Rafael Nadal in Wimbledon: Vorbild in jeder Funktion!
Rafael Nadal beeindruckte am Donnerstag mit einer konzentrierten Leistung im Wimbledon-Showtime-Duell gegen Nick Kyrgios. Was danach kam, war fast noch besser. Ein Kommentar von Florian Goosmann.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
05.07.2019, 06:46 Uhr
Was ist dieser Rafael Nadal nur für ein klasse Typ! Entschuldigt die uneingeschränkte Lobhudelei, aber es geht nicht anders. Zumindest nicht, wenn man Nadals Pressekonferenz erlebt hat, die dieser im Anschluss an das Kyrgios-Match abgeliefert hat. Denn was Nadal in diesen zehn Minuten von sich gegeben hat, könnte man jedem Nachwuchsspieler ausgedruckt an die Zimmerwand nageln.
Wenn Kyrgios nur in der Lage wäre, jeden Punkt mit voller Intensität zu spielen, was könne er dann wohl erreichen, wurde Nadal gefragt - und der setzte sodann zu einem wunderbar reflektierten Monolog an.
"Wenn, wenn, wenn", startete er - und setzte eine Künstlerpause. "Das gibt es nicht. Ich habe oft gesagt, er ist ein sehr talentierter Spieler. Aber es sind so viele Dinge, die du brauchst, um ein Champion zu werden. Er hat vieles, was dazugehört. Aber es fehlt noch etwas Wichtiges, und das ist die Liebe, die Leidenschaft zu diesem Spiel. Wenn man dieses Spiel nicht von ganzem Herzen liebt, wird es schwierig, große Dinge zu erreichen. Mit seinem Talent und seinem Aufschlag kann er natürlich Grand Slams gewinnen. Die Dinge könnten ganz anders für ihn laufen, wenn er alle Matches mit derselben Intensität spielen würde, mit der er es heute versucht hat.
Aber wenn man sich das Erstrundenspiel gegen Thompson anschaut... ja, er hat es gewonnen. Aber die Intensität, die Art und Weise, wie er gespielt hat, sein Fokus, der war anders als heute.
Er möchte diese Matches spielen [wie heute]. Aber um wichtige Dinge zu gewinnen, muss man nicht gegen die Topspieler gewinnen, man muss auch gegen andere spielen, die gut sind. Und diese Matches gewinnen."
Nadal und das Nachbarhaus
Nadals Pressekonferenzen, sie werden überhaupt immer besser. Erst im Rahmen der French Open hatte er den ewig aufgebrachten Major-Vergleich mit Roger Federer in die Schranken gewiesen, "man kann nicht immer frustriert darüber sein, dass der Nachbar ein größeres Haus hat als man selbst", sagte er da. "So sehe ich das Leben nicht."
Nadal zu Kyrgios' Abschussversuch: "Kann gefährlich werden"
Und dann war da ja noch die Sache mit dem Abschussversuch. Kyrgios hatte gleich zwei Mal eine Vorhand voll auf Nadal geschleudert, und während der erste Versuch direkt in der hinteren Bande einschlug, brachte Nadal beim zweiten Mal gerade noch den Schläger zwischen sich und seinen Körper. Kyrgios' Kommentar: Ja, er habe Nadals Brust treffen wollen - und nein, entschuldigen wolle er sich nicht.
Und Nadal? Nahm sich aus der Sache raus. "Hierbei geht es nicht darum, wie ich mich fühle", erklärte er. "Wir spielen ein Spiel, in dem es seit jeher um Respekt geht. Darum, fair zu sein. Ich sage nicht, dass Nick diese Sachen macht, um den Gegner zu ärgern. Aber manchmal kann das gefährlich werden. Und wenn er den Ball so schlägt, ist es gefährlich."
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Nadal will einfach nur Tennis spielen
Und dabei meinte Nadal die übrigen Beteiligten. "Es ist nicht gefährlich für mich. Es ist gefährlich für die Linienrichter, für die Zuschauer. Wenn man den Ball so schlägt wie er es getan hat, weiß man nicht, wo genau er hinfliegt." Kyrgios hatte beide Vorhände nicht "normal" geschlagen, sondern aus dem Unterarm weggeschleudert - auf Kosten der Kontrolle.
"Ich weiß, dass er ein sehr talentierter Spieler ist. aber ich bin auch ein Profi. Ich weiß, wenn man den Ball so schlägt, kann er überall hinfliegen. Diesmal ist er ins Feld gegangen, hätte mich fast getroffen, aber das wäre kein Problem gewesen. Ich bin ein professioneller Spieler, ich weiß, wie man reagiert, um das zu verhindern. Aber der andere Ball ist direkt in die Bande geflogen. Das war gefährlich für den Linienrichter. Wenn er jemandem ins Auge fliegt, ist es ein Problem."
Und schließlich und endlich brachte Nadal den ganzen Zinnober auf den Punkt: "Ich bin überhaupt nicht wütend auf ihn. Es geht einfach darum, dass ich ein Tennismatch spielen wollte. Das ist manchmal schwierig."
Und dem ist eigentlich nicht hinzuzufügen.
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