NADA kritisiert ITF wegen Sharapova

Beim WTA-Turnier in Stuttgart, wo Maria Sharapova ihr Comeback gegeben hatte, wurden offenbar keine Dopingkontrollen durchgeführt. Die NADA kritisiert die ITF dafür scharf.

von SID
zuletzt bearbeitet: 01.06.2017, 12:58 Uhr

Maria Sharapova

Das Comeback von Maria Sharapova war ohnehin schon umstritten genug, jetzt liegt anscheinend ein weiterer Schatten auf der Rückkehr des russischen Tennis-Superstars. Offenbar hat es bei Sharapovas Auftritt beim WTA-Turnier im April in Stuttgart, dem ersten nach ihrer 15-monatigen Dopingsperre, keine einzige Dopingkontrolle gegeben. Das erklärte die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) am Donnerstag in Berlin und kritisierte den Tennis-Weltverband (ITF) deswegen mit deutlichen Worten.

"Es wurde uns verwehrt, Kontrollen durchzuführen. Das ist etwas, was wir nicht gutheißen können. Insbesondere, wenn der internationale Verband bei diesem Turnier selbst keine Kontrollen durchführt", sagte die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann am Donnerstag in Berlin. Die ITF kündigte für den Nachmittag eine Stellungnahme an.

ITF beruft sich auf Paragraf der WADA

Hintergrund der Weigerung der ITF ist ein Paragraph im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Nach diesem muss eine nationale Anti-Doping-Agentur zusätzliche Kontrollen mehr als einen Monat im Voraus anmelden. Formal ist das Verhalten der ITF daher korrekt, doch mache es bei dieser Regelung keinen Sinn, noch von Zielkontrollen zu sprechen, sagte Gotzmann.

Die ITF erklärte am Donnerstagabend knapp, die NADA sei bei der Veranstaltung in Stuttgart schlicht "nicht zuständig" gewesen. Ein Antrag auf Zugang habe die Anforderungen des WADA-Protokolls "nicht erfüllt" und sei deswegen abgelehnt worden.

"Es hat bei anderen Verbänden auch ohne Berufung auf diese Regelung geklappt, dass wir kurzfristig zusätzliche Kontrollen machen konnten", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer: "Als wir gehört haben, dass dort überhaupt keine Kontrollen durchgeführt werden, war das genau unser Ansatz, dort reinzugehen."

Zudem dienten die zusätzlichen Kontrollen auch dem Schutz der sauberen Athleten. "Wenn man dort Frau Sharapova testet, und man testet sie negativ - dann kann man auch zeigen, dass sie in ein Dopingkontrollsystem wieder integriert ist", sagte Mortsiefer. Die Veranstalter des Turniers in Stuttgart erklärten auf SID-Anfrage, nicht in das Doping-Kontrollsystem eingebunden zu sein.

"Nicht nachvollziehbar", uns Zutritt zu verwehren

Die NADA hat bereits eine Änderung der Regel bei der WADA angemahnt. "Das kann nicht sein, das ist nicht unser Verständnis von unangekündigten, kurzfristigen Zielkontrollen", sagte Mortsiefer: "Uns zu verwehren, zu diesem Event zu kommen, ist für uns nicht nachvollziehbar."

Sharapova hatte Anfang März 2016 die Einnahme von Meldonium öffentlich gemacht und war daraufhin 15 Monate gesperrt worden. In Stuttgart hatte die 30-Jährige nur mit einer Wild Card starten dürfen. Dies wurde von einigen ihrer Konkurrentinnen kritisiert. In Stuttgart war sie dann im Halbfinale ausgeschieden.

Noch während des Turniers hatte die ITF in einer Pressemitteilung einen verstärkten Anti-Doping-Kampf angekündigt. So wolle der Verband nach eigenen Angaben das jährliche Budget für entsprechende Maßnahmen um über 50 Prozent auf 4,5 Millionen Dollar erhöhen und die Anzahl der Dopingtests von 4899 (2016) auf 8000 in diesem Jahr steigern.

Die NADA berichtete allerdings auch von Problemen anderer Anti-Doping-Agenturen mit der ITF. "Von einem französischen Kollegen habe ich eine ähnliche Reaktion erhalten", sagte Mortsiefer. Es gebe dort offenbar grundsätzliche Probleme mit der Abstimmung mit dem interationalen Verband. Derzeit laufen in Paris die French Open.

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Donnerstag
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