"Müssen an ihre Familie denken" - Martina Navratilova nimmt russische Profis in Schutz
Sollten sich russische Spielerinnen und Spieler öffentlicher gegen den Krieg gegen die Ukraine äußern? Tennislegende Martina Navratilova gibt sich verhalten.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
17.03.2022, 13:29 Uhr

Die klaren Statements gegen den Krieg von Russland gegen die Ukraine, sie fehlen von den russischen Tennisspielerinnen und Tennisspielern. Andrey Rublev zeichnete in Dubai ein "No war" auf die Kamera, Daniil Medvedev erklärte, er sei für Frieden - ähnlich äußerten sich Kolleginnen und Kollegen.
Spielerinnen und Spielern aus der Ukraine ist das aber zu wenig. Marta Kostyuk erklärte in der vergangenen Woche, wie enttäuscht sie von den Tennisverbänden sei, dass russische und weißrussische Spielerinnen weiterhin aktiv sein dürften. Und wie sauer sie auf ihre Kolleginnen sei, die sich nicht klar positionieren würden, keine klare Stellungnahme zu einem Ende der russischen Invasion abgeben würden.
Navratilova: "Verstehe, was Kostyuk meint, wie sehr es weh tut"
"Ich glaube nicht, dass man sie auffordern sollte, lauter darüber zu sprechen. Denn sie müssen an ihre Familie denken, und jetzt können sie 15 Jahre Gefängnis bekommen, wenn sie über den Krieg sprechen", erklärte Martina Navratilova nun gegenüber der New York Times.
Navratilova war im Jahre 1975 in die Vereinigten Staaten ausgewandert, als die Tschechoslowakei noch Teil des Sowjetblocks war.
"Natürlich sind die Ukrainer hier die Opfer, aber die Sportler aus Weißrussland oder Russland wären die Opfer auf der anderen Seite, wenn man sie nicht spielen ließe", erklärte die 65-Jährige weiter.
Verständnis für Marta Kostyuk hat sie dennoch. "Ich weiß, dass es emotional so schwierig ist", sagte sie - und spricht offenbar aus Erfahrung. "Ich war 13, fast 14. Ich wollte diese Juniorin schlagen, und als ich ihr danach die Hand schüttelte, sagte ich: 'Seht ihr, eure Panzer können uns nicht schlagen!'"
Sie könnte die schwierige Situation also gut nachempfinden. "Du fühlst dich, als würdest du für dein Land spielen, und das tut weh! Und ich wusste, dass sie nichts damit zu tun hatte, aber ich habe es trotzdem persönlich genommen. Ich verstehe also, was Kostyuk meint, wie sehr es weh tut", so die 18-fache Majorsiegerin im Einzel. "Aber ich glaube nicht, dass man Menschen auf diese Weise bestrafen kann."