Mona Barthel im Interview - "In Nürnberg passt alles perfekt"
Mona Barthel ist beim NÜRNBERGER Versicherungscup 2018 am Start. Im Interview spricht die 27-Jährige über ihre neue bayerische Heimat, die Saisonvorbereitung im DTB-Bundesstützpunkt Oberhaching und eine mögliche Rückkehr ins deutsche Fed-Cup-Team.
von Pressemitteilung
zuletzt bearbeitet:
21.12.2017, 15:48 Uhr
Mona Barthel, Nummer 52 der WTA-Weltrangliste, kehrt nach Nürnberg zurück. Nach 2014 wird die 27-Jährige zum zweiten Mal beim NÜRNBERGER Versicherungscup aufschlagen - sehr zur Freude von Turnierveranstalterin Sandra Reichel: "Dass wir noch vor Weihnachten nach Julia Görges die zweite deutsche Top-Spielerin für den NÜRNBERGER Versicherungscup 2018 verpflichten konnten, ist eine schöne Nachricht für all unsere Fans." Das mit 250.000 US Dollar dotierte WTA-Damenturnier auf der Tennisanlage des 1. FC Nürnberg wird vom 19. bis 26. Mai 2018 ausgetragen.
"Nach der kurzfristigen Absage im letzten Jahr freuen wir uns, dass Mona Barthel den NÜRNBERGER Versicherungscup erneut in ihren Turnierplan aufgenommen hat. Wir wünschen ihr einen guten Start in die Saison und hoffen, dass sie von gesundheitlichen Problemen verschont bleibt", sagt Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherung.
Nach vielen krankheitsbedingten Pausen und einem Rückfall auf Platz 187 in der WTA-Weltrangliste, feierte Barthel Anfang dieses Jahres bei den Australian Open ein fulminantes Comeback. Als Qualifikantin ins Turnier gestartet, gelang ihr der Sprung ins Achtelfinale, wo erst die Amerikanerin Venus Williams den Siegeszug stoppen konnte. Im Mai gewann Barthel das WTA-Turnier in Prag - ihr vierter Titel auf der Tour.
2014 erreichte Barthel nach Siegen über Belinda Bencic und Annika Beck das Viertelfinale des NÜRNBERGER Versicherungscups. Ob sie diesmal mit Unterstützung ihres oberbayerischen Coaches Christopher Kas noch ein Stück weiter kommen wird? Wir trafen Barthel im DTB-Bundesstützpunkt Oberhaching, wo sie mit Kas die komplette Vorbereitung auf die Saison 2018 absolviert hat, zum aktuellen Interview.
Mona Barthel, am 26. Dezember reisen Sie nach Neuseeland, wo in Auckland Ihr erstes Turnier 2018 auf dem Programm steht. Sie haben die komplette Saisonvorbereitung in den letzten Wochen in der TennisBase Oberhaching absolviert - warum dort und nicht irgendwo im sonnigen Süden?
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen wohnt mein Trainer Chrisopher Kas in der Nähe, in Rosenheim. So kann er auch Zeit mit seiner Familie verbringen. Auch ich selbst habe seit Anfang Dezember eine Wohnung in Rosenheim. Außerdem sind die Bedingungen hier super. Ich habe hier top Trainingspartner, es sind alle total nett, haben mich lieb aufgnommen. Ich fühle mich hier rundum wohl - von daher bietet es sich auch einfach an. Zudem war es mir wichtig, mal zur Ruhe zu kommen, da ich die vergangene Saison quasi durchgespielt habe ohne eine richtige Saisonvorbereitung gehabt zu haben. Deswegen wollte ich ein paar Wochen an einem Ort sein, ohne zu reisen. Nun freue ich mich voller Energie darauf, dass es bald wieder losgeht.
Und Ihre deutschen Fans können sich auf Ihren zweiten Auftritt beim NÜRNBERGER Versicherungscup nach 2014 freuen ...
Ja, es ist schon etwas länger her, dass ich dort gespielt habe. Ich wollte ja auch schon dieses Jahr in Nürnberg dabei sein, aber da habe ich zuvor in Rom und Prag so viele Matches gespielt, dass sich mein Körper bemerkbar gemacht hat. Aber es ist immer etwas Besonderes, in Deutschland spielen zu können. Gerade jetzt, wo ich noch näher am Turnier wohne, ist es noch mehr ein heimatliches Gefühl als zuvor schon. Der NÜRNBERGER Versicherungscup ist auch eine sehr gute Vorbereitung auf Paris. Das passt also alles perfekt - von daher freue ich mich total drauf.
Am 1. Januar geht es also wieder los mit der Tour. Worin lag der Schwerpunkt in der Saisonvorbereitung?
Kasi und ich hatten ja zuvor noch keine gemeinsame Saisonvorbereitung, das war nun praktisch das erste Mal. Wir haben viel am Aufschlag gearbeitet, an den einzelnen Schlägen, am Spielaufbau. Wir hatten jetzt endlich einmal ein paar Wochen Zeit, um wirklich alle Bereiche abzudecken. Auch in punkto körperlicher Fitness haben wir nochmal eine Schippe draufgelegt.
Sie haben auf einem Hartplatz trainiert, wie er ähnlich bei den Australian Open verwendet wird. Gibt es einen Belag, den Sie bevorzugen?
Eigentlich Hardcourt, aber zuletzt habe ich auch sehr gut auf Sand gespielt. Rasen fällt mir immer am schwersten, weil man ja auch immer nur eine kurze Zeit auf diesem Belag spielt. Aber auch das war dieses Jahr schon viel besser. Grundsätzlich kann ich mein Spiel ganz gut auf die verschiedenen Beläge anpassen. Ich mag die Abwechslung ganz gerne - die Mischung machts. Ich habe meine Vorbereitung meistens zu Hause in einer Halle gemacht, manchmal sogar auf Teppich wie in Neumünster, wo es nichts anderes gab. Da bin ich nicht so sensibel. Wir spielen jede Woche auf einem anderen Belag, da muss man sich sowieso reinfinden.
Setzen Sie sich bestimmte Ziele für 2018?
Ja, ich habe immer Ziele im Kopf. Ich stand schon einmal auf Platz 23 der Weltrangliste, daher wären die Top-20 ganz schön. Ja, diese Marke würde ich gerne als nächstes knacken. Und sonst liegt mein Hauptaugenmerk darauf, mein Spiel zu verbessern und mich gesund und wohl zu fühlen.
Wie geht es Ihnen denn aktuell?
Mir geht es richtig gut, so gut wie lange nicht mehr seit der Krankheit, die Anfang 2016 ausgebrochen ist und mich mehr mitgenommen hat, als ich es wollte. Es hat das ganze letzte Jahr gedauert, bis es mir wieder einigermaßen gut ging. Erst ab Dezember habe ich gemerkt, dass wieder viel Energie kommt, vorher war es ein Auf und Ab. Das hat man dann gleich an den Ergebnissen gesehen, dass ich wieder mehr trainieren konnte. Von daher war das ganze Jahr 2017 sehr positiv. Ich bin ja von 190 gestartet und jetzt bin ich wieder bei den Top-50. Ich bin in einer super Ausgangsposition für nächstes Jahr. Die Vorbereitung lief bislang super, ich bin körperlich auf einem guten Stand, fühle mich fit und gesund. Das ist das Wichtigste. Der Rest kommt dann von alleine.
Wo sehen Sie denn spielerisch Ihre Stärken und Schwächen?
Wenn ich mich körperlich gut fühle, habe ich nicht so viele Schwächen. Meine Schläge sind alle auf einem ganz guten Level. Ich habe eher ein druckvolles Spiel, aber bringe auch gerne ein bisschen Finesse mit rein. Für meine Größe habe ich auch das Glück, mich ganz gut bewegen und den Platz gut abdecken zu können. Von daher möchte ich meinem Spiel keinen Stempel aufdrücken. Man sollte zwar schon wissen, welche Stärken und Schwächen man hat, aber ich charakterisiere mein Spiel eigentlich nicht gerne. Das grenzt einen immer ein bisschen ein. Ich bin eher die Allrounderin.
Kurz nach den Australian Open findet in der ersten Fed-Cup-Runde das Match gegen Weißrussland statt. Schielen Sie auch ein wenig nach der Rückkehr ins deutsche Fed-Cup-Team?
Wir haben natürlich unglaublich viele gute Spielerinnen, und es wird einfach darauf ankommen, wie die ersten Wochen im Jahr verlaufen werden. Ich habe den Fed Cup aber auf alle Fälle eingeplant - wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit. Jens Gerlach, unser neuer Fed-Cup-Chef, war sogar einmal hier in Oberhaching, um sich mir vorzustellen und mich besser kennen zu lernen. Das war super.