Kommt die Tennis "Premium Tour"? Die Unruhe wird größer!

In dieser Woche treffen sich die Turnierdirektoren der ATP und der WTA in Madrid. Es stehen große Entscheidungen an.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 24.04.2024, 12:45 Uhr

Für kleinere Turniere, wie hier in München, ziehen womöglich dunkle Wolken auf
© Jürgen Hasenkopf
Für kleinere Turniere, wie hier in München, ziehen womöglich dunkle Wolken auf

Sportlich wirft das Combined Event in Madrid einige spannende Fragen auf - wie etwa jene, in welcher Form sich die beiden Lokalmatadore Rafael Nadal und Carlos Alcaraz präsentieren. Hinter den Kulissen aber werden Entscheidungen getroffen oder zumindest vorbereitet, die die Zukunft des Sports maßgeblich beeinflussen werden. Ob in einer guten Art und Weise, wird sich zeigen.

Klar scheint zu sein, dass sich die ATP und die WTA immer weiter annähern. Und das zunächst einmal auf wirtschaftlicher Ebene. So könnte bald eine gemeinsame Vermarktung der Touren für Männer und Frauen anstehen. Die große Frage ist allerdings: Wie werden diese Touren dann aussehen?

Klar ist: Es soll ein zehntes ATP-Masters-1000-Turnier geben. Dafür gibt es mehrere Aspiranten: Saudi-Arabien, Abu Dhabi und Katar, und wahrscheinlich auch Australien. Eines der Probleme ist indes der Termin, wie in einem Bericht der BBC schön ausgeführt wird: Vor den Australien Open käme ein 1000er dem australischen Tennissommer in die Quere (es sei denn, es fände in z.B. Sydney statt). Nach dem ersten Major des Jahres würden die südamerikanische Sandplatz-Tour und die europäischen Hallenturniere leiden. Und die Option, zwischen Roland-Garros und Wimbledon ein 1000er auf Rasen abzuhalten, wäre wohl nur in Großbritannien denkbar.

Großes Tennis in Stuttgart, München, Barcelona - alles passé?

Weiter am Köcheln ist die Idee einer „Premium Tour“, die aus den vier Majors und den zehn 1000ern bestehen soll. Für diese Turniere würden 50 bis 60 „Tourkarten“ vergeben, ähnlich wie beim Golf. Die restlichen Events, also alle 250er- und 500er-Turniere, würden auf den Status einer Qualifikationstournee heruntergestuft werden. Dass dieser Vorschlag bei den potenziell betroffenen Turnierdirektoren auf keine Gegenliebe stößt, ist verständlich.

Aus dem Blickwinkel der Akteure gibt es mindestens zwei Ansätze: Für die Topspieler würde die Belastung sicherlich sinken, wenn sie wirklich nur die Premium Tour bestreiten. Andererseits: Wenn man eine Tourkarte hat, in der Weltrangliste so um Platz 50 steht, und regelmäßig in Runde eins verliert - wie viel Freude kann das noch machen?

Gerade die letzte Woche hat ja gezeigt, wie viel Spaß Tennis bei den „regulären“ Turnieren machen kann, egal, ob in Stuttgart bei den Frauen oder in München und Barcelona bei den Männern. Sollten diese Events an Status und vor allem an großen Namen verlieren, wäre dem Tennissport nicht gedient. Kein Wunder, dass die Unruhe hinter den Kulissen immer größer wird.

von Jens Huiber

Mittwoch
24.04.2024, 13:52 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.04.2024, 12:45 Uhr