Günter Bresnik über Horst Skoff: "Liebte ihn wie einen kleinen Bruder"

Günter Bresnik reflektierte dieser Tage seinen schönsten Sieg in Wien - es ist einer mit traurigem Ende.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 28.10.2021, 23:12 Uhr

Horst Skoff
Horst Skoff

"Der Turniersieg mit Horst Skoff 1988", so Bresnik im Gespräch mit heute.at über seinen schönsten Trainermoment in der Wiener Stadthalle. Zur Erinnerung: Damals hatte Skoff im Endspiel gegen Thomas Muster gesiegt, in einem durchaus ereignisreichen Finale: Muster war geschwächt von einer Lebensmittelvergiftung angetreten, Skoff knickte im Match um, brachte es aber am Ende ins Ziel, zum ersten Sieg gegen den großen Rivalen. Zwei Jahre später gewann Skoff erneut gegen Muster in Wien, damals im Halbfinale, am Ende war aber Anders Jarryd zu stark./

Bresnik erinnerte sich vor allem an das Jahr vor dem Sieg. 1987 hatte er die Zusammenarbeit mit Skoff begonnen, "da spielte er auch gegen Muster, bekam aber bei 4:1 im ersten Satz Krämpfe." Ab dem nächsten Tag gingen die beiden joggen. Vom Tennis habe er, Bresnik, zu dieser Zeit noch kaum Ahnung gehabt, aber Skoff war im Jahr darauf fit - und siegte. "Das tat ihm gut, aber auch mir als Trainer", so Bresnik, der sich seinen guten Ruf als Tenniscoach damals erst noch erarbeiten musste.

Günter Bresnik: Kontrollwahn auch wegen Horst Skoff

Die Wege von Bresnik und Skoff trennten sich jedoch bald, als Skoff zu Walter Lutschinger als Manager überlief - zu viel Show für Bresnik. Skoff, ehemals Weltranglisten-18., hing lange der Ruf nach, nicht genug aus seinem Talent gemacht zu haben. 1995 rutschte er im Ranking weit ab, die Top 100 knackte er danach nie mehr. Seine Trennung von Bresnik bereute er später, eine Annäherung gab es erst 2008 wieder, wie Bresnik in seinem Buch Die Dominic-Thiem-Methode einst schrieb, Skoff habe etwas Großes mit ihm besprechen wollen. Dazu kam es nicht mehr: Kurz nach dem Gespräch verstarb Skoff mit nur 39 Jahren unter nach wie vor ungeklärten Umständen im Hamburger Rotlichtmilieu.

Die Zeit mit Horst Skoff, aber auch die Zeit danach - sie hat bis heute Auswirkungen auf Bresniks Leben. "Den Kontrollwahn, den ich entwickelt habe, der hat vielleicht auch damit zu tun, was aus Skoff wurde, nachdem ich Einfluss auf ihn verloren hatte", erklärte er nun gegenüber heute.at. Und gestand, sich immer noch zu hinterfragen, ob er Skoffs Tod hätte verhindern können. Bresnik sagt: "Ich liebte ihn wie einen kleinen Bruder."

von Florian Goosmann

Freitag
29.10.2021, 13:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.10.2021, 23:12 Uhr