Keine Ahnung von den Regeln
Bei genauerer Betrac htung offenbaren sich „gravierende“ Wissenslücken bei den Regelkenntnissen der Topstars.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
22.03.2013, 11:30 Uhr

Die neue 25-Sekunden-Regel ist in aller Munde. In aller? Anscheinend nicht, denn gefragt, was er denn von der neuen Richtlinie halte, antwortete Andy Murray: „Ich glaube, wenn die Zeit auf 25 Sekunden verlängert werden würde, wie bei den Grand-Slam-Turnieren, dann wäre die Regel überall gleich.“ Stimmt so nicht ganz, denn bei den vier Major-Turnieren liegt die Beschränkung bei 20 Sekunden. Eine gänzlich andere Unwissenheit gab die Dänin Caroline Wozniacki zum Besten. Sie war sich nicht ganz schlüssig, ob man nur ein oder gar zwei Medical Timeouts pro Seitenwechsel nehmen darf, wenn man sich zwei verschiedene Verletzungen zugezogen hat. Die Kollegen von „USA TODAY SPORTS“ nahmen die Uninformiertheit der zwei Topspieler zum Anlass, während der BNP Paribas Open in Indian Wells einen kleinen Test zu veranstalten. Dabei wurden 15 verschiedene Spieler und Spielerinnen befragt – jüngere und ältere, weiter vorne platzierte und weiter hinten platzierte, Einzelspieler und Doppelspezialisten, erfahrene und unerfahrene. Ihnen allen wurden dieselben vier Fragen gestellt:
* Wie viele Medical Timeouts darf man pro Match verlangen?
* Wie viel Verspätung darf man haben, nachdem man zu seinem Match aufgerufen wurde?
* Wie viele Toilettenpausen sind pro Match gestattet?
* Wie viel Zeit darf man sich zwischen zwei Ballwechseln lassen?
Die traurige Bilanz: Keiner der Profis konnte alle Fragen richtig beantworten.
„Niemand möchte das Buch aufmachen“
Novak Djokovic gab lapidar zu, „uninformiert“ zu sein. Jamie Murray, der Bruder des amtierenden US-Open-Champions Andy, meinte, dass er das Regelbuch, das die Spieler jedes Jahr bekommen würden, nur selten zur Hand nimmt, jedoch wisse, wo es sei: „Es sammelt Staub!“ Der US-Amerikaner Michael Russell gab offen zu: „Niemand möchte das Buch auch nur aufmachen, geschweige denn darin lesen. Wir überlassen das lieber den Schiedsrichtern.“
Man kennt die Regeln, die man braucht
Tommy Haas und Andrea Petkovic hatten dieselbe Meinung – die Regeln, die man brauche, kenne man, der Rest interessiere nicht. Petkovic ergänzte: „Ich brauche keine Toilettenpausen – ich erledige mein Geschäft vor dem Match!“ Die erst 18-jährige Madison Keys gelobte aber Besserung: „Zeit zwischen den Ballwechseln? Es fühlt sich an wie zehn, könnten aber auch 30 Sekunden sein. Jetzt wo ich merke, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, sollte ich mir die Regeln wirklich mal anschauen.“
Der Spieler muss sich auf den Punkt konzentrieren
Für Paul Annacone, Trainer von Roger Federer, ist die Ahnungslosigkeit der Spieler in einigen Belangen der Spielregeln ganz natürlich und sogar wichtig, denn wenn sich der Spieler zu sehr mit den Regeln beschäftigen würde, könnte er sich nicht auf den Punkt konzentrieren: „Grundsätzlich denke ich, dass all diese Dinge aber keine Rolle spielen sollten, ob man ein Spiel gewinnt oder verliert, und für mich als Coach ist das auch gut so.“(Text: sb; Foto: GEPA pictures)