Iliyan Radulov - der legitime Nachfolger von Grigor Dimitrov?

Als Jugendlicher hat Iliyan Radulov schon in der Weltspitze mitgemischt. Nun möchte er den nächsten Schritt machen. Im Interview mit tennisnet.com erklärt der Bulgare seine Pläne.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 11.09.2024, 13:15 Uhr

Iliyan Radulov war als Junior einer der besten Spieler der Welt
© Florian Heer
Iliyan Radulov war als Junior einer der besten Spieler der Welt

Ein Blick auf die ATP-Weltrangliste offenbart, dass es nicht viele Spitzenspieler aus Bulgarien gibt. Mit Grigor Dimitrov hat man zwar die aktuelle Nummer 10, danach muss man aber schon etwas blättern bis schließlich Adrian Andreev auf Position 203 folgt. 

Mit Iliyan Radulov verfügt das Land am Schwarzen Meer allerdings über einen vielversprechenden Nachwuchsspieler. Der 19-jährige aus Plovdiv ist die ehemalige Nummer 4 der Juniorenweltrangliste. Bei den Australian Open als auch in Wimbledon 2023 erreichte Radulov jeweils das Viertelfinale. 

Nun versucht er sich auch auf dem Pro Circuit zu etablieren. Beim ITF World Tennis Tour M15 Turnier im vergangenen Jahr im bulgarischen Pazardzhik konnte Radulov seinen ersten Titelgewinn verzeichnen und wird aktuell als Nummer 766 der Welt auf seiner bisher besten Platzierung im ATP-Ranking geführt. 

Bei der Copa Alameda vergangene Woche in Madrid schaffte Radulov den Sprung in die Vorschlussrunde, wo er schließlich dem späteren Turniersieger Michiel de Krom aus den Niederlanden knapp unterlag. 

Wir haben uns in der spanischen Hauptstadt mit dem Youngster zum Interview verabredet.


Tennisnet: Du bist ein junger Spieler. Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben?

Iliyan Radulov: Ich würde mich als aggressiven Grundlinienspieler beschreiben. Es gibt noch einiges in meinem Spiel zu verbessern. Darauf lege ich auch mein Hauptaugenmerk. 

Wie sieht dein Trainingsumfeld aus? Wo hast du deine Base?

Ich bin hier mit einem Trainer. Früher war ich in meiner Heimatstadt Plovdiv in Bulgarien, bin aber vor einem Jahr an das TEC-Tennis Empowerment Center in Barcelona gezogen. Meine Familie kann es sich nicht leisten, viel zu reisen, und hier in Spanien kann ich an mehr Turnieren teilnehmen als in Bulgarien, wo es nur zwei Challenger und ein paar Futures gibt. Zu Hause habe ich den ganzen Tag mit meiner Schwester trainiert, was nicht gerade die besten Voraussetzungen sind, um ein professioneller Tennisspieler zu werden (lacht). Hier kann ich mit sehr guten Spielern trainieren.

Erhältst du Unterstützung vom Bulgarischen Tennisverband?

Es ist praktisch nichts und lässt sich nicht mit anderen Ländern vergleichen.

Bist du das erste Mal hier im Club de Tenis Alameda?

Ja.

Was sind deine Eindrücke von diesem und anderen Turnieren in Spanien?

Jeder Club in Spanien ist großartig. Ich komme aber aus einem kleinen Club mit nur drei Plätzen (lacht).

Hast du bereits Spanisch gelernt?

Ich spreche ein wenig, aber ich habe jetzt auch begonnen, mit einem Lehrer zu lernen.

Du warst als Junior unter den Top 4 der Welt. Was sind die größten Herausforderungen beim Übergang vom Junior- zum Profi-Niveau?

Auf dem Pro Circuit ist es schwieriger. Man muss um jeden Punkt kämpfen, jedes Match ist hart. Man muss sehr solide und mental stark sein.

Im vergangenen Jahr konntest du bereits deinen ersten Titel auf der ITF World Tennis Tour feiern. Wie war die Erfahrung?

Es war unglaublich. Das Turnier fand quasi vor meiner Haustür statt. Ich hatte viel Unterstützung von Freunden und Familie. Ich habe es sehr genossen.

Als nächstes wirst du Teil des bulgarischen Davis-Cup-Teams sein.

Ich war schon vorher mit dem Team unterwegs, aber nur als Sparringspartner. Jetzt werde ich zum ersten Mal Teil der Mannschaft sein, und ich bin wirklich aufgeregt, besonders weil das Spiel in meiner Heimatstadt stattfinden wird. Das macht es noch besser. Ich hoffe, dass wir die Begegnung gegen El Salvador gewinnen.

Was sind deine persönlichen Ziele?

Wir denken im Moment nicht so sehr an die Platzierungen in der Rangliste. Es geht darum, mein Spiel zu verbessern, und darauf konzentrieren sich mein Trainer und ich.

Welche Hobbys hast du, wenn du nicht auf dem Platz stehst?

Ich interessiere mich nicht so sehr für Fußball. Ich schaue gerne Filme und lese auch hin und wieder ein Buch. Wenn ich auf Tour bin, gehe ich auch mal gerne die Städte erkunden, in denen die Turniere stattfinden. Außerdem verbringe ich gerne Zeit in Barcelona.

Hast du Vorbilder?

Roger Federer war immer mein Lieblingsspieler. Ich mag auch Grigor Dimitrov, weil sein Spielstil seinem ähnelt. Und natürlich, weil er Bulgare ist. Ich unterstütze ihn sehr. Von den jüngeren Spielern gefällt mir Jannik Sinner am meisten.

Vielen Dank und alles Gute!

von Florian Heer

Mittwoch
11.09.2024, 17:35 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.09.2024, 13:15 Uhr