Lucas Arnold Ker: "Hätte mir nie gedacht, dass Federer einer der Besten der Welt und der Geschichte sein würde"
Lucas Arnold Ker war jener Spieler, gegen den Roger Federer sein erstes Match auf der ATP-Tour bestritt. Im Interview mit der ATP-Homepage erinnert sich der Argentinier an dieses Match.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
26.07.2020, 13:53 Uhr
Bei allem Respekt, aber der Einfluss, den Lucas Arnold Ker auf den Tennissport in den vergangenen Jahrzehnten hatte, darf als überschaubar eingestuft werden. Ein Karrierehoch von Platz 77 und der Einzug ins Doppelfinale bei den French Open 1997 sind die beiden größten Blitzlichter in der Karriere des Argentiniers. Dann wäre da aber noch jener Sommertag im Juli 1998, der Lucas Arnold Ker dann doch noch den Moment gab, für den man den Argentinier bis weit über sein Karriereende in Erinnerung behalten wird.
Der heute 45-Jährige bekam es im Schweizer Gstaad in der ersten Runde nämlich mit einem Lokalmatador, einer Nachwuchshoffnung für den Schweizer Tennissport zu tun. Sein Name: Roger Federer - heute 20 Grand-Slam-Titel schwer und einer der besten Tennisspieler aller Zeiten. Damals jedoch am absoluten Beginn seiner Laufbahn, Debütant auf der ATP-Tour.
"Ich werde oft daran erinnert, dass ich ihn geschlagen habe. Aber nicht viele wissen, dass es sein erstes Spiel auf der ATP-Tour war", erinnert sich Arnold Ker heute im Interview mit der ATP-Tour. "Ich hätte nie gedacht oder mir vorgestellt, dass Federer einer der Besten der Welt und der Geschichte sein würde, wirklich nicht". Denn damals konnte Arnold Ker den Schweizer Ausnahmekönner entzaubern, mit 6:4 und 6:4 den Court als Sieger verlassen.
Rückhand war "kümmerlich"
"Ich musste damals gegen einen Schweizer Jugendspieler spielen und die Schweiz hatte zu dieser Zeit nicht wirklich eine Tennis-Geschichte - es gab keine wirklich guten Spieler", erinnert sich der Argentinier, dass er damals durchaus selbstbewusst in das Match mit Federer gestartet war. Und auch die ersten Minuten auf dem Court stimmten den damals Weltranglisten-88. durchaus positiv, konnte er doch recht schnell einige Baustellen im Spiel Federers ausmachen.
"Roger hatte einen guten Aufschlag, eine gute Vorhand, aber seine Rückhand war kümmerlich, überhaupt nicht gut", so Arnold Ker. "Ich erinnere mich noch, dass ich ihn die ganze Zeit da rüber bewegt habe, und das ermöglichte es mir, ihn in zwei Sätzen solide zu schlagen", analysiert der Argentinier das wohl größte Match seiner Karriere heute doch recht trocken.
Auch Federer erinnert sich an Duell
Auch Roger Federer, der nun - mit Verlaub - einige weitaus bedeutsamere Matches absolieren konnte, erinnert sich gut an das Aufeinandertreffen mit dem Argentinier, wie er vor einigen Wochen im Gespräch mit der Zeitung "La Nacion" erklärte: "Ich war enttäuscht, weil ich eigentlich gegen Tommy Haas spielen sollte, aber er hatte eine Magenverstimmung, und statt auf dem Centre Court zu spielen, haben sie mich auf Court 1 gesetzt. Aber es war immer noch voller Fans, und es war wirklich verrückt, denn ich hatte die Wimbledon-Junioren gewonnen", so Federer.
Seinen Gegner schätzte der Schweizer damals als einen vom alten Schlag ein, jemanden, der noch gerne auf das Serve-and-Volley-Element zurückgreift. "Er servierte in meine Rückhand mit Spin, und ich war aus Wimbledon gekommen, wo der Ball auf eine andere Höhe abprallte und ich mich deshalb schwer tat. Er war erfahrener. Ich habe, soweit ich mich erinnere, gut gespielt. Ich verlor mit 6:4, 6:4, aber es war eine großartige Erfahrung, dass die Medien mich vor vielen Leuten ins Rampenlicht stellten und ich mich an diese Art von Druck gewöhnt habe."