Braucht Novak Djokovic mehr Reserven?
Novak Djokovic wirkt schlanker denn je. Kein allzu gutes Zeichen für den Serben, wie US-Legende Martina Navratilova findet - der Weltranglisten-Zweite könne in längeren Matches womöglich nicht zulegen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
18.01.2017, 16:48 Uhr
Martina Navratilova, so viel lässt sich festhalten, hat das Damentennis in vielerlei Hinsicht revolutioniert - auch in athletischer. Die gebürtige Tschechoslowakin hatte gegen Ende der 1970er-Jahre als erste Frau auf allerhöchstem Niveau das Fitness-Level als (mit-)entscheidenden Faktor erkannt und ihr Trainingsregime danach ausgerichtet. Mit dem Effekt, dass Navratilova als einzige Dame bei jeder Gelegenheit ans Netz gestürmt ist. Diese Spielweise, wie Jan de Witt, der Coach von Gilles Simon, meint, erfordert ungeheure Athletik.
Wenn Martina Navratilova sich nun bemüßigt fühlt, zur augenblicklichen Verfassung von Novak Djokovic Stellung zu nehmen, darf man ihr Gehör schenken. Die 18-fache Major-Siegerin im Einzel sieht jedenfalls Optimierungsbedarf. "Man darf nicht zu dünn sein, nicht zu wenig Körperfett haben", erklärte Navratilova gegenüber dem Tennis-Guru der Sports Illustrated und Buchautor John Wertheim. "Man braucht dieses Körperfett, wenn man lange Matches spielt. Es scheint, als ob Djokovic keine Reserven hätte."
Stark im Kopf
Tatsächlich wirkt der Titelverteidiger von Melbourne noch ein wenig schmaler als in den vergangenen Jahren - was Djokovic auf der anderen Seite nicht davon abgehalten hat, Andy Murray, der sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung befindet, im Finale von Doha im dritten Satz zu beherrschen. Der glatte Drei-Satz-Erfolg gegen Fernando Verdasco lässt noch keine Rückschlüsse auf Grand-Slam-Bedingungen zu, andererseits liegt eine der ganz großen Stärken von Novak Djokovic ja auch im Kopf: Dort scheint der Serbe so große Reserven zu haben wie sonst niemand auf der Tour. Selbiges durfte man dereinst übrigens auch von Martina Navratilova behaupten.
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