Marco Cecchinato beglückt bei den French Open die Italiener
Ein Spieler bereitet den Italienern bei den French Open 2018 besondere Freude: Marco Cecchinato, der Sieger von Budapest, der im Viertelfinale Novak Djokovic besiegt hat und am Freitag gegen Dominic Thiem um den Einzug in das Endspiel kämpft.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.06.2018, 21:18 Uhr
Von Jens Huiber aus Paris
Der Schichtwechsel bei einem Grand-Slam-Turnier betrifft nicht nur die Spieler. Dort reisen die Ausgeschiedenen der ersten Woche ab, die Junioren rücken nach. Im Pressezentrum geht es ähnlich zu: Die japanische Armada packt nach der Niederlage von Kei Nishikori langsam ihre Sachen, eine andere Phalanx baut sich dagegen gerade neu auf: die italienische.
Und im Gegensatz zu den asiatischen Kollegen halten die Azzurri mit ihrer Begeisterung nicht hinterm Berg, holen sich auch nach der Pleite von Matteo Berrettini gegen Dominic Thiem in der Pressekonferenz des Österreichers Lob für den Verlierer ab.
Cecchinato schlägt Djokovic
Aber wie sie erst ihre Gewinner feiern! Allen voran Marco Cecchinato, der am Dienstag Novak Djokovic aus dem Turnier gekickt und das Halbfinale des zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres erreicht hat. Natürlich sein erstes. Ein paar Premieren hat der 25-Jährige in Paris ja schon hingelegt, etwa seinen ersten Sieg bei einem Major überhaupt. Und das vor den Augen zahlreicher Fans aus Italien, die schon den Court 1 beim Match von Berrettini gegen Thiem beherrscht haben.
Gekrönt hat Cecchinato seine bisherigen Vorstellungen nach dem Erfolg gegen David Goffin im Achtelfinale mit dem Coup gegen Djokovic. Dem Belgier war er beim Heimturnier in Rom noch in Runde zwei unterlegen (dass Cecchinato sehr kompetent Tennis spielen kann, hatte er in der Runde davor gegen Pablo Cuevas bewiesen). Gegen Djokovic schaffte er im vierten Satz ein nicht für möglich gehaltenes Comeback, gewann das letztlich entscheidende Tiebreak mit 13:11.
Die deutschen Tennisfans haben Cecchinato in diesem Jahr schon zu sehen bekommen, in München, unmittelbar nach dem größten Karriere-Erfolg des Italieners: In der Woche zuvor hatte Cecchinato den Titel in Budapest geholt, als Lucky Loser.
Gegen Fabio Fognini gewonnen
In München hat Cecchinato einen lustlosen Fabio Fognini in Runde eins besiegt, in Paris agierte die italienische Nummer eins deutlich freudvoller. Irgendwann allerdings kommt bei den Majors die Stunde der Wahrheit, wie so oft in den vergangenen zwölf Monaten trägt diese Wahrheit den Namen Marin Cilic. So auch für Fognini, der zwar einen 0:2-Satzrückstand gegen den Kroaten aufholen konnte, im Achtelfinale dennoch seine Sachen packen musste.
Fognini ist Geschichte, zumindest in diesem Turnier. Die Gegenwart heißt Marco Cecchinato, der seinen Erfolg auch in den Pressekonferenzen nach seinen Matches in vollen Zügen genießt. Schmallippig wird der 25-Jährige lediglich bei einem Thema: 2016 stand er im Verdacht, Matches manipuliert zu haben, das Verfahren wurde wegen eines Formalfehlers des Italienischen Tennisverbandes eingestellt. Nachfragen zur Causa bügelte Cecchinato weg, nicht unhöflich, aber bestimmt.
Cecchinato in Wimbledon wohl gesetzt
Interessanter Nebenaspekt des Erfolgslaufes von Marco Cecchinato: Beim anstehenden Wimbledon-Turnier wird der Italiener wohl gesetzt sein, vorbehaltlich der Entscheidung der dortigen Veranstalter, die ihre Setzliste ja an die Rasen-Leistungen der vergangenen Jahre anpassen. Dass er auf Gras kein Experte ist, weiß Cecchinato selbst, vorsorglich gratulierte er schon einmal jenem Mann, gegen den er in Wimbledon in Runde eins antreten muss, zu dessen hervorragender Auslosung.
Die Erinnerungen an seinen kommenden Gegner Dominic Thiem sind im Übrigen selektiv: Cecchinato erinnerte sich daran, dass er den Österreicher im Finale eines Futures 2013 besiegt hatte. Die Niederlage in der Qualifikation für Doha Anfang 2014 hat er dagegen verdrängt.