Michael Stich mit Plädoyer: "Die PTPA schadet dem Sport"
Michael Stich, Wimbledon-Sieger von 1991 und ehemalige Nummer zwei der Welt, hat sich nun - in einer Replik an Star-Coach Patrick Mouratoglou - kritisch über die Spielergewerkschaft PTPA geäußert. Die einst von Novak Djokovic mitgegründete Gewerkschaft hatte zuletzt in einem kontroversen Vorstoß Klagen gegen die Dachverbände im Tennis eingereicht.
von Clemens Engert
zuletzt bearbeitet:
29.03.2025, 15:29 Uhr
Star-Coach Patrick Mouratoglou, der derzeit mit Naomi Osaka zusammenarbeitet, hatte in einem LinkedIn-Posting, in dem er auf die Klage der PTPA einging, die derzeitige Einnahmeverteilung im Tennis kritisiert. „Der Kampf um eine gerechte Verteilung der Einnahmen im Tennis ist eines der Themen, die durch die Klage der PTPA in den Vordergrund gerückt werden“, schrieb der Franzose. Er kritisierte, dass die Kluft der Einnahmen zwischen den Topstars und den Spielerinnen und Spielern jenseits der Top 100 zu groß sei. „Es geht nicht darum, den Topspielern etwas wegzunehmen – es geht darum, ein gesünderes, nachhaltigeres Ökosystem für den gesamten Sport zu schaffen“, so Mouratoglou.
Michael Stich, Wimbledon-Sieger von 1991 und ehemaliger Turnierdirektor in Hamburg, entgegnete Mouratoglou in einer Replik, dass Spitzenspieler „etwas geben müssen“, damit ihre niedriger eingestuften Kollegen mehr verdienen. Er kritisierte zudem den Schritt der PTPA.
„Lieber Patrick, als ehemaliger Spieler kann ich einigen Dingen, die Sie schreiben, zustimmen. Ich war in den 90er-Jahren im Spielerrat und wir haben versucht, einen größeren Anteil des Geldes zu bekommen. Das ist ein ständiger Prozess seit 50 Jahren“, so der 56-jährige Deutsche.
"Topspieler verlangen unangemessene Garantien"
„Aber keine Generation hat so viel Geld verdient wie die aktuelle. Schauen Sie sich die Preisgelder der Top-Spieler im Einzel und Doppel an. Es muss also von diesen Spielern kommen, den Rest zu unterstützen, wie Sie schreiben. Sie [die Spieler] müssen geben. Das System entscheidet nicht," argumentiert der ehemalige Weltranglistenzweite und berichtet aus eigener Erfahrung. "Als Promoter des Hamburger Turniers kann ich Ihnen sagen, dass es schwierig ist, mit einer solchen Veranstaltung Gewinn zu erzielen. Und ich glaube, es gibt viele Turniere, die damit nicht reich werden. Trotzdem lieben sie den Sport und die Umgebung. Topspieler verlangen jedoch unangemessene Garantien, was die Turniere stark belastet. Daher sollte man zunächst ein Limit für Garantien festlegen. Dann könnte der Veranstalter sogar die Preisgelder erhöhen."
Stich führt weiter aus: "Aber die Spieler wollen alles. Mehr Geld, weniger Spielverpflichtungen, keine Turnierbindung. Sie [die Spieler] müssen verstehen, dass die Veranstalter ihnen Arbeit geben und ein wertvoller Partner auf der Tour sind. Aber in meinem zehn Jahren [als Hamburger Turnierdirektor] gab es nie ein Gespräch zwischen den Spielern und den Turnieren. Es geht nur um Erwartungen."
"Die PTPA schadet dem Sport mit ihrer Aktion und das macht mich sehr traurig", beschließt der Davis Cup-Sieger von 1993 sein Plädoyer.
Vor Michael Stich hatten sich bereits andere deutsche Tennis-Granden wie Boris Becker in die brisante Diskussion rund um die PTPA-Klagen eingeschaltet und besorgt geäußert.