Ist Juan Martin del Potro ein „Hall of Famer“?
In ein paar Jahren wird darüber entschieden, ob Juan Martin del Potro in die Ruhmeshalle des Tennissports aufgenommen werden soll. Es sprechen viele Argumente dafür.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
03.12.2024, 10:11 Uhr
267 Spieler und Spielerinnen aus 28 Ländern haben bislang einen Platz in der International Tennis Hall of Fame in Newport ergattert. Die drei jüngsten Mitglieder werden Maria Sharapova und Bob und Mike Bryan sein. In den USA sagt man zu Kandidaten dieses Kalibers wohl „No Brainer“ - da muss man nicht zweimal drüber nachdenken.
Aufgenommen wird man frühestens fünf Jahre nach seinem Rücktritt, die Entscheidung fällt auch über eine Publikumsabstimmung. So gesehen sollte Juan Martin del Potro um das Jahr 2030 herum ziemlich gute Chancen haben, in Newport eine gewohnt sympathische Rede bei seiner Einführung halten zu können. Denn eines ist klar: Alle lieben DelPo!
Muster nicht in der Hall of Fame
Wie aber sieht es mit den sportlichen Meriten aus? Und da kommen wir, wie fast immer in dieser Diskussion, bei Thomas Muster an. Denn eine Hall of Fame ohne den großen Österreicher können wir nicht ernst nehmen. Schon gar nicht unter Berücksichtigung der Comeback-Geschichte nach dem Auto-Unfall im Frühjahr 1989.
Verletzungen waren indes auch Juan Martin del Potro nicht fremd. Am Handgelenk. Am Knie. Überhaupt. Und so ist es bei jenem einen Grand-Slam-Titel 2009 in New York City geblieben. Dieser Triumph war aber aufgrund des Spielverlaufs im Endspiel ebenso bemerkenswert wie wegen der Tatsache, dass del Potro den Lauf von fünf Titeln in Folge von Roger Federer bei den US Open stoppte (es sollte auch beim Maestro kein weiterer folgen).
Del Potro mit zwei Olympia-Medaillen
22 Titel hat del Potro insgesamt geholt, den ersten 2008 in Stuttgart, den letzten knapp zehn Jahre später in Indian Wells. Bezeichnenderweise wieder im Finale gegen Federer. Und da ist ja auch noch der Sieg mit dem argentinischen Davis-Cup-Team 2016 in Kroatien. Damals war auch Diego Maradona im Publikum, sah del Potro und Kollegen in Zagreb die legendäre Salatschüssel gewinnen. Das hat Juan Martin del Potro einem Thomas Muster voraus, dafür schaffte es der Österreicher bis an die Spitze der Weltrangliste.
Aber da war ja auch noch Olympia. Mit zwei Medaillen. 2012 in London verlor del Potro ein Halbfinal-Epos gegen Roger Federer, schlug danach im Match um die Bronzemedaille aber Novak Djokovic. Eben den schickte er vier Jahre später schon in Runde eins nach Hause (insofern passend, dass Djokovic de Potro das letzte Tennisgeleit gab). Und in Rio de Janeiro ging es sogar noch eine Stufe höher, es reichte zu Silber für Juan Martin del Potro.
Ein „No Brainer“ also? Vielleicht nicht ganz. Aber in jedem Fall ein mehr als valider Kandidat.