Günter Bresnik über Dominic Thiem im Jahr 2019: "Der Wohlfühlfaktor wird höher"
Dominic Thiems Headcoach, Mentor und Manager Günter Bresnik sagt, was ihm vor Beginn der diesjährigen Sandplatztournee seines Schützling durch den Kopf geht, was im Pflichtenheft steht und mit wem heuer noch zu rechnen ist.
von Fritz Hutter
zuletzt bearbeitet:
12.04.2019, 21:24 Uhr
Aufgezeichnet von Fritz Hutter
Günter Bresnik über...
... Spielverständnis: „Das zählt auf Sand noch viel mehr. Um den Punkt zu gewinnen, ist viel Spielintelligenz notwendig und Spielwitz. Zum Beispiel, im richtigen Moment einen Stopp einzustreuen, Varianten wie einen hohen Spin einen Slice, einen geraden Ball oder aber auch einen Netzangriff parat zu haben. Für wirklich erfolgreiches Sandplatztennis ist in Wahrheit das alles gefragt.“
... Beinarbeit: „Die ist grundsätzlich anders. Zwar wird mittlerweile auch am Hartplatz gerutscht, aber eigentlich ist das eine Entwicklung, die aus dem Sandplatztennis kommt. Gute Sandplatzspieler rutschen viel. Und die guten Sandplatzspieler von heute sind auch die guten Hartplatzspieler, weil die Beläge langsamer geworden sind. Nordamerikanische Spieler wirst du auf Hardcourt viel weniger rutschen sehen - einfach, weil sie die Technik nie erlernt haben. Bei uns hingegen gewöhnen sich bereits die Kinder die Rutscherei an ohne, dass du viel dazu sagen musst. Für wirklich erfolgreiches Sandplatztennis ist das Rutschen heute ein Muss. Aber es birgt durchaus auch eine gewisse Verletzungsgefahr. Wenn du in den Schlag rutscht, ist es deshalb wichtig, das Fußgelenk und auch das Knie zu fixieren. Im Endeffekt ist es eine Kunst...“
"Das Beste, was ich je von ihm gesehen habe" Günter Bresnik über Thiems Match gegen Nadal bei den US Open
... Belagswechsel: „Dominic Thiem zählt zu jenen Spielern, die im Prinzip gar keine Zeit brauchen, um sich von Hartplatz auf Sand umzustellen. Umgekehrt eher schon. Dass er vor seinem ersten Match in Indian Wells aber fast zwei Wochen dort trainiert hat, war genauso ideal wie der Umstand, dass er aus Südamerika ohne Zeitumstellung angereist ist und die Spieler auf der Anlage mitten in der Wüste entspannte Ruhe vorfinden.“
... Selbstvertrauen: „Ich glaube, dass sich Selbstvertrauen aus einem hohen, eigenen Leistungsvermögen entwickelt und nicht umgekehrt. Meisten passt es beim Dominic aber schon, wenn er erstens einmal gesund und zweitens körperlich fit ist - da haben sie in Indian Wells wirklich gut gearbeitet. Wenn dann noch solche Erfolge dazu kommen, dann ist das Tüpferl auf dem i. Das beste Tennis seines Lebens hat er für mich vergangenen Herbst gespielt. Mit dem Turniersieg in St. Petersburg und davor mit dem Viertelfinale bei den US Open gegen Rafael Nadal. Dieses Match hat er zwar nicht gewonnen, aber es war wahrscheinlich das beste, was ich je von ihm gesehen habe. Von der Leistung her hat er da gespürt, dass er auch auf der ganz großen Bühne bei den Allerbesten voll dabei ist.
... Erfahrung: „Ich glaube schon, dass heuer wieder ein insgesamt stärkerer weil noch erfahrenerer Dominic Thiem in die europäische Sandplatzsaison startet. Mittlerweile kommt er auch zu ganz großen Turnieren hin wie nach Hause. Alles wird viel natürlicher, der Wohlfühlfaktor dadurch höher. Alles, was ihn am Beginn seiner Karriere auf den teils riesigen Anlagen regelrecht beeindruckt und ihm fast Ehrfurcht eingejagt hat, ist heute einer positiven Selbstverständlichkeit gewichen.
... Sandplatzspezialist: „Klar hat der Dominic die meisten seiner Punkte auf Sand gemacht. Wer in Paris dreimal hintereinander das Semifinale erreicht, zählt logischerweise zu den allerbesten Sandplatzspielern. Nur sein Spiel ist eigentlich prädestiniert für Hartplatz. Vom Aufschlag her, aber auch vom stark verbesserten Return und einem Repertoire, das es ihm grundsätzlich ermöglicht, praktisch jeden Gegner wegzuspielen. Dazu hat er auch schon ein Rasenturnier gewonnen und dabei den Federer rausgenommen. Er ist ein Spieler, der aufgrund seiner technischen Möglichkeiten auf jedem Belag sehr stark spielen kann. Das tut er auch, aber manchmal wundere ich mich fast, dass er auf Hartplatz nicht noch bessere Resultate vorzuweisen hat."
"Er spielt wieder schneller, zupft nicht mehr so extrem herum und bewegt sich noch einmal besser. Ein Wahnsinn!" Bresnik über Rafael Nadal
... Rafael Nadal: „Beeindruckend, wie sich Rafael Nadal immer wieder weiterentwickelt. Der zählt zu den allerbesten Spielern aller Zeiten und verbessert sich noch immer jedes Jahr! Der Volley, der Slice, der Aufschlag ... Jetzt spielt er wieder schneller, zupft nicht mehr so extrem herum und bewegt sich noch einmal besser. Ein Wahnsinn - und auf Sand natürlich die Nummer 1!
... Weitere Konkurrenten: Der Djokovic? Garantiert auch wieder ganz vorne dabei. Ein Wawrinka? Hundertprozentig. Das nächste Thema ist Roger Federer. Der wird oft als Rasenspezialist hingestellt, aber wenn er auch auf Sand wieder einsteigt, dann ist mit ihm zu rechnen. Seine Bilanz aus Siegen und Niederlagen ist auch auf Sand eine der besten. Bei sehr vielen Turnieren konnte er erst frühestens im Semifinale und von Nadal gestoppt werden. Von den ganzen jungen Spielern bin ich auf einen Karen Khachanov sehr gespannt. Dazu auf Stefanos Tsitsipas und auf die Kanadier Denis Shapovalov und Felix Auger-Aliassime - einer von diesen Floatern, die zwar noch ungesetzt sind, die du aber nicht in den ersten beiden Runden spielen willst. Dazu ist natürlich Sascha Zverev ein Dauerthema, genau wie eigentlich auch alle anderen aus den Top 10.“