Martina Navratilova warnt vor Deal mit Saudi-Arabien: "Seele verkaufen, nur weil es finanziell reizvoll ist?"

Martina Navratilova hat sich klar gegen einen Weg der WTA in Richtung Saudi-Arabien ausgesprochen.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 05.12.2023, 22:49 Uhr

Martina Navratilova ist schwer erkrankt
© Getty Images

Erst in der vergangenen Woche sind die NextGen Finals in Saudi-Arabien zu Ende gegangen, die Gerüchteküche brodelt zudem über einen Zusammenschluss der großen Turniere im Rahmen einer Super-Tour und einem großen Event in Saudi-Arabien. Oder/Und einem Jahres-Auftakt-Masters-Turnier. Und die WTA hatte sich nach reiflicher Überlegung dann doch noch mal gegen die WTA Finals ebendort entschieden in 2023. Aber was kommt?/

Geht es nach der Präsidentin des saudi-arabischen Tennisverbandes, Arij Almutabagani, sollen die Finals kommen. "Wir hätten das Event gerne für viele Jahre, wie nun schon die NextGen Finals", sagte sie gegenüber der BBC. Was die Unterdrückung der Frauen angeht, verwies Almutabagani darauf, dass ihr Land nun mal viele Jahre so ausgerichtet gewesen sei - und auf die frühere Zeit auch in Europa. "Wir befinden uns im Moment im fünften Gang, es geht also eigentlich sehr schnell. Wir brauchen nur die Zeit für den Übergang."

Kein Argument ist das für Martina Navratilova. Der Zeitpunkt sei zu früh, so die "Grande Dame des Tennis". Vertrauen sei gut - aber in dem Falle stehe die Kontrolle zuerst. "Es gibt immer noch zu viele Gesetze, die besagen, dass Frauen in Saudi-Arabien nicht die gleichen Rechte haben wie Männer", so die 67-Jährige. "Nach dem, was ich gelesen habe, hat sich die Lage zweifellos gebessert, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns. Ich würde gerne noch ein paar bedeutsame Änderungen sehen, bevor wir sagen, dass das für mich gut genug ist."

Ons Jabeur hofft auf Saudi-Arabien

Die WTA indes hat sich noch nicht darüber geäußert, wo man die WTA Finals in 2024 austragen werde - ein Deal mit Saudi-Arabien ist hier nach wie vor möglich. Vor allem, nachdem man laut BBC in den vergangenen beiden Jahren rund 31 Millionen Dollar Verlust gemacht habe.

"Also verkauft man seine Seele, nur weil es finanziell reizvoll ist?", fragt sich Navratilova. "Das befürworte ich nicht." Man habe ja erlebt, wohin der Deal mit China geführt habe, als man es mit den Drohungen überreizt habe, spielte sie auf die Geschehnisse um Peng Shuai an. Diese war nach einer öffentlichen Bekanntmachung sexuellen Missbrauchs seitens eines hohen chinesischen Politikers von der Bildfläche verschwunden, worauf die WTA die Turniere in China aussetzen wollte, bis die Sache aufgeklärt sei. In diesem Jahr aber hatte man doch einen Rückzieher gemacht und wieder in China gespielt.

Anders sieht die Sache übrigens Ons Jabeur. "Ich glaube an Saudi-Arabien - sie leisten Großartiges, indem sie den Frauen mehr Rechte geben", so die Tunesierin. "Es ist an der Zeit, die Dinge zu ändern. Jetzt oder nie. Ich hoffe, sie investieren wirklich in die WTA."

von Florian Goosmann

Mittwoch
06.12.2023, 10:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 05.12.2023, 22:49 Uhr