Max Neuchrist im Interview: "Ich genieße es in Afrika zu sein"

Maximilian Neuchrist macht nicht zum ersten Mal Station beim ATP-Chalenger-Turnier in Kigali. Im Interview mit tennisnet berichtet der Routinier von seinen Erfahrungen.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 04.03.2025, 19:29 Uhr

Maximilian Neuchrist beim Challenger in Kigali
© Florian Heer
Maximilian Neuchrist beim Challenger in Kigali

Von Florian Heer aus Kigali

Maximilian Neuchrist ist zurück in Kigali. Im vergangenen September konnte der 33-jährige Wiener auf der Anlage des IPRC Kicukiro Ecology Tennis Clubs bereits ein ITF World Tennis Tour M25 Event gewinnen. In diesen Tagen ist er Teil des zweiwöchigen Rwanda Challenger Swings. 

Dabei stieß Neuchrist in der ersten Woche bis ins Halbfinale vor, wo er schließlich dem slowakischen Qualifikanten Andrej Martin unterlag. Auf dem Weg dahin kämpfte er in der zweiten Runde seinen jungen Landsmann Joel Schwärzler in drei Sätzen nieder. 

Vor seinem Antritt in der zweiten Woche (da musste sich der Routinier schon zum Auftakt geschlagen geben), trafen wir Neuchrist zu einem Interview über das Turnier und seine Erfahrungen in Afrika zu sprechen.

Tennisnet: Maximilian, du bist zurück in Kigali. Wie fühlt es sich an?

Maximilian Neuchrist: Es ist doch anders. Es ist deutlich heißer als im Oktober. Die Bälle fliegen schneller, was sich auf dem Platz durchaus bemerkbar macht. Ich hatte in der ersten Woche auch einige Probleme und musste mich erst anpassen. Mein Aufschlag hat mich aber gerettet. Gegen Joel zu gewinnen war glücklich, da er bereits mit Satz und Break vorne war und die Partie weitestgehend unter Kontrolle hatte. Mit einem guten Game habe ich ins Spiel zurückgefunden und er hat ein wenig den Rhythmus verloren. Insgesamt fühle ich mich wohl hier. Es läuft bis jetzt. 

Du hast bereits einige Events in Afrika gespielt. Wie würdest du die Turnierlandschaft hier beschreiben?

In den letzten 12 Jahren war ich vielleicht viermal hier. Das ist auch nicht so viel. Die Länder wollen sich von einer guten Seite zeigen. Das wird sehr gerne über Sportevents genutzt. Ruanda gilt dabei als Vorreiter von den zentralafrikanischen Staaten. In den letzten Tagen fand auch das Radrennen (Tour du Rwanda) hier statt. Zudem würden sie gerne einen Formel 1 Grand Prix austragen. Es wird viel investiert. Diese Strategie scheint gut zu funktionieren. Atmosphärisch betrachtet sind die Unterschiede zu Europa nicht zu groß. Es hängt eher davon ab, wo man spielt. Generell ist es aber sehr angenehm hier zu spielen, auch wenn das Stadion nicht aus allen Nähten platzt. Es sind aber immer Leute zum Zuschauen da und ich genieße es in Afrika zu sein. 

Du hast auch das Brazzaville Challenger vor zwei Wochen gespielt. Dies hat ein wenig für Aufsehen gesorgt, da die Entry List nicht komplett gefüllt war und es einen Zwischenfall abseits des Platzes gab. Wie waren deine Erfahrungen im Kongo?

Man merkt, dass das Land ärmer ist als in Ruanda. Es ist deutlich dreckiger. Die Luftfeuchtigkeit ist höher. Das Organisationsteam ist aber das gleiche wie hier. Sie haben auch in Brazzaville eine super Arbeit gemacht und ein Top-Event auf die Beine gestellt. Als die Rauchgranaten neben der Anlage geflogen sind war ich gerade auf dem Center Court und habe das Match von Maik Steiner verfolgt. Ich war quasi eine Tennisplatzlänge weg. Es hat lediglich zwei oder drei Sekunden gedauert und dann ist eine Rauchwolke über die Anlage gezogen. Es hat kurz gejuckt und die Partien waren für circa acht Minuten unterbrochen. Das war es dann aber auch. Ich habe gehört, dass das Gelände nebenan dem Verteidigungsministerium gehört. Es wird aber auch von der lokalen Bevölkerung genutzt, da es dort auch einen Fußballplatz gibt. Die gesamte Woche über waren Übungen geplant. Unsicher habe ich mich aber nie gefühlt. Das Turnier war unter dem Strich in Ordnung. 

Habt ihr darüber gesprochen, warum nur so wenige Spieler gemeldet hatten?

Da haben mehrere Gründe den Ausschlag ausgemacht. Erstens war es ein kleineres Challenger-Turnier aus der 50-er Kategorie. Außerdem benötigte man für die Einreise eine Gelbfieberimpfung und ich weiß nicht mehr genau, wann das von der ATP kommuniziert wurde. Ich wusste dies allerdings und konnte mich zeitnah um den Trip kümmern. Wenn man auch nicht zeitnah bucht, können die Flüge teuer werden. Dies wird sicherlich einige Spieler abgeschreckt haben. 

Wie fällt ein erstes kleines Fazit deiner bisherigen Saison aus?

Das Ergebnis vergangene Woche hat mir sehr geholfen, da ich einen kleinen Fehlstart in die Saison hingelegt habe. Ende letzter Saison verlief sehr gut, bis ich mir Dezember einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen habe. Ich wollte in Oeiras starten, war vor Ort, konnte jedoch verletzungsbedingt nicht antreten. Jetzt bin ich noch in der Phase, wo ich mein Protected Ranking aus der letztjährigen Verletzungspause nutzen kann. Ich habe diese Saison in Tunesien begonnen. Jetzt gilt es den Schwung von Ruanda mitzunehmen. 

Du hast für die zweite Woche des Rwanda Challenger sogar eine Wild Card erhalten.

Darüber bin ich sehr dankbar. Das ist nicht selbstverständlich. Der Turnierdirektor hat den Leuten, die in Brazzaville gut gespielt haben, diese Möglichkeit offeriert. Er hat die Wild Cards leistungsabhängig vergeben, was ich toll fand. Ich glaube, es ist die erste überhaupt in meiner Karriere. 

Hast du bereits einen besonderen Spot in Kigali für dich entdecken können?

Während des ITF-Turniers habe ich Doppel- und Einzelfinale gespielt und bin am Abend nach dem Finale wieder abgereist. Ich habe in der Nähe von der Anlage gewohnt und konnte daher leider nichts von der Stadt oder dem Land sehen. Das ist schade, da ich weiß, dass es doch einiges zu besuchen gibt. Es gibt Museen, viel zur Geschichte des Landes. Eine Safari wurde angeboten. Leider ist sich für mich bisher nichts ausgegangen. Auf der anderen Seite bin ich natürlich auch nicht ganz unglücklich darüber, da es bedeutet, dass ich viele Matches innerhalb der Turniere bestreiten konnte. Das Essen ist allerdings sehr gut. Ich wurde noch nirgends enttäuscht, auch wenn man vielleicht etwas mehr Zeit einplanen muss, da es doch etwas länger dauert. Aber so ist das hier. 

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg! 

von Florian Heer

Mittwoch
05.03.2025, 11:00 Uhr
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