sonntag. Dass Mahut dann Marco Cecchinato nach 0:2-Satzrückstand die Tür wies, beschaffte den Court Simonne Mathieu gleich einen ersten Klassiker. Sollte sich Nicolas Mahut, im vergangenen Jahr mit Pierre-Hugues Herbert Sieger im Doppel, ein Da Capo wünschen, bekäme das neue Stadion auch eine deutsche Note: Der Franzose trifft in Runde zwei auf Philipp Kohlschreiber.