Wimbledon: Roger Federer gegen Rafael Nadal - Alles zum Klassiker!
Es ist das scheinbar ewige Duell, das vermeintlich größte, das es im Tennis je gab: Roger Federer gegen Rafael Nadal, der Schweizer Maestro gegen den Stier aus Manacor. Im Halbfinale von Wimbledon treffen die beiden Giganten bereits zum 40. Mal aufeinander!
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
12.07.2019, 08:18 Uhr
Die Bilanz spricht recht deutlich für den 33-jährigen Nadal: Er war es, der den übermächtigen Federer, die klare Nummer eins, ab Mitte der 2000er-Jahre erst auf Sand, dann auf allen Belägen ärgerte und meist schlug. Problem für Einhänder Federer gegen Leftie Nadal: die Rückhand-Mühle, in die der Spanier den 37-jährigen Schweizer immer wieder mit seinem extremen Topspin drängte und Federer zwang, sein eigenes Spiel auf das von Nadal umzudrehen.
Seit dem Australian-Open-Finale 2017 hat sich die Lage jedoch geändert: Federer überraschte Nadal hier mit seiner offensiven Rückhand, die er einige Wochen später in Indian Wells und Miami nochmals imposanter schlug. Trotz Nadals 24:15-Bilanz und des letzten Siegs auf Sand bei den French Open: Die vorherigen fünf Matches der beiden gegeneinander gewann Federer.
Roger vs. Rafa - Die wichtigsten Duelle
Miami 2005, 3. Runde, Federer - Nadal 2:6, 6:7 (4:), 7:6 (5), 6:3, 6:1
Schon das zweite Duell zwischen Federer und Nadal ließ erahnen, dass sich eine ganz besondere Rivalität anbahnen sollte. Im Finale von Miami im Jahr 2005 führte Nadal mit 2:0-Sätzen und lag mit 5:3 im Tiebreak von Satz drei in Front, bevor Federer seine Aufholjagd startete und in fünf Sätzen siegte.
Rom 2006, Finale, Nadal - Federer 6:7 (0), 7:6 (5), 6:4, 2:6, 7:6 (5)
Ein Wahnsinnsmatch in 5 Stunden und 5 Minuten! Federer führte mit 4:1 im fünften Satz und hatte beim Stand von 6:5 und Aufschlag Nadal zwei Matchbälle am Stück, verzog jedoch zwei Vorhände. "Ich bin auf dem richtigen Weg, einen Schritt näher an ihm dran", sagte er im Anschluss.
Wimbledon 2007, Finale, Federer - Nadal 7:6 (7), 4:6, 7:6 (3), 2:6, 6:2
2006 hatte Federer auf seinem Lieblingsbelag gegen Nadal in vier Sätzen gesiegt, 2007 wurde zum Vorboten für das folgende Jahr - und ein Zeichen, dass Nadal vom Sandplatzspezialist zum Allrounder geworden war. Das Endspiel - ein Duell auf Augenhöhe, das vielen aufgrund des 2008er-Finals kaum in Erinnerung ist. Federer entkam im fünften Durchgang zu Beginn gleich zwei Mal einem 15:40 und holte schließlich seinen fünften Wimbledon-Titel in Folge. Nadal bezeichnete diese Niederlage als die schlimmste seiner Karriere, schließlich war nicht Roland Garros, sondern Wimbledon sein Kindheitstraum.
Roland Garros 2008, Finale, Nadal - Federer 6:1, 6:3, 6:0
Im dritten Paris-Endspiel zwischen Nadal und Federer war der Schweizer so chancenlos wie nie zuvor. Während er im Halbfinale 2005 sowie in den Finals 2006 und 2007 je einen Satz gewann, war 2008 nichts zu holen. Federer beging 49 unerzwungene Fehler und gewann am Ende nur vier Spiele. Die Distanz zu Nadal, zumindest auf Sand, wurde größer; ein Sieg Federers in Paris immer unwahrscheinlicher. (Federer schlug schließlich 2009 zu, als Nadal im Achtelfinale Robin Söderling unterlag; ein Endspiel zwischen Nadal und Federer gab es letztmals 2011, hier siegte Nadal in vier Sätzen.)
Wimbledon 2008, Finale, Nadal - Federer 6:4, 6:4, 6:7 (5), 6:7 (8), 9:7
Das Match überhaupt! Federer war anfangs, wie er später zugab, noch angeschlagen von der Paris-Pleite, spielte sich aber im Laufe des Matches frei. Legendär: sein Rückhand-Passierball beim 7:8 im Tiebreak des vierten Satzes. Laut Federer war dies der wichtigste Schlag seiner Karriere: Ohne ihn hätte es den fünften Satz nicht gegeben, und somit womöglich auch nicht das Match, das viele als bestes Tennismatch aller Zeiten betrachten. Für Nadal erfüllte sich mit dem Wimbledon-Sieg der große Traum. 2010 schlug er noch mal zu, gegen Tomas Berdych im Finale.
Australian Open 2009, Finale, Nadal - Federer 7:5, 3:6, 7:6, (3), 3:6, 6:2
Nadal hatte einen Fünf-Satz-Kampf im Halbfinale zu überstehen, damals gegen Fernando Verdasco (Dauer: 5 Stunden 14 Minuten!); Federer hingegen hatte nach seinem Match einen Tag mehr zur Erholung. Im Finale war bei Nadal von Müdigkeit jedoch keine Spur: Er siegte und musste bei der Siegerehrung den unterlegenen Federer ("This is killing me...") trösten.
Australian Open 2017, Finale, Federer-Nadal 6:4, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3
Das vielleicht unerwartetste Finale der beiden. Federer kam von einer sechsmonatigen Auszeit zurück, Nadal war ebenso verletzt. Federer hatte im Verlauf des Turniers zwei Fünf-Satz-Matches zu überstehen und Probleme am Oberschenkel, Nadal steckte das Halbfinale gegen Grigor Dimitrov in den Knochen. Das Endspiel wurde im fünften Satz zum Drama: Nadal führte 3:1, als Federer seine Aufholjagd startete und mit einer Hawk-Eye-Entscheidung seinen 18. Major-Titel holte.
Roger vs. Rafa - Die Zahlen
Das Duell: Nadal führt im direkten Vergleich mit 24:15 - ein deutlicher Vorsprung, den er sich vor allem dank vieler Matches auf Sand und Hartplatz erspielt hat, während es in der Halle und Rasen, also auf Federer-Terrain, nur wenige Duelle gab. Konkret liegt Nadal auf Sand mit 14:2 in Führung, auf Hartplatz (draußen) mit 8:6. In der Halle führt Federer mit 5:1, auf Rasen mit 2:1.
Grand-Slam-Matches: Bei den Majors trafen Nadal und Federer 13 Mal aufeinander - hiervon gewann Nadal 10 Matches. 6 Mal in Roland Garros, 3 Mal in Melbourne und 1 Mal in Wimbledon. Federer siegte bei den ersten beiden Matches auf dem Heiligen Rasen und 2017 in Melbourne.
Das erste Duell: Das erste Match-up zwischen Nadal und Federer liegt 15 Jahre zurück - 2004 in Miami war's, in Runde drei. Hier gab der 17-jährige Nadal die Richtung vor und gewann mit 6:3, 6:3. Federer sagte im Anschluss: "Er hat unglaubliche Schläge ausgepackt, das tun die Youngster. Ich habe schon viel von ihm gehört und ein paar seiner Matches gesehen, es ist keine große Überraschung." Auch das zweite Spiel der beiden fand in Miami statt, ein Jahr später. Federer gewann nach einem 0:2-Satzrückstand.
Die letzte Begegnung: Vor wenigen Wochen Jahren im Halbfinale der French Open. Bei äußerst windigen Verhältnissen gewann Nadal mit 6:3, 6:4, 6:2 - die ersten beiden Sätze waren dabei sehr umkämpft.
So sieht's auf Rasen aus: Auf Federers Lieblingsbelag führt der Schweizer mit 2:1. Von 2006 bis 2008 spielten Federer und Nadal die Wimbledonfinals aus, und Nadal kam immer näher dran. 2006 siegte Federer mit 6:0, 7:6 (5), 6:7 (2), 6:2; 2007 gewann er mit 7:6 (7), 4:6, 7:6 (3), 2:6, 6:2. 2008 siegte Nadal im vielleicht besten Spiel aller Zeiten mit 6:4, 6:4, 6:7 (5), 6:7 (8), 9:7. Wer sich also entsprechend aufwärmen will - bitte...
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