Kevin Anderson: "Habe all diese Opfer freudig erbracht"

Kevin Anderson hat vor wenigen Tagen seine Laufbahn als professioneller Tennisspieler beendet. Im ausführlichen Gespräch mit der ATP blickt der Südafrikaner auf seine erfolgreiche Karriere zurück. Und reflektiert das Ende dieser. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 07.05.2022, 23:07 Uhr

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Kevin Anderson hat vor wenigen Tagen seine aktive Laufbahn als Tennisprofi beendet
Kevin Anderson hat vor wenigen Tagen seine aktive Laufbahn als Tennisprofi beendet

"Ich habe daran gedacht, dass es das gewesen sein könnte", erklärte Kevin Anderson gegenüber der ATP rückblickend auf seine Zweitrundenniederlage beim ATP-Masters-1000-Event von Miami. "Aber als ich auf halbem Wege den Platz verließ, dachte ich: 'Weißt du was, ich spiele vielleicht ein weiteres Match oder auch nicht'", so der Südafrikaner. Es sollte das letzte Match in der professionellen Laufbahn Andersons gewesen sein.

Die letzten 28, 29 Jahre seines Lebens hatte der Mann aus Johannesburg exakt einer Sache untergeordnet: dem Tennissport. "Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich mein Leben auf diese Weise gelebt habe", sagt Anderson heute. Alles sei darauf ausgerichtet gewesen, um erfolgreich zu sein. " Ich bin einfach stolz auf das, was ich erreicht habe", so der Südafrikaner. In seiner Laufbahn ist der 35-Jährige bis auf Platz fünf der Weltrangliste vorgedrungen, hat zwei Grand-Slam-Endspiele erreicht.

Anderson hinterfragt eigenen Antrieb

Zuletzt habe sich Anderson, immer wieder auch von Verletzungen geplagt, gefragt, was es denn sei, dass ihn immer noch weitermachen lasse. Die logische Antwort: "Das ist mein Beruf, ich bin Tennisspieler. Ich mache das schon, seit ich fünf oder sechs Jahre alt bin", so Anderson. Diese Antwort sei für den Südafrikaner in dieser Phase seiner Laufbahn jedoch nicht mehr ausreichend zufriedenstellend gewesen. Irgendetwas habe sich verändert, wie der 35-Jährige erklärte. 

"Ich denke, eine meiner stärksten Eigenschaften war es, den Kopf nicht hängen zu lassen, weiter zu kämpfen. Ich glaube, es war schwer für mich, einen Schritt zurück zu machen und mir einzugestehen, dass ich vielleicht etwas von der Leidenschaft und der Motivation, weiterzuspielen, verloren habe", so der Südafrikaner. "Ich war immer noch leidenschaftlich und motiviert, es ist nur anders." Weshalb sich der 35-Jährige entschlossen habe, einen Schlussstrich unter seiner Zeit als Aktiver zu ziehen. 

Anderson zeichnete vor allem die Einstellung aus

Was ihn als Spieler ausgemacht habe? Vor allem seine Einstellung. "Aufzugeben oder einer Herausforderung nicht gewachsen zu sein, war für mich nie ein akzeptabler Gedanke", erklärte Anderson. "Egal, wie schwierig die Situation war, ich habe immer eine Lösung gefunden und bin stärker zurückgekommen." So auch von vielen Verletzungspausen, die der Südafrikaner über die Jahre einlegen musste. 

"Ich hatte nie das Gefühl, kürzertreten zu wollen, wenn ich verletzt war oder so", erklärte Anderson gegenüber der ATP. "Während meiner gesamten Karriere habe ich alle Opfer, die ich bringen musste, freudig erbracht, weil ich die Motivation hatte, mich immer weiter anzustrengen und immer besser zu werden." Dies braucht es laut Anderson auch, um langfristig mit den besten Spielern der Welt mithalten zu können, man müsse "Tennis zu jeder Zeit leben und atmen." 

In den letzten Wochen hat der Südafrikaner dazu jedoch den Gegenentwurf kennenlernen dürfen. Ein Mitgrund für die Entscheidung, seine Karriere zu beenden. "Man ist so sehr damit beschäftigt, dass man irgendwie vergisst, dass es auch ein Leben außerhalb des Tennissports gibt. Das habe ich in den letzten vier Wochen erlebt, und ich bin wirklich gespannt, was die Zukunft bringen wird."

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