Rafael Nadal: "Bis es ein Heilmittel gibt, wird die Situation sehr kompliziert sein"
Rafael Nadal spricht im Interview mit dem spanischen Radiosender COPE über seinen aktuellen Tagesablauf und Möglichkeiten, wie die Tour zu Zeiten von Corona aussehen könnte.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
17.04.2020, 08:13 Uhr
Die Tenniswelt hat sich seit nunmehr einem guten Monat aufgehört zu drehen. Seit der Absage der WTA- und ATP-Events in Indian Wells wird kein professionelles Tennis gespielt - ein Ende scheint derzeit in weiter Ferne. Für die SpielerInnen ist dies eine ganz besondere Zeit, können sie doch zumeist zum ersten Mal während ihrer Karriere eine derart lange Regenerationszeit einlegen. Auch der Weltranglisten-Zweite, Rafael Nadal, nutzte diese Phase anfangs, um sich etwas gehen zu lassen: "Ich habe eine Woche lang mit wenig Begeisterung und widerwillig Sport getrieben. Ich habe den ganzen Tag ferngesehen. Im Laufe der Tage bin ich zur Routine zurückgekehrt und habe positiv gedacht", erzählt der Spanier dem Radiosender COPE.
Dies habe er nun aber ad acta gelegt, vielmehr hätte er begonnen, wieder positiver zu denken: "Ich mache meine täglichen Übungen, aber ich habe ein wenig zugenommen. Ich fühle mich besser als vor drei Wochen. Die Nachrichten waren schrecklich, und ich hatte keine Lust auf irgendetwas", so Nadal. In diesen Tagen sei selbst beim 19-fachen Grand-Slam-Champion der Tennissport hinten angestellt, sei aktuell "die unwichtigste Sache". "Ich bin mir bewusst, dass es eine sehr ernste Sache ist. Viele Menschen leiden darunter", so der Mallorquiner, der sich an karitativen Aktionen in seinem Heimatland beteiligte.
Ganz kann Rafael Nadal die Gedanken aber dann doch nicht vom Tennissport lassen. Im Gespräch mit dem spanischen Radiosender bespricht er nämlich mögliche Szenarien, wie die Tour noch in diesem Jahr fortgesetzt werden könne: "Tennis hinter verschlossenen Türen? Ich würde mich freuen, aber es ist ein globaler Sport. Tennis ist nicht wie Fußball, unser Sport beinhaltet mehr Reisen. Bis es ein Heilmittel gibt, wird die Situation wirklich kompliziert sein. Ich kann kurz- oder mittelfristig kein offizielles Turnier sehen", zitierte Ubitennis.com den US-Open-Sieger aus dem Vorjahr.
Aber auch eine Austragung hinter verschlossenen Türen sei laut Nadal kein Allheilmittel: "Selbst wenn die Turniere hinter verschlossenen Türen stattfinden würden, reden wir immer noch von 2.000-3.000 Menschen, die von einem Ort zum anderen ziehen, und das würde es schwierig machen, die Sicherheit für alle zu gewährleisten", erklärte der Spanier. Eine andere Möglichkeit wäre es, nur Spieler aus Ländern gegeneinander antreten zu lassen, die vom Virus nicht so stark betroffen bzw. diesen bereits gut überstanden haben. Dies sei laut Nadal zwar eine Option, aber keineswegs "die bevorzugte".
"Stundenlange" Gespräche mit Novak Djokovic
Denn eine solche Lösung würde einige Schwierigkeiten mit sich bringen: "Wir wollen kein Regionalsport werden, denn das würde einen Rückschritt bedeuten und das würde auch ein Problem in Hinblick auf das Ranking schaffen, da die besten Spieler in verschiedenen Ligen und nicht gegeneinander antreten würden." Viele Spieler auf den hinteren Plätzen im Ranking werden sich wohl derzeit an jeden Strohhalm für eine baldige Wiederaufnahme der Tour klammern, bedeutet die aktuelle Situation für sie doch einen 100-prozentigen Einkommensverlust.
Deshalb arbeite das Players Council - dem unter anderem Rafael Nadal und Novak Djokovic angehören - bereits an Möglichkeiten, diese Spieler zu unterstützen, wie der 33-Jährige im Interview verrät. "In diesem Council versuchen wir, Menschen zu helfen, die es nach der Pandemie schwer haben werden", versicherte Nadal. Vor allem mit Novak Djokovic stehe er in regem Austausch: "Wir haben stundenlang geredet und versucht, unserem Sport zu helfen. Ich kann ihm nur danken, dass er sich dieser Initiative angeschlossen hat", ließ Rafael Nadal über den Radiosender austauschen. Zumindest hinter den Kulissen dreht sich die Tenniswelt also auch weiterhin.