Andy Roddick pumpt unter der Sonne Kaliforniens

Mardy Fish und Gastgeberin Maria Sharapova siegen in den zwei Einzel-Matches am Samstagnachmittag.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 16.12.2015, 16:09 Uhr

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<<enter caption here>> on December 12, 2015 in Los Angeles, California.

Von Florian Goosmann aus Los Angeles

Fliegt man im ungemütlich-europäischen Schmuddel-Dezember ins gemütlich-sonnige Los Angeles, kommt einem Weihnachten noch Ewigkeiten weit weg vor. Selbst wenn einen der Radiosender im Flughafen-Taxi direkt mit Wham und „Last Christmas“ begrüßt. Dass selbst in Kalifornien die Sonne nicht mehr ganz so viel Kraft hat – geschenkt. Andy Roddick beschwert sich am Samstag hierüber bestimmt nicht. Er hat bereits ein Mixed mitLaura RobsongegenMadison Keysund Mardy Fish in den Knochen, jetzt steht er gegen Fish im Einzel auf dem Platz und schnauft schon zu Beginn des ersten Satzes heftig. Ob er in den letzten Wochen und Jahren zu viele Weihnachtsplätzchen gebacken (und gegessen) hat oder es sich als Tennis-Rentner generell etwas entspannter lebt, wenn man nicht ständig auf die Figur aufpassen muss – beides ist möglich.

Andy Roddick pumpt und gibt den Showman

Roddick überspielt die körperlichen Einbußen mit lockeren Spaß-Einlagen und sucht gerne den Dialog mit dem Publikum. „Shut up“, ruft er einem Zuschauer entgegen, der ihn nach einem verlorenen Punkt freundlich ärgert, gefolgt von: „Sorry, I meant ‚Thank you’!“ Mardy Fish macht weniger Blödsinn. Er verteilt nach der guten alten Links-rechts-Schule links und rechts, und während sich Roddick recht behäbig in die Ecken und wieder heraus kämpft, wirkt Fish fitter und leichtfüßiger. Roddick bleibt aber zum Großteil des Matches der Liebling für Spielchen aus dem Publikum. „Let’s go 150“, ruft ein Fan seinen Meilen-pro-Stunden-Wunsch kurz vorm Aufschlag nach unten, was Roddick nur mit einem kurzen „Ha!“ quittiert. „Let’s go 140“ ist das Alternativangebot, und Roddick entgegnet dankbar „Keep going down, we’re gonna get there“, bevor er sich einige Minuten später mit zwei krachenden Aufschlägen, immerhin an der 130-Meilen-Grenze, zum Matchball im Match-Tiebreak fightet. Den wehrt Fish mit einer mutigen Rückhand ab und siegt wenige Punkte später knapp, aber verdient. Amüsant zu beobachten: Selbst im Tennis-Ruhestand verlernt ein Ex-Profi offenbar weder Technik noch Körpersprache. Die typische Roddick-Hektik, das Zupfen am Hemd, der Aufschlag im Zeitraffer oder der gestreckte Arm in Richtung Balljunge in Verbindung mit dem Blick auf den Boden, wenn das Handtuch her muss: Roddicks Bewegungsabläufe sind nicht umsonst beliebt bei Imitationskünstlern, und: Man könnte ihn anhand genau dieser Körpersprache selbst ohne Tennisplatz gut nachahmen. Als Roddick schon gegen Mittag im Pressebereich auftauchte, war ebenso das ganze Programm vorhanden: der hektische Gang, der schnelle Blickwechsel in alle Richtungen, aber ebenso der entspannt-kumpelhafte Umgang mit alten TV-Spezis, denen er wiederum mit gefühlten 150 Meilen pro Stunde einen Handshake verabreichte.

Maria Sharapova und das „Serious-Face“

DieGastgeberindarf erst nach Fish und Roddick ran. Sie spielt zum Einbruch der Dämmerung gegen Madison Keys, aber dass man ein ähnlich entspanntes Match erwarten darf, wie es die beiden Tennis-Rentner zuvor ablieferten, ist unwahrscheinlich. Dennoch huscht selbst der sonst so fokussierten Maria Sharapova hin und wieder ein Lächeln übers Gesicht, und auch hier will der amerikanische Sportfan natürlich ins Spiel einbezogen werden. „I love you, Maria“, ruft eine Zuschauerin nach unten. Die schnelle Reaktion der Geliebten: „Thank you“ – gefolgt von einer kurzen Pause und der, ginge es hier um Wichtigeres als ein Showmatch, undenkbaren Nachfrage: „Do you love Madison, too?“ Schön zu sehen, dass auch eine Kämpferin wie Sharapova etwas lockerlassen kann, wenn sie auf dem Platz steht. Denn: So freundlich und angenehm entspannt, wie sie ebenfalls am Mittag die Fragen der TV-Presse beantwortete, mag man Maria Sharapova zwar nicht kennen, aber bei ihren Werbepartnern durchaus geschätzt wissen. Zum Ende des Matches zieht Sharapova dann doch wieder ihr „Serious-Face“ auf, wie es der Platzsprecher im Anschluss treffsicher umschreiben wird. Den Matchball von Madison Keys im Match-Tiebreak beim Stand von 9:8 wehrt sie ab, ihren eigenen beim 10:9 nutzt sie. Geschenke auf dem Platz verteilt Sharapova halt doch nicht – auch nicht in Kalifornien so kurz vor Weihnachten.

von tennisnet.com

Mittwoch
16.12.2015, 16:09 Uhr