Mona Barthel im tennisnet-Interview: „Tennis ist meine große Liebe"
Mona Barthel (WTA 84) spricht im Interview über ihre Pläne auf Sand, ihre knapp dreijährige Zusammenarbeit mit Trainer Christopher Kas und über ihre langfristigen Ziele.
von Robert M. Frank
zuletzt bearbeitet:
20.05.2019, 21:38 Uhr
Mona Barthel, 28, möchte nicht nur beim WTA-Turnier in Nürnberg eine gute Figur auf dem Sandplatz abgeben, sondern plant auch mit starken Vorstellungen bei den French Open eine gute Rolle zu spielen. Die Hartplatz-Spezialistin zeigt sich im Interview mit tennisnet zuversichtlich, dass ihr bald wieder ein Turniersieg glückt.
Was haben Sie sich für das WTA-Turnier in Nürnberg vorgenommen?
Das mit dem Vornehmen ist immer etwas schwierig. Ich glaube es ist besser, wenn man sich auf sich konzentriert und weiter an seinem Spiel arbeitet. Ich fokussiere mich auf meine Leistung und auf diejenigen Dinge, die ich mir vorgenommen habe. Ich versuche, mich so gut wie möglich auf die French Open vorzubereiten.
Wann trauen Sie sich nach zwei Jahren ohne Titel den nächsten Turniersieg zu?
Grundsätzlich traue ich mir einen Turniersieg immer zu. Ich habe bisher zwei Mal ziemlich unerwartet aus der Quali heraus ein Turnier gewonnen. Das Level im Damentennis liegt ziemlich nah zusammen. Ich habe die letzten Wochen gut gespielt und gute Matches gehabt. Darauf versuche ich aufzubauen.
Ist nicht der Hartplatz weiterhin ihr Lieblingsbelag?
Das würde ich schon sagen. Aber je mehr ich auf Sand spiele, fühle ich mich auch auf Sand wohl.
Auf Hartplatz haben Sie dieses Jahr in Indian Wells mit Siegen gegen Madison Keys und Julia Görges starke Ergebnisse gehabt. Sind solche Erfolge auch auf Sand möglich?
Ich kann auf jedem Belag gute Spielerinnen schlagen, aber auf Hartplatz fühle ich mich schon am wohlsten.
Warum liegt Ihnen der Hartplatz denn besonders?
Es kommt einfach meinem Spiel entgegen. Aber auch auf Sand kann es für mich gut laufen. Als ich 2017 in Prag gewonnen habe, hatte ich zwischenzeitlich eine Serie von 13 Siegen auf Sand. Aber es muss alles passen. Denn die Top-Spielerinnen spielen extrem gutes Tennis.
Welche Rolle spielt der Fed Cup für Sie?
Für mich ist es immer eine Ehre, im Fed Cup für Deutschland zu spielen. Es war schön dass ich in diesem Jahr zwei Mal dabei war und Riga den entscheidenden Punkt geholt habe. Es ist eine schöne Abwechslung, wenn man mit den anderen Mädels zusammen in einem Team ist. Auf der Tour ist man ja eher Einzelkämpfer. Ich genieße die Wochen mit dem Teamspirit im Fed Cup sehr, auch wenn es anstrengende Wochen sind.
Inwiefern anstrengend?
Es ist emotional etwas anderes, als wenn man alleine für sich auf dem Platz steht und ein Turnier spielt. Aber den Benefit, den man dadurch hat, ist unbeschreiblich. Den kann man auch nicht mit einem Turniersieg vergleichen. Das ist noch einmal etwas ganz anderes.
Ihr Trainer Christopher Kas ist Bayer, Sie stammen aus dem hohen Norden. Beide aus ganz anderen Teilen Deutschlands ...
Das stimmt, viel weiter entfernt kann man innerhalb Deutschlands tatsächlich nicht herkommen. Es passt menschlich sehr gut und wir ergänzen uns. In Wimbledon werden wir unsere dreijährige Zusammenarbeit feiern. Wir haben beide die gleichen Ziele und arbeiten hart. So lange das der Fall ist, wird es sehr gut funktionieren. Da ist es dann auch egal, woher jeder stammt (lacht).
… aber die bayerischen Einflüsse Ihres Trainers haben dazu geführt, dass Sie auch eine Wohnung in Bayern haben…
Das stimmt, ich bin auch nach Bayern gezogen und habe in Rosenheim eine kleine Wohnung. Auch wenn ich in meiner Heimat in Neumünster bin, fühle ich mich dort mit einer eigenen Wohnung schon ein bisschen heimisch. In Rosenheim haben wir zusammen dann auch mal eine Trainingswoche.
Seit über 25 Jahren seit ihrer frühen Kindheit spielen Sie Tennis. Würden Sie den Weg des Tennisprofis noch einmal so wählen?
Auf jeden Fall. Es war ein bisschen Schicksal. Ich spiele Tennis schon solange ich laufen kann. Meine Schwester hat Tennis gespielt und es war eine Art gemeinsame Familienaktivität. Ich war ein aktives Kind und habe immer gerne Sport gemacht und mit Bällen gespielt. Ich habe auch andere Sportarten ausprobiert, aber Tennis war von Anfang an meine große Liebe. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich zu irgendeiner Zeit den Wunsch, Tennisprofi zu werden, nicht besessen habe. Ich bin dankbar, diesen Beruf zu haben. Man kann in den vielen Extremsituationen in diesem Job viel lernen. Tennis ist sehr hart. Wenn man da nicht stabil und stark ist, kann es sehr schwierig und anstrengend sein. Mir gefällt auch die Eigenverantwortung in meinem Beruf.
Wie viele Jahre kommen auf das Vierteljahrhundert noch oben drauf und wie lauten die Ziele?
Das ist schwer zu sagen, wie viele Jahre noch hinzukommen, weil man das schwer planen kann. Ich hoffe, dass es mir körperlich und mental gut geht und dass ich mental. Der Spaß ist für mich das wichtigste. Sobald ich irgendwann mal morgens aufstehe und das Gefühl haben sollte, mich nicht mehr verbessern zu wollen, dann würde ich etwas Neues ausprobieren. Im Moment ist Tennis aber das, was ich am liebsten machen möchte. Es kommen mit Sicherheit noch ein paar Jahre dazu. Ich denke, dass ich gerade sehr gutes Tennis spielen. In diesem Zusammenhang freue ich mich auf die nächsten Jahre.
Das Gespräch führte Robert M. Frank in Nürnberg