Jo-Wilfried Tsonga über den alltäglichen Rassismus
Nicht nur in den USA sehen sich dunkelhäutige Menschen nach wie vor rassistischen Zumutungen ausgesetzt. Jo-Wilfried Tsonga hat solche sein Leben lang erlebt.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
02.06.2020, 15:37 Uhr

Die aktuellen Ereignisse in den USA halten die Welt in Atem, zahlreiche prominente Sportler haben ihre Solidarität mit den Opfern von Polizeigewalt öffentlich bekundet. Aus der Tennisszene war Cori Gauff eine der Ersten, Frances Tiafoe oder Sloane Stephens gaben ebenfalls starke Statements ab. In Europa hat nun Jo-Wilfried Tsonga in einem Interview mit France Info TV den alltäglichen Rassismus in seiner Jugend erklärt. Ein Rassismus, der aber auch zu einer Zeit noch virulent war, als Tsonga längst in der erweiterten Weltspitze mitspielte.
„Am Anfang startete es mit kleinen Spitznamen“, so Tsonga. „Dann kleine Beleidigungen. Danach kann ich mich daran erinnern, Opfer von, sagen wir, missbräuchlichen Kontrollen geworden zu sein. Vor allem Identitätskontrollen auf der Straße, wenn meine Freunde niemals kontrolliert wurden. Ich wurde in manche Etablissements nicht reingelassen, wenn ich mit meinen Freunden ankam. Da haben sie gesagt: `Du kannst nicht rein, aber Du schon.´“
Tsonga mit lebenslangen Wunden
„Zu Beginn meiner Karriere haben mich bestimmte Sportmedien immer als `Jo-Wilfried Tsonga - Sohn eines kongolesischen Vaters´ bezeichnet. Und ich habe nie verstanden, warum das so wichtig war. Ich war Franzose. Wir hatten ja bereits Yannick Noah, den `Franko-Kameruner´. Aber komischerweise haben wir nie von `Pioline, dem Franko-Romanier´`gehört.“
„Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, wo der Fehler liegt. Es gibt Dinge, die haben unauslöschliche Wunden bei mir hinterlassen, die ich mein Leben lang behalten werde. Ich habe Leute auf der Straße getroffen, die ihre Taschen vor mir versteckt haben. Und das hat sehr weh getan.“