Patrick Rafter: Technologie hemmt die Entwicklung von jungen Spielern

Der zweifache US-Open-Champ Patrick Rafter ist kein Fan der neuen Schläger- und Saiten-Technologie.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 28.04.2020, 17:46 Uhr

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Patrick Rafter - ATP-Tour

Hätte es Stefan Edberg nicht gegeben - Pat Rafter würde wohl bei vielen als bester Volleyspieler aller Zeiten ganz oben auf der Liste stehen. Der Australier kannte im Laufe seiner Karriere nur einen Weg, nämlich den nach vorne. Mit Erfolg: 1997 und 1998 siegte er bei den US Open, 2000 und 2001 stand er im Finale von Wimbledon, Pete Sampras und Goran Ivanisevic verbauten ihm hier einem dritten Major-Titel./

Dass es einen wie ihn im aktuellen Tennis nicht mehr gibt, hat mehrere Gründe. Einer davon: die neuen Schläger und Saiten. "Die Technologie erlaubt es den Jungs einfach, verdammt gute Passierschläge rauszuhauen und einen guten Aufschlag zu returnieren, selbst wenn sie das Gleichgewicht verloren haben. Da kommt trotzdem viel Power und Spin zurück. Das war zu unserer Zeit nicht möglich", so der mittlerweile 47-Jährige im Gespräch mit dem australischen Sender Nine Network.

"Die Saiten, die wir damals hatten, das waren entweder synthetische Darm-Saiten (Multifilament- oder Nylon-Saiten, Anm. d. Red.) oder Naturdarm-Saiten", so Rafter. "Die haben es einem nicht erlaubt, so viel Power und Spin zu entwickeln." Für den gemeinen Netzspieler seinerzeit ein Vorteil.

Guga Kuerten war der Vorreiter

In der Tat haben sich Schläger und Saiten in den vergangenen beiden Jahrzehnten sehr entwickelt. 1997 hatte Gustavo Kuerten erstmals auf großer Ebene bei den French Open mit der Luxilon Original String triumphiert, einer Polyester-Saite, die es ihm ermöglichte, voll durchzuziehen, aber den Ball dank des enormen Spins im Feld zu halten. Seither haben sich Polyester-Saiten immer mehr durchgesetzt. Die neue Art an Saiten hätten "aus mittelmäßigen Spielern Größen gemacht und aus Größen Legenden", schrieb einst Andre Agassi in seiner Autobiografie - er war 2002 zu einer Poly-Saite gewechselt.

Ein weiteres Problem, so Rafter: Viele junge Spieler hätten zwar ein feines Händchen und gute Volleys. Aber wenn man dieses Spiel nicht schon in jungem Alter durchziehe... "Für einen 20-Jährigen sei es verdammt hart, einfach so zu entscheiden: Okay, ich komm jetzt einfach mal öfter ans Netz. So läuft das nicht. Das braucht eine lange Zeit." Und viele Kinder würden diese Art des Spiels gar nicht mehr probieren, weil es die Technologie quasi nicht mehr ermögliche, so Rafter.

von Florian Goosmann

Dienstag
28.04.2020, 20:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.04.2020, 17:46 Uhr