Koblenz Open: Herausforderungen eines Indoor-Challengers
Die in der vergangenen Woche ausgetragenen Koblenz Open gehören nicht nur zu den größeren Challengern in Deutschland. Das Turnier in der Koblenzer Stadthalle, welches 2023 von Turnierdirektor Lars Zimmermann wiederlebt worden ist, ist auch das größte ATP-Hallen-Event des Landes. Der Kostenaufwand ist immens, aber auch viele andere Herausforderungen stehen vor und während einer Turnierwoche an.
von Daniel Hofmann
zuletzt bearbeitet:
04.02.2024, 23:40 Uhr
In Europa gibt es zahlreiche Indoor-Turniere auf der ATP Tour und auch einige Challenger unter dem geschlossenen Dach, die seit vielen Jahren existieren und nicht mehr aus dem Kalender wegzudenken sind, wie zum Beispiel Wien oder Basel. Vorteil dieser Turniere: die Stardichte ist auf Grund der Bedeutung viel höher. Die Namen Thiem, Zverev, Djokovic und co. sorgen fast schon automatisch für ausverkaufte Tage.
Auf der Challenger Tour hingegen sind die teilnehmenden Namen für viele Tennisfans oft fremd. Die Veranstalter müssen andere Argumente hervorbringen, um die Tribünen in der Arena voll zubekommen. Ein Unterfangen, das auf der Challenger Tour bei den allermeisten Turnieren alles andere als ein Selbstläufer ist. Natürlich ist das Abschneiden der deutschen Spieler von hoher Bedeutung, jedoch weiß Lars Zimmermann aus eigener Erfahrung „das ist nicht alles“. Gelockt wird bei den Koblenz Open daher auch mit einem Rahmenprogramm, das ansprechend sein soll und den Eventcharakter erhöht, jedoch auch den engen Budgetplan nicht sprengen darf.
Indoor-Event sorgt für höhere Kosten
Tennis in einer größeren Eventhalle hat seinen besonderen Charme. Die Akustik ist im Vergleich zu den Freiluftplätzen härter. Plötzlich klingt das Spiel mit der gelben Filzkugel nicht mehr nur nach weicher Eleganz, sondern auf Grund des Widerhalls viel mehr nach harter Arbeit. Dasselbe gilt auch für die Veranstalter solcher Turniere. Eine Stadthalle, wie die in Koblenz, bedeutet nicht nur höhere Kosten. Auch steht die Herausforderung an, dass auf viel kleinerer Fläche all das untergebracht werden muss, was für so ein Turnier gebraucht wird. Neben dem finanziellen, will also auch der zusätzlich logistische Aufwand bewältigt werden.
So werden zusätzliche Trainingsplätze benötigt. Und auch die beiden Matchcourts in der Halle selbst müssen im Vorfeld gebaut werden. „Wir müssen eine zusätzliche Dreifeldhalle mieten, um Trainingsmöglichkeiten zu garantieren. Dann ist da die Halle selbst, die zusätzliche Kosten verursacht. Das fängt mit der Hallenmiete und den Energiekosten an. Dazu kommt dann noch der Platzbau, für den wir im Vorfeld zwei Tage Zeit hatten, inklusive der anderen Dinge, die wir herrichten mussten“, fasst Turnierdirektor Lars Zimmermann die größten Aufgaben zusammen. Alles Punkte, die auf einer Tennisanlage meistens kein Problem darstellen.
Challenger in der Koblenzer Stadthalle nicht neu
Bereits von 2017 bis 2020 gab es in der Koblenzer Stadthalle ein Challenger-Turnier. Der damalige Veranstalter führte dieses Turnier jedoch nicht fort. Corona machte einen Strich durch die eh schon sehr schwierige Rechnung, die vor und nach jeder Austragung durchgeführt wurde. Im vergangenen Jahr folgte also das Comeback.
Und der neue Turnierdirektor sieht sein Turnier gut aufgestellt: „Wir liegen bei knapp über 300.000 Euro Gesamtetat. Die Kosten für die Halle machen dabei insgesamt ca. ein Drittel aus.“ Ein großer Teil dieses Etats kommt durch das Ticketing rein, das ungefähr 30-35 Prozent der Einnahmen ausmacht. Dazu hilft auch die Stadt Koblenz als Betreiber der Stadthalle. „Mit der Stadt Koblenz stehen wir stets in gutem Austausch. Ich habe einen engen Draht zur Stadt und bekomme viel Unterstützung. Finanziell bekommen wir allerdings keinen zusätzlichen Zuschuss.“
Hazem Naw bringt Syrien auf Challenger-Landkarte
Nach den ersten beiden Ausgaben zeigt sich der Turnierdirektor zufrieden. Der Zuschauerzuspruch ist im zweiten Jahr deutlich gestiegen. Und auch ein Spieler hat sich in der Woche von Koblenz in die Herzen des Publikums gespielt. Hazem Naw hat als erster syrischer Tennisprofi nach überstandener Qualifikation ein Hauptfeldmatch bei einem Challenger gewonnen. Der Erfolgslauf führte ihn bis ins Halbfinale. Der in Köln lebende 24-jährige Tennisprofi erhielt großen Support von den Rängen. Auch eine Kölner Fangemeinde war bei den Matches stets dabei.
Die Geschichten des Aufstiegs sind die Geschichten der Challenger Tour. Denn wer es einmal nach oben auf die ATP Tour geschafft hat, hat bei den Challengern den Grundstein gelegt. Fans, die bei einem dieser Challenger dabei waren, erinnern sich später an den Besuch. Wenn einer der Spieler bei einem der Grand Slams im TV zu sehen ist. Und genau das ist es, was die Challenger Tour für Tennisinteressierte so spannend macht. Ein Besuch bei einem Challenger lohnt sich also ohnehin.
Das Turnier in Koblenz soll sich in den nächsten Jahren als fester Bestandteil der Challenger Tour etablieren. Jedoch hat Lars Zimmermann für die Zukunft einen besonderen Wunsch: „Ich wünsche mir einen deutschen Spieler im Finale. Ich möchte erleben, wie die volle Stadthalle da mitgeht.“
Hier das Einzel-Tableau in Koblenz.