Hat China das Zeug für ein fünftes Grand-Slam-Turnier?
Tennis wird im Land des Lächelns immer populärer. Die Turnierdirektoren in China äußern bereits ihre Visionen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.11.2013, 09:57 Uhr

Der Tennismarkt in China befindet sich im stetigen Wachstum. 2014 werden drei ATP-Turniere und fünf WTA-Turniere im Land des Lächelns ausgetragen. Der French-Open-Sieg von Na Li im Jahre 2011 hat einen Tennisboom in China ausgelöst. Zwar liegt Tennis in der Beliebtheitsskala der Sportarten nur auf Platz sieben, aber der weiße Sport gilt als hoffnungsvollste Sportart in den nächsten Jahren. Die chinesischen Sportler sind bereits in Schlägersportarten wie Tischtennis und Badminton die Weltmacht. Im Tennis hingegen liegen sie vor allem im Herrentenns noch weit zurück. Kein Spieler aus China steht derzeit unter den Top 200 im ATP-Ranking.
Die chinesische Regierung setzt auf die Karte Tennis und pumpt Millionen in die Infrastruktur und Ausbildungsprogramme. Seit zwei Jahren gehört Tennis zudem zum öffentlichen Schulprogramm. Die Profis kommen gerne nach China. Das zeigt, dass die Spieler das Turnier in Shanghai von 2009 bis 2012 zum besten Turnier der 1000er-Serie gewählt haben. „Unsere Philosophie ist, dass wir den Aufenthalt in Asien so angenehm wie möglich machen und dass man absolut alles hat, was man in einer Spielstätte gerne hätte. Ich glaube, dass wir das erreicht haben“, sagt Michael Luevano, der Turnierdirektor des ATP-Masters-1000-Turniers in Shanghai in der englischen Zeitung „The Guardian“.
„Du kannst dich nicht in Tradition einkaufen“
China hat sich zum Tennisstandort Nummer eins in Asien entwickelt. In den Neunzigern wurde wegen des großen Tennisbooms in Deutschland darüber spekuliert, ob Deutschland Standort eines fünften Grand-Slam-Turniers werden könnte. Mittlerweile gibt es in China das ambitionierte Ziel, irgendwann ein fünftes Major zu veranstalten. „Du kannst dich nicht in Tradition einkaufen, du kannst nicht Wimbledon kaufen. Aber ich denke, dass China das fünfte Major sein kann, keine Frage. Shanghai geht in diese Richtung, das fünfte Major-Event zu werden“, erklärt Luevano.
Auch Alfred Zhang, der Turnierdirektor beim ATP-World-Tour-500-Turnier in Peking, hat dieses ehrgeizige Ziel. „Das ist vielleicht ein unrealistisches Ziel in der nahen Zukunft, aber es sollte die Richtung sein, die wir einschlagen“, sagte Zhang gegenüber „China Daily“. Ob in China irgendwann das fünfte Grand-Slam-Turnier stattfindet, steht in den Sternen. Es dürfte auch gegen die Interessen der Australian Open sein, die sich seit 2003 als Grand Slam von Asien-Pazifik bezeichnen.
Konkurrent Australian Open
„Ich weiß, dass sich die Australian Open als Grand Slam von Asien-Pazifik vermarkten, aber ich kapiere den asiatischen Teil nicht. Seid ihr wirklich Asien? Ihr seid Australien. Ihr seid euer eigenes Gebilde“, spricht Luevano etwas spöttisch über die Australian Open. Na Li machte 2008 sogar den Vorschlag, dass die Australian Open wegen des besseren Klimas nach Shanghai ziehen könnten.
Todd Woodbridge, die große australische Doppellegende, glaubt nicht daran, dass die Australian Open ihren Status als viertes Grand-Slam-Turnier verlieren werden. „Ich denke nicht, dass das passieren wird. Die Regierung hat enorm in den Sport und in den Bezirk im Melbourne Park investiert, um zu gewährleisten, dass die Australian Open bleiben. 2015 werden wir drei überdachte Plätze haben. Asien wird dennoch von 2030 an Druck auf uns ausüben“, erklärte Woodbridge gegenüber „The Guardian“.(Text: cab; Foto: GEPA pictures)