Interview mit PTPA-Chef: Mehr Fragen als Antworten

US-Journalist Ben Rothenberg hat mit PTPA-Geschäftsführer ein Interview geführt, das mehr Fragen aufwirft, als dass welche beantwortet werden.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 22.03.2025, 10:07 Uhr

Der PTPA scheint es im Tennis zu italienisch zuzugehen - im Bild Jannik Sinner und ATP-Chef Andrea Gaudenzi
© Getty Images
Der PTPA scheint es im Tennis zu italienisch zuzugehen - im Bild Jannik Sinner und ATP-Chef Andrea Gaudenzi

Ben Rothenberg ist ein streitbarer Geist (frag nach bei Alexander Zverev, mit dem Rothenberg eine juristische Auseinandersetzung hatte), aber eben auch ein Journalist, der seit Jahren dem Tennissport folgt und mit der Materie bestens vertraut ist. Rothenberg hat für die New York Times geschrieben, seit ein paar Monaten publiziert er für das Portal „Bounces“. Und für dieses Portal hat Rothenberg nun Ahmad Nassar interviewt, den Geschäftsführer der PTPA. Entstanden ist ein Gespräch, das einen ziemlich ratlos hinterlässt. Was nicht an Ben Rothenberg liegt.

Nassar ist seit 2022 bei der PTPA, er leitet die Geschäfte als „Executive Director“. Allerdings wird vermutet, dass auch Bill Ackman eine Rolle spielt. Der bekannte Hedgefonds-Manager, dem der Ruf vorauseilt, im Bereich de Sports den Einfluss von privaten Investoren zu Ungunsten der Verbände stärken zu wollen, finanziert jedenfalls „Winners Alliance“, ein Unternehmen, bei dem Ahmad Nassar ebenfalls als Chef fungiert.

Rothenberg spricht diese Verbindung im Interview an. Nassar bestreitet indes dass Ackman eine Rolle bei der PTPA habe. Erstaunlicherweise habe er Ackman aber eine Vorwarnung gegeben, dass die Klage komme, so Nassar. 

Djokovic wird von der Klage nicht profitieren

Im Interview werden viele Fragen behandelt, beinahe zu viele. Einige sollen aber im Folgenden erläutert werden. Zunächst einmal, warum Novak Djokovic nicht als Kläger auftritt. Dazu Nassar: „Ich habe gestern mit Novak vor der Einreichung der Klage lange gesprochen. Und wir sind uns in allem einig. Das ist eine Gelegenheit für andere Spieler, in den Vordergrund zu treten. Weil Novak wird davon nicht profitieren, da sind wir ehrlich. Für ihn ist es eher eine Ablenkung.“

Interessanterweise hat Djokovic ja nur wenige Stunden später gesagt, dass er nicht mit allen Punkten der Klageschrift übereinstimmt. Und dass ihm die Wortwahl teilweise zu scharf war.

Nächstes Thema: der „Sitz am Tisch“. Der wird von Ahmad Nassar für die PTPA gefordert, die gerne bei allen Entscheidungen im Tennissport beteiligt sein wollen. Einwand von Ben Rothenberg: Müsste die PTPA da nicht auch Mitgliedschaften haben, so wie andere Gewerkschaften auch? Das sieht Nassar nicht so - schließlich hätte die PTPA potenziellen Mitgliedern durch den fehlenden „Seat at the Table“ ja kaum etwas zu bieten. Dass die Spieler durch das Players Council in der ATP sehr wohl ein Mitspracherecht haben, lässt Nassar hier gerne unter den Tisch fallen.

Zu viel Italien im Tennis?

Besonders abstrus wird es dann in Sachen Jannik Sinner. Zunächst sagt Nassar, dass die Passage in der Klageschrift zum Fall des Weltranglisten-Ersten nicht gegen Sinner gerichtet wäre. Schließlich sei Sinner unfair behandelt worden (wenn auch nicht ganz so unfair wie Tara Moore). Ein paar Sätze weiter impliziert Nassar dann aber doch, dass Sinner relativ ungeschoren davongekommen sei, weil er sich dem Kartell gegenüber wohl verhalten habe.

Eine berechtige Frage wird indes auch aufgeworfen: nämlich die Konzentration der großen Tennis-Veranstaltungen in Italien. Nach den ATP Finals wird ja auch die Endrunde des Davis Cups in absehbarer Zukunft im Heimatland von Jannik Sinner, vor allem aber von ATP-Chef Andrea Gaudenzi stattfinden. Warum das so ist - da wäre ein bisschen mehr Transparenz tatsächlich hilfreich.

Das gesamte Interview gibt es hier.

von Jens Huiber

Samstag
22.03.2025, 15:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.03.2025, 10:07 Uhr