Juan Martin del Potro - Sehen wir heute sein letztes Match?
Sollte Juan Martin del Potro heute Abend in Buenos Aires tatsächlich zurücktreten, dann hinterlässt der Argentinier viele große Erinnerungen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
08.02.2022, 07:20 Uhr
Wenn Alexander Zverev dieser Tage seinen Unmut über das seit 2019 eingeführte Finalformat im traditionsreichsten Mannschafts-Wettbewerb im Tennissport Ausdruck verleiht, dann verweist er gerne auf den „echten Davis Cup“. Nun: Kaum jemals war der Davis Cup in den vergangenen Jahr echter als beim Finale zwischen Kroatien und Argentinien 2016 in Zagreb. Und mittendrin Juan Martin del Potro, der mit dem Rücken zur Wand ein unglaubliches Comeback gegen Marin Cilic aus dem Ärmel zog.
Argentinien war mit einem 1:2-Rückstand in den Schlusstag gegangen, del Potro verlor gegen Cilic die ersten beiden Sätze, es sah extrem düster für die Gäste aus. Angefeuert unter anderem vom besten Fußballer der letzten Jahrzehnte - wahrscheinlich sogar: aller Zeiten - schaffte „DelPo“ noch die Wende. Gewann erstmals in seiner Karriere überhaupt ein Match nach 0:2-Satz-Defizit. Und versetzte Diego Maradona und die anderen mitgereisten Fans ins Delirium. Was natürlich erst dadurch veredelt wurde, dass Federico Delbonis das entscheidende Einzel gegen Ivo Karlovic zum argentinischen Gesamtsieg ins Trockene brachte.
Zwei Medaillen für del Potro bei Olympia
Apropos Delbonis. Der könnte heute tatsächlich derjenige sein, der die Karriere von Juan Martin del Potro zu Ende bringt. Vielleicht auch nicht, selbst bei einer Niederlage könnte del Potro ja noch kommende Woche in Rio antreten. Kein schlechter Ort zum Aufhören für ihn. Mitnichten. 2016 fiel die Auslosung für den Einzel-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen äußerst bescheiden aus - aus Sicht von del Potro und von Novak Djokovic. Die mussten nämlich in Runde eins gegeneinander ran. Der Argentinier gewann das Match gegen Nole und verlor erst im Finale gegen Andy Murray.
Die zweite Medaille nach 2012 also, da unterlag del Potro im Halbfinale nach einem Epos auf Rasen Roger Federer, schlug im Bronze-Match aber schon wieder Djokovic. Auch spannend: gegen den immer noch weltbesten Spieler hat Juan Martin del Potro einen Bilanz von 4:16 Siegen, zu weitern Treffen wird es voraussichtlich nicht mehr kommen. Aber zwei der vier Erfolge kamen eben bei Olympia.
Djokovic verbaut letzte Chance
Novak Djokovic war es aber auch, der Juan Martin del Potro dessen letzte reelle Chance auf einen zweiten Grand-Slam-Titel ziemlich humorlos verbaute: im Endspiel der US Open 2018. Da war für den sanften Riesen nichts zu holen, schon eher beim wohl allerletzten Treffen 2019 in Rom - aber auch da behielt Djokovic in einem mitreißenden Match die Oberhand.
Wenn es das also mit dem heutigen Match gegen Federico Delbonis gewesen sein sollte: Es war eine Freude. Nicht für alle Beteiligten, frag nach bei Dominic Thiem (US Open 2017!) oder eben Marin Cilic. Aber selbst das ist nur auf das blanke Ergebnis bezogen. Denn in puncto Fairness hat Juan Martin del Potro zweifellos mehr als „nur“ ein Grand-Slam-Turnier gewonnen.