Goran Ivanisevic - „Nick Kyrgios möchte manchmal das Unmögliche beweisen“
Goran Ivanisevic, Wimbledon-Sieger von 2001, traut Nick Kyrgios immer noch einen Grand-Slam-Erfolg zu. Und kann die Probleme des Australiers gut nachvollziehen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
16.05.2020, 08:21 Uhr
Mit Australien verbindet Goran Ivanisevic mindestens eine gute Erinnerung: 2001 stand dem Kroaten mit Pat Rafter im legendären Montagsfinale von Wimbledon ein Mann aus Down Under gegenüber, Ivanisevic holte sich endlich den ersehnten Titel an der Church Road. Nachdem er in den Jahren zuvor mehrmals an Pete Sampras und im Endspiel 1992 an Andre Agassi gescheitert war. Das Markenzeichen von Ivanisevic in dessen bester Zeit: Ein Service, das kaum zu retournieren war. Aber auch zweite Aufschläge, die zwar schneller als 200 km/h waren, ihr Ziel aber meterweit verfehlten.
Was der geneigte Tennisfreund in dieser Form auch von Nick Kyrgios kennt. Ein Bruder im Geiste Ivanisevics gewissermaßen. Mit allem drum und dran. „Nick hat tief drin in sich Probleme“, erläutert Ivanisevic in einem Gespräch mit Todd Woodbridge auf dem YouTube-Kanal der Australian Open. „Er hält sich selbst für den Schlechtesten, und ich weiß, wie sich das anfühlt. Er kämpft mit 100 Leuten, und manchmal möchte er etwas beweisen, das unmöglich zu beweisen ist.“
Tennis braucht Kyrgios - und umgekehrt
Spielerisch hat Goran Ivanisevic, der 2014 Marin Cilic zum Gewinn der US Open gecoacht hat und derzeit Mitglied im Trainerstab von Novak Djokovic ist, keine Zweifel an den Fähigkeiten von Nick Kyrgios. „Es macht keinen Sinn, über sein Talent zu sprechen - weil er eines der größten Talente ist“, so Ivanisevic. „Er ist der Mann, der Grand-Slam-Turniere gewinnen kann. Er kann jederzeit gegen jeden gewinnen. Für mich ist er der beste Aufschläger im Tennis. Er kann mit dem Ball alles machen.“
Es wäre schade, sollte Kyrgios nicht in der Lage sein, aus seinem Talent Kapital zu schlagen und auch einmal ein richtig großes Turnier zu gewinnen. „Hoffentlich kann er sich ändern und es schaffen, weil ich glaube, dass er ein großartiger Kerl ist. Er ist witzig, gibt manchmal lustige Kommentare ab, manchmal ein wenig verrückte. Ganz tief drinnen ist er ein guter Junge. Und der Tennissport braucht Nick Kyrgios genauso wie Nick Kyrgios den Tennissport braucht.“