Joel Schwärzler im Interview: "Wir haben klare Ziele"
Joel Schwärzler war die vergangenen beiden Wochen bei den ATP-Chalenger-Turnieren in Kigali im Einsatz. Und hat sich für ein Interview mit tennisnet.com Zeit genommen.
von Florian Heer
zuletzt bearbeitet:
05.03.2025, 07:52 Uhr

Von Florian Heer aus Kigali
Mit gerade einmal 19 Jahren zählt Joel Schwärzler zu den vielversprechendsten Talenten im österreichischen Tennis. Nach seiner erfolgreichen Juniorenkarriere ist der junge Vorarlberger nun ausschließlich auf dem Pro-Circuit unterwegs. Ende letzten Jahres gab Schwärzler bekannt seine Zusammenarbeit mit den österreichischen Tennisverband zu beenden und ab dieser Saison an der Academy von Juan Ozón-Llácer in Barcelona zu trainieren.
Beim Rwanda Challenger in Kigali konnte Schwärzler weitere wertvolle Erfahrungen gegen etablierte Spieler sammeln – unter anderem lieferte er sich in der ersten Woche der Turnierserie in Zentralafrika ein hart umkämpftes Duell mit Landsmann Maximilian Neuchrist, in dem er schließlich in drei Sätzen unterlag.
Tennisnet: Joel, ein nicht alltäglicher Platz für ein Interview. Wir sind in Kigali, Ruanda. Wie sind deine Eindrücke?
Joel Schwärzler: Das ist sicher nicht der Ort, wo ich dachte ein Interview zu geben (lacht). Der Eindruck war von Beginn an sehr gut. Es ist sehr grün, was ich in Zentralafrika nicht wirklich erwartet habe, da es sehr trocken ist. Es ist aber wunderschön hier. Auch die Turnierorganisation ist sehr gut. Man merkt, dass sie mit dem Turnier etwas Gutes erreichen möchten. Das kommt den Spielern natürlich zugute. Insgesamt ist alles sehr positiv.
Was hat den Ausschlag ausgegeben, dass du beim zweiwöchigen Rwanda Challenger an den Start gehen wirst?
Ich wollte auf Sand spielen, und die Turniere in Europa beginnen erst nächste Woche. Es ist zwar eine etwas weitere Reise, aber ich dachte, dass mir auch die Höhenlage liegen wird. Die erste Woche hier war zwar nicht berauschend, aber wenn ich meine Sachen zusammenbringe, kann ich mit einem positiven Gefühl nach Hause … nach Barcelona fliegen, was etwas Neues ist (lacht).
Stichwort Barcelona. Du hast Ende letzten Jahres angekündigt, dass sich die Trainingssituation verändern wird. Kannst du kurz skizzieren, was den Ausschlag ausgemacht hat?
Ich habe mich dazu entschieden etwas Neues zu probieren und die Wahl fiel auf die Academy von Juan Ozón-Llácer. Es gibt dort ein ganzes Team an Coaches, aber Juan ist für mich zuständig und er ist derjenige, der auch mit mir auf dem Platz steht. Es läuft alles sehr gut und ich bin happy. Juan und ich haben eine gute Verbindung gefunden. Wir haben klare Ziele. Wir arbeiten gemeinsam hart daran diese zu erreichen. Ich möchte in diesem Jahr mein Level verbessern und in die Qualifikation der Grand Slams zu kommen. Das letzte halbe Jahr war schwierig. Die Trennung vom Verband war nicht einfach, da ich noch keinen Ersatz hatte. Ich konnte dann bei Günter (Bresnik) bis Saisonende trainieren, was mir sehr geholfen hat. Jetzt stehe ich aber zu der Entscheidung mit Juan weiterzuarbeiten. Am Ende der Karriere werden wir sehen, ob es die richtige war.
Hast du auch einen Mental-Coach?
Nein, nicht wirklich. Ich denke, dass ich es momentan selbst lösen kann. Ich hatte es mal versucht, aber schlussendlich liegt es an mir die Leistung abzurufen.
Du hast die Saison in Südamerika begonnen. War dies bereits durch den neuen, spanischen Einfluss bedingt?
Nein. Der Grund war, dass ich auf Sand starten wollte. Dazu sind die Turniere dort sehr gut besetzt. Ich wollte auf diesem hohen Niveau spielen und Matches bestreiten. Das ist besser als irgendwo im nirgendwo Futures zu spielen und vielleicht jede Woche ins Halbfinale zu kommen. Ich wollte mich aber auf dem für mich zurzeit höchstmöglichen Level messen. Die Resultate waren insgesamt nicht überragend, aber ich habe einen soliden Swing absolviert. Mein letztes Match habe ich knapp verloren, aber es waren überaus positive vier Wochen. Ich war das erste Mal in Südamerika, in wunderschönen Ländern. Die Atmosphäre war sehr gut und trotz der ein oder anderen Niederlage hat es Spaß gemacht.
Wie steht es um deine Spanischkenntnisse?
Diese sind noch nicht so gut (lacht). Ich höre zu und verstehe auch etwas, aber vielleicht muss ich mir eine App zum Lernen runterladen und dafür auf die ein oder andere Netflix Serie verzichten. Es ist eine wunderschöne Sprache, die ich schon immer beherrschen wollte. Ich hoffe mich dazu überwinden zu können ein wenig Zeit ins Lernen zu investieren.
Es bestand die Möglichkeit in Ruanda an einer Safari-Tour teilzunehmen. Warst du mit dabei?
Ich war bei der Safari nicht dabei, da ich es bereits aus Südafrika kenne. Hätten andere Österreicher teilgenommen, wäre ich aber sicher mitgegangen. Es ist wunderschön die Tiere zu sehen. Dazu mit den Kumpels einen Tag zu verbringen ist auch eine tolle Sache. Wir haben aber noch Doppel gespielt und es ist sich leider nicht ausgegangen.
Du bist in Südafrika geboren. Ist eine Reise nach Ruanda auch ein wenig mit Heimatgefühl verbunden?
Ruanda liegt zwar auf dem afrikanischen Kontinent, aber es ist schon noch etwas anderes und noch relativ weit entfernt. Ich war letztes Jahr in Südafrika im Urlaub und vermisse es schon ein wenig. Nichts ist wie zu Hause. Am liebsten würde ich von hier gleich noch ein wenig weiter südlich reisen. Natürlich aber erst wenn die Arbeit zum Saisonende erledigt ist.
Dann viel Erfolg dabei und vielen Dank.