Philipp Kohlschreiber im Interview: "Meine Zeit ist langsam am Ausklingen"
Philipp Kohlschreiber feiert in diesem Jahr seinen 39. Geburtstag. Im Interview mit tennisnet.com spricht der Augsburger über das nahende Karriereende, seine Erwartungen für das Challenger-Turnier in Marbella und den Davis Cup in Hamburg.
von Nikolaus Fink aus Marbella
zuletzt bearbeitet:
28.03.2022, 07:38 Uhr

Herr Kohlschreiber, Sie treffen in der ersten Runde von Marbella auf Jiri Lehecka. Wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?
Er ist ein junger und kompletter Spieler, der auf jedem Belag gut spielt. Ich habe mit ihm bei den Australian Open trainiert und fand, dass er sehr solide war. Er ist ein typischer tschechischer Spieler mit einer bisschen besseren Rückhand. Er ist ein sehr guter Athlet und hat eine gute Einstellung. Es wird sicherlich nicht leicht werden. Ich bin auch nicht mehr voll aktiv und spiele relativ wenige Turniere. Mit meinem bis dato letzten Turnier in Indian Wells war ich einigermaßen zufrieden. Ich habe viel gekämpft, aber nicht so gut gespielt. Ich habe auch gegen Lehecka das Ziel, gut zu kämpfen und alles zu geben. Ich hoffe darauf, dass ich auch einen Tick besser spielen kann.
Marbella ist für Sie das erste Sandplatzevent der Saison. Wie haben Sie sich in den Trainingseinheiten zurechtgefunden?
Eigentlich nicht so schlecht. Ich bin zufrieden. Klar, Sand liegt mir. Das Wetter ist vielleicht noch nicht ganz so perfekt, weil es etwas windig und kälter ist. Aber Spanien und Sand ist einfach geil. Marbella ist eine super tolle Stadt. Hier muss man sich gut fühlen und einfach Spaß haben, Tennis zu spielen.
In Marbella werden auch Dominic Thiem und Stan Wawrinka an den Start gehen. Was sagt das über das Turnier aus?
Das ist der große Jackpot für das Turnier. Es ist sensationell, dass Spieler mit insgesamt vier Grand-Slam-Titeln hier mitspielen. Es kann nicht viele Challenger geben, die so etwas vorweisen. Es sind schon viele Leute hier und ich hoffe, dass wir ein volles Haus haben werden. Das wäre absolut verdient, weil das tolle Spieler sind. Persönlich freue ich mich riesig, dass ich Dominic wieder einmal gesehen habe. Im Training hat das sehr, sehr ordentlich ausgeehen. Matches sind zwar etwas anderes als Training, aber ich glaube, dass er in einem super Alter und auch im Kopf bereit ist. Ich hoffe, dass bei seinem Handgelenk alles passt, damit er wenigstens voll spielen kann. Wie weit es geht ... Ich glaube, beide können um den Titel mitspielen.
Bei den Australian Open haben Sie gemeint, dass Sie definitiv noch bis Wimbledon spielen werden. Gibt es in puncto Karriereplanung mittlerweile ein Update?
Der Plan steht immer noch. Man muss realistischerweise sagen, dass ich nach Wimbledon nicht mehr viele Punkte habe. Es hängt auch davon ab, welche Turniere ich noch spielen kann. Ich habe in den vergangenen Jahren nicht viele Challenger gespielt und werde damit auch im Alter von 39 Jahren nicht anfangen. Ich habe für mich nur noch das Ziel definiert, dass ich dieses Jahr die Turniere spiele, die mir am Herzen liegen oder wo ich noch nicht war. Das ist in Marbella der Fall. Wo kann man schöner in die Sandplatzsaison starten? Ob es noch fünf oder zehn Turniere werden, kann ich noch nicht sagen. Natürlich würde ich noch einmal gerne alle deutschen Turniere spielen, aber ich verstehe auch die Veranstalter, die vielleicht lieber aufstrebenden Spieler wie Oscar Otte oder Daniel Altmaier die Wildcards geben. Das haben sie sich auch verdient.
Welche Rolle spielt der Davis Cup in Hamburg in Ihrer Gedankenwelt?
Natürlich würde ich immer gerne daheim Davis Cup spielen. Das ist länger her, weil es mit dem neuen Format nicht mehr so oft möglich ist. Man muss aber sagen, dass ich es von der Leistung her nicht verdient habe. Wenn alle Stricke reißen und keiner spielen kann, freue ich mich, ins Team einberufen zu werden. Aber wie gesagt: Meine Zeit ist langsam am Ausklingen.
Das Einzel-Tableau in Marbella