"Ob Schuld oder Unschuld weiß nur Daniel selbst"
Manfred Nareyka im tennisnet.com-Interview über einen "Riesenschock für das ganze Team".
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
31.05.2011, 17:23 Uhr

Manfred Nareyka ist seit neun Jahren Manager von Daniel Köllerer und hat mit ihm Höhen, wie den Einzug in die dritte Runde der US Open, aber auch viele Tiefen mitgemacht. "Die schwärzeste Stunde", wie Nareyka in einer Presseaussendung festhielt, "ist die nunmehrige Entscheidung eines von der PTIO angerufenen Schiedsgerichtes wegen des Vorwurf der Spielmanipulation."
tennisnet.com hat mit Nareyka gesprochen, ihn mit den Vorwürfen konfrontiert und eine erste Stellungnahme eingeholt.
Herr Nareyka, Daniel Köllerer ist heute wegen Wettmanipulation zu einer lebenslänglichen Sperre verurteilt worden. Wie ist Ihre erste Reaktion?
Schockierend! Nicht nur für mich, sondern für das ganze Team.
Welche Informationen haben Sie bekommen, was wird Daniel Köllerer genau vorgeworfen?
Das Professional Tennis Integrity Office hat eineinhalb Jahre untersucht und bei einer Schiedsverhandlung in London Daniel in drei Fällen der versuchten Spielmanipulation für schuldig erkannt. Dazu muss man sagen, dass es keine Beweise für eine Wett-Manipulation gibt und das Urteil allein auf Grund von Zeugenaussagen gesprochen wurde. Es wurden fünf Zeugen einvernommen, davon wurden zwei abgeschmettert. Der Richter, ein unabhängiger, guter und fairer Richter, hat gesagt, dass es vertretbare Zweifel an den Anklagepunkten gibt und es nach dem Strafrecht zu urteilen eigentlich einen Freispruch geben hätte müssen. Wir haben auch eigentlich mit einer Verwarnung gerechnet, aber die ITF wollte hier offenbar ein Exempel statuieren und hat auch angekündigt, alle Instanzen durchlaufen zu wollen.
Wissen Sie, um welche Matches es genau geht?
Es handelt sich um ein Spiel aus dem Jahr 2010, in dem Daniel selber beteiligt gewesen sein soll sowie zwei andere, bei denen er selber nicht mitgespielt hat, aber andere Spieler überzeugt haben soll.
Sie haben sicher schon mit Daniel Köllerer gesprochen, was sagt er zum Urteil?
Er ist geschockt. Das ganze Team ist geschockt, auch Markus Egger, sein Touringcoach. Daniel hat nach seiner Hand-Operation drei Future-Turniere gewonnen, wir lieben alle den Sport und haben damit nicht gerechnet. Für Daniel kommt dazu, dass er Papa wird und jetzt nicht weiß, wie er sein Geld verdienen soll. Ihm wird die Existenzgrundlage entzogen, für ihn ist es existenzbedrohend.
Wird er oder werden Sie Berufung gegen das Urteil einlegen?
Wir werden jetzt mit unserem Anwalt in England telefonieren, nachdem angelsächsisches Recht gilt. Ich empfehle es ihm, weiß aber auch, dass er finanziell wenig Spielraum hat. Es gibt eine Berufungsfrist von 20 Tagen, wir werden das prüfen.
Die Verdächtigungen stehen schon längere Zeit im Raum, wie sind Sie mit diesem Thema umgegangen?
Ich distanziere mich davon ganz klar. Ich habe auch ihm immer gesagt, dass ich mich davon ganz klar distanziere. Ob Schuld oder Unschuld, darüber brauchen wir nicht reden, das weiß nur Daniel selbst. Ich kann nur für mich sagen, dass mir persönlich nichts bewusst ist. Aber ich habe auch ihm immer gesagt, dass ich es gar nicht wissen will. Ich bin selber Tennisspieler, habe zwei Kinder, die Tennis spielen, ich baue meine Arbeit auf Leidenschaft auf, distanziere mich von diesem Thema ganz klar und trete vehement dafür ein, gegen alles, was mit Wettmanipulationen zu tun hat, rigoros vorzugehen. Das hat mit Sport nichts zu tun.
Das Interview führte Stefan Pletzer.