Oscar Otte in Ostrava: "Man hat seinen Freiraum, ist in keiner Bubble"
Viele Tennis-Profis mögen unter der Corona-Zwangspause gelitten haben - Oscar Otte gehört mit Sicherheit nicht dazu. Der 27 Jahre alte Deutsche ist mit drei Auftaktniederlagen in die Saison 2020 gestartet und nimmt seit dem Re-Start der Tour wieder richtig Fahrt auf.
von Florian Heer aus Ostrava
zuletzt bearbeitet:
05.09.2020, 09:41 Uhr
Bei den ATP-Challenger-Turnieren in Prag während der letzten 14 Tage hat Oscar Otte die ersten Match-Erfolge gefeiert. Bei den Ostrava Open by Moneta in dieser Woche steht er in der Vorschlussrunde. Im Anschluss an seinen Sieg im Viertelfinale gegen den tschechischen Lokalmatador Zdenek Kolar haben wir uns mit dem Kölner zum Interview getroffen.
tennisnet: Glückwunsch zum Sieg gestern. Nach zwei Turnieren in Prag sind Sie jetzt bereits die dritte Woche in der Tschechischen Republik unterwegs. Wie sind die Eindrücke der Tour während der Pandemie?
Oscar Otte: Hier ist alles relativ normal. Man hat kaum das Gefühl, dass Corona hier ist. Natürlich gibt es die nötigen, verschärften Hygieneregeln, aber es ist sehr angenehm, hier zu spielen. Man hat seinen Freiraum und ist in keiner Bubble, wie in manch anderen Turnieren. Es macht Spaß und wir sind alle froh wieder spielen zu können.
Regelmäßige Tests für die Spieler bleiben aber weiterhin bestehen. Sind diese bereits zur Routine geworden?
Definitiv. Am Anfang war das alles sehr unangenehm, aber man gewöhnt sich daran. Zweimal die Woche geht man hin und wieder raus. Das läuft easy ab.
Haben Sie den Eindruck, dass sich etwas vom ersten Turnier seit dem Re-Start zu heute etwas verändert hat?
Es ist schwer zu sagen, ob alles inzwischen lockerer gehandhabt wird. Es ist zudem schwierig, die Spieler zu isolieren, da viele Zuschauer auf dem Gelände sind. Allerdings muss auch jeder für sich selbst die ganze Situation einzuschätzen und entscheiden, ob man an einem Turnier teilnehmen möchte.
Sind Sie aufgrund der aktuellen Situation besorgt?
Nein, das bin ich nicht. Klar, geht die Gesundheit vor. Wir sind aber alle nicht Teil der Risikogruppe und froh wieder auf der Tour zu sein. Ich denke, es läuft insgesamt in einem guten Rahmen ab.
Sie sind viel mit Mats Moraing unterwegs, der ebenfalls hier in Ostrava mit am Start ist. Sie pflegen eine gute Freundschaft zueinander und trainieren an der Tennis-Academy von Heiner und Peter Moraing.
Vor ein paar Jahren bin ich mit Mats‘ Cousine Emma zusammengekommen. Danach bin ich nach Mühlheim an der Ruhr zum Training gewechselt. Wir sind jetzt seit fast drei Jahren gemeinsam auf den Turnieren unterwegs. Wir verstehen uns alle sehr gut. Wir sehen uns regelmäßig auf und abseits des Platzes und ich bin schon fast ein Teil der Familie geworden. Das ist sehr schön.
Spüren Sie ufgrund der zurzeit nur wenig stattfindenden Turniere einen zunehmenden Wettbewerbsdruck? Ist es schwieriger, in die Events rein zu kommen?
Alle Spieler sind griffig und gut vorbereitet aus der Pause zurückgekommen. Die Dichte des Niveaus der Spieler ist höher geworden. Es kommen immer mehr gute junge Spieler nach, die älteren bleiben länger auf der Tour. Das Level ist sehr hoch, es macht Spaß sich daran zu messen.
Nach einem weniger erfolgreichen Auftakt in die Saison haben Sie bei den nationalen Turnierserien sehr gute Resultate erzielt und scheinen auch jetzt in sehr guter Form zu sein. Hat Ihnen die Pause gutgetan?
Was heißt Pause? Wir haben in dieser Zeit sehr viel trainiert, insbesondere im körperlichen Bereich. Die DTB-Serie und die International Premier League haben mir zudem immens geholfen, wieder Matchrhythmus zu erhalten. Das zahlt sich jetzt aus.
Wo möchten Sie am Ende des Jahres stehen?
Das ist schwierig zu sagen, da mein Fokus zunächst auf dieser Woche bzw. auf dem nächsten Match liegt. Das wichtigste ist gesund zu bleiben damit viele Matches zustande kommen können. Wenn es weiter gut laufen sollten, dann ist bereits seit Jahren mein Ziel in die Top 100 zu kommen.
Ist es ihr erstes Turnier in Ostrava?
Ja.
Hatten Sie bereits die Möglichkeit, sich etwas anzuschauen?
Wir waren ein oder zweimal abends in der Stadt und sind Essen gegangen. Auch die Mall haben wir kurz besucht. Für mehr war allerdings noch nicht Zeit.
Dann weiterhin viel Erfolg im Halbfinale gegen Tallon Griekspoor und alles Gute.