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Paul Jubb – der schicksalhafte Aufsteiger

Beim 250er-Rasen-Turnier in Mallorca holte sich Paul Jubb seine ersten Hauptfeldsiege auf ATP-Ebene überhaupt. Alleine der Blick auf seine Vita lässt erahnen, welch Kampfgeist und Widerstandsfähigkeit in dem 24-jährigen Briten stecken.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 28.06.2024, 21:44 Uhr

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Trotz aller Schicksalsschläge ist Paul Jubb auf der ATP-Tour angekommen.

Eine schwermütige Stimmung überkommt einen, wenn man die Geschehnisse um Paul Jubb in dessen Kindheit zu lesen bekommt, der als Sohn eines britischen Soldaten und dessen kenianischer Ehefrau zur Welt kam. Sein Vater beging kurz nach seiner Geburt Suizid und seine Mutter verstarb ebenfalls kurz darauf.

Die Geschicke seiner Erziehung übernahm daraufhin seine Großmutter Valerie, die ihn im Alter von vier Jahren zum Tennissport brachte. Schon früh wurde sein außergewöhnliches Talent entdeckt und an der Huffield Health Tennis Academy an seinem Spiel gefeilt. Mit seinem U16-Titel bei den britischen Junioren-Meisterschaften 2015 wurden auch die amerikanischen Colleges auf ihn aufmerksam, wo er ein Jahr später mit dem Studium an der University of South Carolina startete.

Und auch beim College-Tennis startete der Yorker durch und holte sich 2019 in Orlando mit einem Finalsieg gegen den Portugiesen Nuno Borges, der aktuell auf Position 51 im ATP-Ranking steht, den Titel der NCAA-Meisterschaften im Einzel. Selbst Tennis-Legenden wie Jimmy Connors und John McEnroe konnten sich dort bereits in die Siegerliste eintragen.

Mit ersten Match-Erfolgen auf Challenger-Ebene schaffte er auf der Tour schnell den Einstig um Position 500 in der Weltrangliste, pendelte sich aber die nächsten beiden Jahre in dieser Region ein. Mit fünf Titeln auf der ITF World Tennis Tour spielte er sich im Jahr 2021 direkt an die Top 200 heran, gefolgt vom bislang einzigen Challenger-Titel in der Folgesaison. Eine Knöchelverletzung verhinderte 2023 mehr als sechs Monate jeglichen Turnierstart und ließ ihn im November bis auf Rang 894 abstürzen.

Doch auch von diesem Rückschlag konnte sich Jubb mit starken Ergebnissen auf der Challenger-Tour zurückkämpfen und setzte diese Woche beim ATP-Turnier in Mallorca zu seinem Erfolgslauf an, der ihn aus der Qualifikation heraus, mit seinen ersten Match-Erfolgen im Hauptfeld überhaupt, bis ins Semifinale bringen sollte. In Wimbledon wird die aktuelle Nr. 289 im Ranking nach 2019 und 2022 zum dritten Mal per Wildcard im Hauptfeld an den Start gehen. In Anbetracht seines unbändigen Willens nach stetiger Verbesserung kann man davon ausgehen, dass er auch dort nach den bisherigen Erstrunden-Niederlagen seine ersten Siege an der Church-Road einfahren möchte. Gegenüberstehen wird ihm zum Auftakt der brasilianische Weltranglisten-74. Thiago Seyboth Wild.

Hier das Einzel-Tableau aus Wimbledon

von Dietmar Kaspar

Samstag
29.06.2024, 08:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.06.2024, 21:44 Uhr