Naomi Osaka: "Es ist okay, wenn es einem nicht okay geht"
Naomi Osaka hat sich in einem Beitrag für das Time Magazine zu Wort gemeldet.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
17.07.2021, 20:34 Uhr
"Das Leben ist eine Reise" schrieb Osaka. Ihre habe zuletzt eine etwas unerwartete Route genommen - aber eine, die sie viel gelehrt und ihr geholfen habe, zu wachsen.
Osaka hatte sich im Rahmen der French Open eine Auszeit von Pressekonferenzen erbeten und erklärt, dass sie in den vergangenen Jahren mit Depressionen zu kämpfen gehabt.
Eine Lektion, die sie in den vergangenen Wochen gelernt habe: Man könne es nicht jedem recht machen. Lektion zwei: Offenbar habe quasi jeder schon mal mentale Probleme gehabt - oder kenne jemanden, dem es so gehe. Die Zahl an Nachrichten, die sie bekommen habe, bestätige das.
Osaka stellte zudem klar, dass ihr Verzicht auf Pressekonferenzen nicht gegen die Presse gerichtet sei, sondern es um das Format der Pressekonferenz gehe. "Ich liebe die Presse. Aber ich mag nicht alle Pressekonferenzen." Sie habe stets eine großartige Beziehung mit den Medien gehabt und eine Fülle an tiefgründigen Einzelinterviews gegeben. Man könne Pressekonferenzen aber besser und interessanter machen. "Weniger Subjekt gegen Objekt, mehr Kollege zu Kollege." Sie habe nie eine Revolte anzetteln wollen, sondern kritisch hinterfragen, was man besser machen könne.
Osaka: "Wenn das stimmt, war es das alles wert"
Sie habe sich großem Druck ausgesetzt gefühlt, ihre Symptome öffentlich zu machen, "ehrlich gesagt deshalb, weil die Presse und Turniere mir nicht geglaubt haben". Sie habe mehrere Wünsche, vor allem aber den, sich ein paar "Krankheitstage" erlauben zu dürfen im Jahr, an denen man von Presseverpflichtungen befreit sei, ohne die persönlichen Gründe preiszugeben. "Ich denke, das würde den Sport mit dem Rest der Welt gleichstellen."
Osaka bedankte sich auch bei allen, die sie unterstützt hätten, darunter Michelle Obama, Michael Phelps, Steph Curry, Novak Djokovic, Meghan Markle.
Sie habe nun Zeit gehabt, etwas zu reflektieren, aber auch, um nach vorne zu schauen. Sie suche das Scheinwerferlicht nicht, "ich versuche mich immer dazu zu bringen, aufzustehen und zu sagen, was richtig ist, oft mit einem großen Gefühl der Beklemmung." Sie fühle sich nicht wohl dabei, die Sprecherin oder das Gesicht von Sportlern mit mentalen Problemen zu sein, weil das neu für sie sei und sie nicht alle Antworten habe. "Ich hoffe, die Leute können verstehen, dass es okay ist, wenn es einem nicht okay geht. Und es okay ist, darüber zu reden. Es gibt Leute, die helfen können, es gibt üblicherweise Licht am Ende des Tunnels."
Michael Phelps habe ihr gesagt, dass sie möglicherweise ein Leben dadurch gerettet habe, dass sie auf das Thema aufmerksam gemacht habe. "Wenn das stimmt, war es das alles wert."
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