Alcaraz an der Spitze - aber ist Novak Djokovic eigentlich noch die wahre Nummer 1?
Novak Djokovic steht aktuell nur auf Platz 7 der ATP-Weltrangliste, im Jahres-Race sogar nur auf Platz 15. Ein Bild, das trügt.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
03.10.2022, 16:58 Uhr
Blickt man auf die aktuelle Weltrangliste, scheint die Wachablösung vollzogen. Kein Roger Federer mehr unter den Top 10, kein Andy Murray. Der Djoker auf Platz 7. Einzig Rafa Nadal grüßt in dieser Woche wieder von Rang 2.
Denn ganz oben: Steht seit seinem US-Open-Sieg der 19-jährige Carlos Alcaraz.
Der Spanier tut das mit der niedrigsten Punktezahl seit Einführung der neuen Rankingzählweise in 2009, nämlich mit 6.740 Zählern. Damals wurden vor allem die Punkte für Siege bei Majors und Masters-Turnieren verdoppelt.
Der Grund für Alcaraz' seltenwenige Punkte für die Spitze, unter anderem: In Wimbledon gab's keine Zähler zu gewinnen in diesem Jahr. Ebenso in Shanghai im vergangenen Herbst - das Masters-Turnier fiel aus.
Hätte, wäre, wenn...
Man kann jedoch zudem den Gedanken auftun: Hat auch Novak Djokovic etwas damit zu tun - und stünde er unter normalen Umständen noch ganz vorne?
Zur Erinnerung: Der Djoker hält den Rekord für die meisten Zähler als Weltranglisten-Erster, 2016 stand er mit 16.950 Punkten an der Spitze. Das sind mehr als 10.000 Punkte mehr als Alcaraz aktuell hat.
Im aktuellen Ranking hat Djokovic trotz seiner tollen Form jedoch nur 3.820 Zähler, im Jahres-Race sogar nur 2.220!
Warum hat Novak Djokovic so wenige Punkte in der Weltrangliste?
Im Wesentlichen gibt es zwei Gründe, warum Djokovic so "schlecht" dasteht: In Wimbledon gab es in diesem Jahr keine Punkte zu gewinnen, Djokovic hätte unter normalen Umständen 2.000 Zähler mehr. Dazu: Djokovics Impf-Status, aufgrund dessen ihm die Einreise nach Australien, die USA und Kanada vereitelt wurde.
Djokovic konnte damit insbesondere nicht an den Australian Open und US Open teilnehmen (jeweils 2.000 Punkte zu vergeben!), ebenso nicht an den Masters-Turnieren in Indian Wells, Miami, Montreal und Cincinnati (jeweils 1.000 Punkte)! Insgesamt waren das weitere 8.000 Punkte, auf die er keine Chance hatte. Wie viele er davon geholt hätte? Natürlich reine Spekulation. In der aktuellen Form hätte man jedoch von einigen ausgehen können.
Carlos Alcaraz kann noch viele Punkte holen!
Um Lothar Matthäus zu zitieren: "Wäre, wäre, Fahrradkette." Denn klar ist auch: Wer ganz oben steht, tut das zurecht. Und Alcaraz ist nach seinem brutal starken Jahr mit fünf Turniersiegen (darunter 1 Major und 3 Masters-Turniere) ein verdienter Spitzenmann.
Im Herbst 2022 hat Carlos Alcaraz zudem alle Chancen, seine Punktezahl auszubauen. Alcaraz hat lediglich 280 Punkte zu verteidigen im restlichen Jahr (10 aus Indian Wells, 180 aus Wien, 90 aus Paris). Er kann also noch ordentlich zulegen und seine Spitzenposition ausbauen.
Für Djokovic wird es hingegen schwerer, viel Boden gutzumachen: Er hat im übrigen Saisonverlauf 2022 noch 1.600 Punkte zu verteidigen.