Lesia Tsurenko verklagt die WTA: Emotionale Belastung für ukrainische Spielerinnen

Sportliche Neutralität auf dem Prüfstand: Die ukrainische Tennisspielerin Lesia Tsurenko hat Klage gegen die WTA und deren Vorsitzenden Steve Simon eingereicht. Grund: der Umgang der WTA mit russischen und belarussischen Spielerinnen während des andauernden Ukraine-Kriegs.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 18.04.2025, 11:36 Uhr

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Lesia Tsurenko verklagt die WTA: Emotionale Belastung für ukrainische Spielerinnen
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Lesia Tsurenko verklagt die WTA: Emotionale Belastung für ukrainische Spielerinnen

Lesia Tsurenko wirft der WTA vor, ihrer Verantwortung in Zeiten geopolitischer Krisen nicht gerecht zu werden. Die ukrainische Spielerin – vor ein paar Jahren noch die Nummer 23 der Welt – sieht in der Neutralitätshaltung der WTA einen Affront gegen die Opfer des Krieges. Besonders sauer stößt ihr auf, dass manche russische oder belarussische Spielerinnen öffentlich prorussische Symbole gezeigt hätten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Laut Tsurenko fühle sich die ukrainische Tennis-Community dadurch im Stich gelassen. Für sie ist das Thema kein Politikum, sondern ein moralisches Anliegen.

Die Klage: Von Vertragsbruch bis emotionaler Belastung

In ihrer Klage vom vergangenen Dienstag benennt Tsurenko mehrere Vorwürfe: Vertragsbruch, fahrlässiges Verhalten sowie die Missachtung ihrer psychischen Gesundheit. Nach eigenen Angaben habe sie sich von der WTA unter Druck gesetzt gefühlt, Matches gegen russische Gegnerinnen zu spielen, ohne dass sie ausreichend vorgewarnt worden sei. In einem emotionalen Statement sprach sie von wiederholten Panikattacken, Angst und Demütigung. Die Tour sei für sie zu einem Ort ihrer „schlimmsten Albträume“ geworden, an dem sie ihrer Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß hätte nachkommen können. 

Die Perspektive der WTA: Trennung von Politik und Sport

Die WTA wies die Vorwürfe bisher kategorisch zurück und betont in ihrer Reaktion, dass sie Spielerinnen und Spieler als „neutrale Einzelpersonen“ betrachtet – unabhängig von ihrer nationalen Herkunft. Diese Haltung soll vor allem sicherstellen, dass keine Kollektivverantwortung übernommen wird. Seit Beginn des Ukraine-Krieges dürfen russische und belarussische Athleten nur noch unter neutraler Flagge antreten. Dennoch bleibt fraglich, ob diese Strategie der Realität des internationalen Sports gerecht wird, in dem politische Symbole längst nicht mehr außen vor bleiben.

Ein Präzedenzfall mit Signalwirkung

Tsurenkos Klage könnte jedenfalls weitreichende Folgen haben – nicht nur für die WTA, sondern auch für andere internationale Sportverbände. Sollte ein Gericht ihrer Argumentation folgen, könnte das künftige Regularien zum Umgang mit politischen Konflikten im Sport verändern. Auch stellt sich die grundsätzliche Frage, ob und in welcher Form Sportorganisationen ethische Verantwortung übernehmen sollten. 

von Isabella Walser-Bürgler

Freitag
18.04.2025, 11:32 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.04.2025, 11:36 Uhr