Unstimmigkeiten zu Sharapova-Comeback
Maria Sharapova ist trotz ihrer noch laufenden Dopingsperre beim Turnier in Indian Wells omnipräsent. Das geplante Comeback der Russin Ende April in Stuttgart sorgt bei den Kolleginnen jedenfalls für wenig Vorfreude.
von SID
zuletzt bearbeitet:
10.03.2017, 12:29 Uhr
Maria Sharapova ist noch nicht zurück im Tennis-Zirkus - aber der tief gefallene Superstar ist irgendwie trotzdem schon wieder allseits präsent. Beim Millionen-Turnier in Indian Wells hat das in rund sechseinhalb Wochen in Stuttgart anstehende Comeback der zurzeit noch dopinggesperrten Russin jedenfalls schon mal für einen kleinen Eklat gesorgt.
Fest steht: Nach ihrem Meldonium-Missbrauch muss die große Blonde aus Sibirien wohl mit einem äußerst eisigen Empfang im Kreis der Kolleginnen rechnen. "Ich persönlich kann mich nicht einmal an Sharapova erinnern", ätzte French-Open-Siegerin Garbine Muguruza (Spanien).
Am Donnerstag hatte die Profivereinigung WTA eine Auflistung von Stimmen ihrer besten Spielerinnen zum Comeback von Sharapova (29) via Twitter veröffentlicht und diese mit der Überschrift "Das Tennis braucht Maria!" versehen. Einige Profis liefen prompt dagegen Sturm.
Kollektive Antipathie gegen Sharapova
Die Weltranglisten-46. Alize Cornet (Frankreich) twitterte vielsagend an die Adresse der WTA: "Entschuldigt mal...??" (Excuse me...?) - was wohl so viel heißen sollte wie: "Gehts noch, seid ihr jetzt völlig übergeschnappt, eine Dopingsünderin zu propagieren?" Beide Tweets wurden kurze Zeit später wieder gelöscht - was die derzeitige Brisanz verdeutlicht.
Einer der Gründe für die kollektive Antipathie ist die umstrittene Vergabe der Wildcards an die in den vergangenen elf Jahren bestverdienende Sportlerin der Welt (rund 28 Millionen Euro per annum). Weil "MaSha" seit den Australian Open 2016 keine Turniere mehr gespielt hat und deshalb keine offizielle Weltranglistenposition mehr besitzt, benötigt sie den "Freifahrtschein" für einen Platz in den Hauptfeldern. Ansonsten müsste sich die ehemalige Nummer eins durch die Qualifikation quälen.
Angelique Kerber machte in Indian Wells keinen Hehl daraus, dass sie die Startgarantie für Sharapova in Stuttgart (24. bis 30. April) "ein wenig seltsam" findet. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in der Szene, dass bei der Vergabe stets einheimische Profis bevorzugt werden. "Wir haben so viele gute deutsche Spielerinnen, die gerade bei einem Heim-Turnier eine Wildcard bräuchten", merkte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber kritisch an.
Sharapova mit Sondererlaubnis in erster Runde
Besonders bizarr: Weil die 15-monatige Sperre von Sharapova, wie Kerber Markenbotschafterin des Stuttgarter Hauptsponsors, am 25. April (Dienstag) um Mitternacht abläuft, darf sie ihr Erstrundenmatch in der schwäbischen Metropole dank einer Sondererlaubnis erst am Mittwoch (26. April) bestreiten. "Diese Situation ist schon ein bisschen eigenartig für uns Spielerinnen", sagte Kerber.
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Auch die Turnierdirektoren von Madrid und Rom haben Sharapova bereits einen Platz im Hauptfeld reserviert. Vieles spricht dafür, dass die zweimalige Paris-Siegerin auch für die French Open (ab 28. Mai) einen "Freifahrtschein" bekommt. Sharapova bedeutet noch immer Glamour - und dieser bedeutet abseits aller Moral vor allem eines: Kohle.
Auch Andy Murray gegen Sharapova-Wildcard
"Einige Leute bekommen Wildcards. Aber ich habe wohl nicht so ein Gewicht. Ich zähle nichts", sagte Francesca Schiavone. Die Italienerin hatte 2010 in Roland Garros gewonnen und glaubt nicht mehr daran, dass sie in ihrem letzten Jahr als Profi eine Hauptfeld-Garantie für die French Open bekommt.
WTA-Boss Steve Simon betonte, dass Sharapova im April regelkonform ihre Sperre abgesessen habe. "Ihre Wildcards fußen darauf, was Maria in ihrer Karriere erreicht hat. Die Turniere entscheiden eigenständig, wer eine Wildcard bekommt", äußerte Simon.
Der Weltranglistenerste Andy Murray ist dennoch der Meinung, Dopingsünder wie Sharapova dürften keine Hauptfeld-Garantie für die Grand Slams erhalten: "Sie sollten sich das wirklich erarbeiten müssen. Maria hat die Möglichkeit, genug Punkte zu sammeln, um sich ohne Wildcard für Wimbledon zu qualifizieren."
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