"Diesmal wohl definitiv"
Schluss, Ende, Aus - nicht heute, aber am Samstag oder Sonntag: Martina Hingis beendet (wieder mal) ihre Karriere und hofft noch auf den ganz großen Abschluss in Singapur.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
26.10.2017, 21:30 Uhr
Von Florian Goosmann aus Singapur
Das Gerücht machte schon ein paar Monate die Runde, spätestens, seit sich Martina Hingis nach ihrem US-Open-Mixed-Sieg nicht so recht zu ihrer Zukunft äußern wollte. Dass ausgerechnet heute bekannt wurde, dass die WTA Finals ihr letztes Turnier sein würden, entsprang einer Aussage ihrer Doppelpartnerin Chan Yung-jan, die Hingis kurz darauf bestätigte. "Es ist der richtige Zeitpunkt für mich", sagte sie dem Tagesanzeiger.ch/Newsnet.
"Meine Partner wussten es bereits, das Gerücht gab es auch. Ich war fast etwas überrascht, dass es so lange geheim geblieben ist", sagte Hingis nach ihrem Sieg mit Chan gegen Anna-Lena Grönefeld/Kveta Peschke. "Ich habe Latisha von Beginn an gesagt, dass dies vielleicht mein letztes Jahr sein könnte."
Einen besseren Verlauf hätte die 37-Jährige sich kaum wünschen können. Neun Titel holten Chan/Hingis alleine 2017, darunter die US Open; an der Seite von Jamie Murray siegte sie zudem in Wimbledon und New York. "Es ist perfektes Timing. Man will natürlich an der Spitze aufhören und nicht, wenn es nach unten geht. Ich hätte nicht auf ein besseres Ende hoffen können", sagte Hingis. Ihr Abschied soll diesmal endgültig sein. "Zuvor hatte ich einige Dinge immer im Hinterkopf. Was dann auch der Fall war, zunächst im Einzel, dann mit dem Doppel. Aber diesmal denke ich, dass es definitiv ist."
Große Erfolge trotz Unterbechungen
Hingis hatte schon zwei Mal "Good-bye" zum Tennis gesagt. 2002 war im Einzel zunächst verletzungsbedingt Schluss, 2006 aber kam sie zurück, konnte jedoch nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen, auch wenn sie in Melbourne und Paris direkt das Viertelfinale erreichte und wieder in die Top Ten vorstieß. Als im November 2007 eine positive Kokainprobe beim Wimbledonturnier bekannt wurde, zog Hingis den erneuten Rücktritt einer Sperre zuvor.
2013 folgte die erneute Rückkehr, diesmal beschränkt auf Doppel und Mixed. Mit vollem Erfolg: Vier Grand-Slam-Doppeltitel holte Hingis noch (drei an der Seite von Sania Mirza, einen mit Chan Yung-jan) und schraubte ihre Gesamtbilanz auf 13 Stück hoch. Dazu kamen sechs Majorsiege im Mixed (von insgesamt sieben). 2016 gewann sie zudem Olympisches Silber in Rio mit Timea Bacsinszky.
Ihre fünf Einzel-Grand-Slam-Titel sammelte Hingis zwischen 1997 und 1999; 1997 wurde sie im Alter von 16 Jahren und drei Monaten die jüngste Nummer 1 aller Zeiten. 209 Wochen stand sie insgesamt an der Spitze der Damenweltrangliste.
Hingis wird weiter im Tennisbereich arbeiten
"Ich werde dem Tennis immer verbunden bleiben. Ich werde eine Auszeit nehmen, aber ich habe bereits zuvor gecoacht, werde vielleicht meiner Mutter in der Tennisschule helfen, werde als Turnierbotschafterin weitermachen", gab Hingis einen Blick in die Zukunft. "Was ich nicht vermissen werde, ist die tägliche Quälerei. Wobei - vielleicht vermisse ich sie sogar irgendwann, aber in einer anderen Art und Weise. Die Reiserei werde ich sicher nicht vermissen."
Noch aber hat Hingis ein letztes Ziel im Kopf: die WM-Krone. Nach inzwischen 19 gewonnenen Spielen am Stück, ist sie mit Partnerin Chan die Topfavoritin und macht daraus auch kein Geheimnis. "Wir haben eine ziemlich gute Chance. Wir sind diejenigen, die es zu schlagen gilt."