"Bin ein bisserl ein extremer Typ"
Ende Oktober in der Wiener Stadthalle wartet auf den ehemaligen Weltranglisten-Ersten der letzte ganz große Auftritt auf der Tennisbühne. In Linz zieht Muster eine positive Bilanz: „Zweite Karriere war für meinen Körper das Beste, was ich je gemacht habe.“
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
13.10.2011, 16:11 Uhr

Von Mario Sacher aus Linz
In wenigen Tagen geht mit einem letzten großen Auftritt in der Wiener Stadthalle die zweite Karriere von Thomas Muster zu Ende. Seit Juni 2010 hat er 25 Einzel-Matches, vorwiegend auf Challenger-Ebene, bestritten. Zwei davon, im September 2010 in Laibach gegen Borut Puc (Kroatien, ATP 503) sowie im September 2011 gegen den Argentinier Leonardo Mayer (ATP 101), konnte er für sich entscheiden.
„Meine zweite Karriere war unglaublich harte Arbeit, die mir aber auch den Lohn des Publikums gegeben hat. Bei allen Turnieren, die ich gespielt habe, waren die Center-Courts ausverkauft – und das ist schon ein unglaublicher Respekt, der mir da entgegengebracht wurde“, sagte der 44-Jährige nach der Abschieds-Exhibition für Sybille Bammer in Linz.
Muster: „Meine Frau hat keinen Tennisspieler geheiratet“
Bald wird auch Muster den (Profi-)Tennisschläger endgültig an den vielzitierten Nagel hängen. Seiner Frau Caroline Ofner hat er versprochen, spätestens mit 45 wieder zu Hause zu sein. „Wenn man ein paar Wochen weg ist und Turniere spielt, hat man Sehnsucht nach zu Hause. Das habe ich früher so nicht gekannt, das Heimweh. Aber ich habe eine Tochter, die so herzerfrischend ist und viele Dinge des Lebens so anders erscheinen lässt. Meine Frau hat ja keinen Tennisspieler geheiratet – keinen Thomas Muster, sondern einen Thomas. Und sie ist glaub ich auch ganz froh, wenn sich das Familienleben wieder etwas beruhigt und mir meine Tochter Maxim nicht mehr beim Ein- und Auspacken zusehen muss“, freut sich der Steirer schon wieder auf die Zeit danach.
„Wenn man ein Auto testet und keinen Crash baut, ist man nicht schnell“
Dass er wieder zu trainieren begonnen habe, sei für seinen Körper das Beste gewesen, das er je gemacht habe. „Ich kann überhaupt nicht klagen. Ich war vorher wesentlich schlechter beisammen, wenn ich mich so anschaue in der Früh, ist das jetzt schon um einiges besser. Ich bin halt ein bisserl ein extremer Typ. Man versucht den Körper zu reizen und das Letzte herauszuholen, und da tut‘s natürlich schon da und dort ein bisserl weh. Das muss man wegstecken. Es gibt keinen Sport, vor allem keinen Leistungssport, wo man keinen Schmerz verspürt – sonst geht man nicht an seine Leistungsgrenzen. Wenn man ein Auto testet und keinen Crash baut, ist man nicht schnell, man muss die Grenzen kennenlernen.“
„Ich kenne keinen Mittelweg“
Missen möchte er von seiner zweiten Karriere keine Sekunde: „Ich bin meiner Familie dankbar, dass sie die Zeit mit mir durchgestanden hat. Ich freue mich jetzt auf die Stadthalle. Ich werde heuer auch noch ein paar Senior-Events spielen. Nächstes Jahr werden wir schauen, vielleicht das eine oder andere Challenger. Aber es wird nichts mehr Großartiges passieren.“
Thomas Muster, der zwischen 1986 und 1997 44 ATP-Titel gewinnen konnte, ist und bleibt ein Mann der Extreme. „Ich kenne keinen Mittelweg“, erklärt er lachend. Und angesprochen auf seine Zukunft fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu: „Golf spielen habe ich schon hinter mir. Ich habe schon sämtliche Wälder durchforstet, um einen Ball zu suchen. Aber ich finde sicher wieder etwas.“