Osaka und Bajin: Schmuckloser Abschiedsgruß via Twitter

Die Trennung von Naomi Osaka und Sascha Bajin reiht sich in die "Heuern und Feuern"-Gallerie im Damentennis ein. Im Fall von Osaka und Bajin soll es jedoch schon in Melbourne Streit gegeben haben.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 15:04 Uhr

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Naomi Osaka, Sascha Bajin
© Getty Images
Naomi Osaka, Sascha Bajin

Der Abschied erfogte schmucklos. Kurz, trocken, mit ein paar dürren, formelhaften Worten auf Twitter, dem Internet-Portal der schnellen Botschaften.

„Hallo zusammen. Ich werde nicht länger mit Sascha zusammenarbeiten. Ich danke ihm für seine Arbeit und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft“, schrieb Naomi Osaka am späten Montagabend dort an ihre riesige Fangemeinde. So endete, nur gut zwei Wochen nach ihrem Triumph bei den Australian Open in Melbourne, eine der erfolgreichsten Partnerschaften in der jüngeren Tennisgeschichte – die Allianz zwischen der einst nur talentierten, dann aber schlagartig höchst erfolgreichen Osaka (21) und ihrem Münchner Trainer Sascha Bajin (34).

Auch der abservierte Coach meldete sich alsbald zu Wort, etwas emotionaler, aber auch nur knapp: „Danke, Naomi. Ich wünsche Dir auch nur das Beste“, erklärte der 34-jährige, „welch ein Ritt war das. Danke, dass ich ein Teil davon war.“

Streit schon bei den Australian Open?

Im Nachhinein wussten viele nun wieder vieles gleich besser. Osaka und Bajin hätten sich schon länger zerstritten, bei den Australian Open hätte manche Trainingseinheit nur zehn Minuten gedauert, Bajin sei gelegentlich beim Übungsprogramm gar nicht dabei gewesen. Und habe Osaka dem Münchner gar nicht bei der Siegeransprache in der Rod Laver-Arena gedankt? Doch wer hätte deswegen ernsthaft auf einen Bruch zwischen der neuen Nummer eins der Weltrangliste und ihrem Erfolgsmacher schließen können, auf einen Rausschmiss Bajins im Moment des großen Triumphes?

Fakt ist: Bajins erzwungener Abgang reiht sich in eine Serie schwer verständlicher Trennungen im Frauentennis, ganz geklärt ist bis heute ja auch nicht die Scheidungsangelegenheit zwischen Wimbledon-Gewinnerin Angelique Kerber und dem Belgier Wim Fissette. Das Geraune um unterschiedliche Gehaltsvorstellungen blieb halt – Geraune. Alle vier aktuellen Grand Slam-Siegerinnen jedenfalls sind derzeit nicht mehr mit den Trainern unterwegs, die sie auf dem Weg zum Titel begleiteten: Osaka, Kerber und auch nicht die Rumänin Simona Halep (French Open-Siegerin). Deren vorheriger Coach Darren Cahill ging im letzten Herbst, weil er sich offiziell mehr seiner Familie widmen wollte.

Heuern und Feuern im Damentennis

Die Heuern-und-Feuern-Kultur ist weit verbreitet im internationalen Damentennis. Bajin, der Mann aus Feldmoching, kann auch ein Lied davon singen. Als er noch ein sogenannter Hittingpartner war, also der Zuspieler im Training, wurde er auch jäh von Serena Williams und Caroline Wozniacki verstoßen. Bei Osaka wurde er erstmals als Trainer engagiert. Er nutzte sie Chance vortrefflich, zusammen eroberten die Japanerin und der Deutsche die Tenniswelt im Sturm. Osaka wurde US Open-Königin, gewann nun die Australian Open und grüßte sogar als Nummer 1 der Charts.

Anfang dieser Saison standen beide noch gemeinsam bei einer kleinen Zeremonie im australischen Brisbane auf dem Court, es war der stolze Moment für Bajin, in dem er als „Trainer des Jahres 2018“ ausgezeichnet wurde. Osaka verschwand damals schnell aus dem Bild, man konnte glauben, sie wolle dem Coach den Ruhm alleine gönnen. Aber vielleicht war es da einfach auch schon nicht mehr weit her mit dieser ungewöhnlichen Liason, denn es gehört zu den Spekulationen, dass Osaka und ihr Team schon Ende letzten Jahres bei anderen Trainerkandidaten sondiert hätten.

von Jörg Allmeroth

Dienstag
12.02.2019, 14:48 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 15:04 Uhr