Rafael Nadal: Warum sein Rücktritt die richtige Entscheidung ist

Ja, wir hätten Rafael Nadal am liebsten für immer auf der Tennis-Tour behalten. Aber sein Rücktritt ist richtig - und der Ort für den finalen Auftritt könnte nicht passender sein. Ein Kommentar.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 10.10.2024, 20:48 Uhr

Rafael Nadal
© Getty Images
Rafael Nadal

Wenn Rafael Nadal ein Video auf Instagram, Facebook und X mit den Worten „Hola a todos“ eröffnet, verhieß das selten Gutes. Sein „Hallo zusammen“ leitete meist Absagen für geplante Turnierstarts ein. Und Nadal sagte in den vergangenen Jahren immer öfters “Hallo”.

Am gestrigen Donnerstag hat er nun für immer abgesagt. Rafael Nadal beendet bei den Davis Cup Finals vom 19. bis 24. November 2024 seine Tenniskarriere. Nach 24 Jahren auf der Tour, nach 92 Turniersiegen mit 22 Grand-Slam-Turnieren und alleine 14 Titeln in Roland-Garros. 

Rekorde, so sagt man, sind da, um gebrochen zu werden; alleine in den vergangenen zwei Jahrzehnten sind vermeintlich sichere Langzeitrekorde dann doch überboten worden, von Roger Federer, von Nadal, von Novak Djokovic. Die 14 Paris-Titel, da sind sich fast alle einig, werden noch sehr lange Bestand haben.

Als Rafael Nadal auf die Tour kam, galt er als reiner Sandplatzexperte. Die gab es in der Vergangenheit. Die meisten verschwanden ab dem Wechsel auf Rasen im Sommer immer einigermaßen von der Bildfläche bis zum nächsten Frühling. Die besseren waren auch auf Hartplatz wettbewerbsfähig. Die richtig Guten hatten oft ein, zwei Jahre, in denen sie auf den schnelleren Belägen sogar Titel holten, als eben alles passte.

Nadal, und das war ein Novum, blieb. Immer länger. Und immer erfolgreicher. Alleine in Wimbledon siegte er zwei Mal, sicher auch der Verlangsamung des Belags und der Bälle geschuldet, aber vor allem seiner Fähigkeit, sich anzupassen und mehr zu wollen. Denn ein Sieg auf dem Heiligen Rasen, er war sein eigentlicher Kindheitstraum. Das Finale in 2008 gegen den ewigen Rivalen Roger Federer gilt als bestes Match der Tennisgeschichte. 

Rafael Nadal ist zu langsam geworden

Dass Nadal nun bei den Davis Cup Finals im November zurücktreten wird, es ist eine gute Entscheidung - so wenig es irgendjemandem außer ihm selbst überhaupt zusteht, darüber zu urteilen. Aber: Nadal zuzuschauen, war in diesem Jahr für Tennisfans mit Schmerzen verbunden. 2024 sollte ohnehin sein Abschiedsjahr werden, das hatte er bereits vor anderthalb Jahren angekündigt, als er eine lange Pause eingelegt hatte, um noch mal fit zu werden für alle seine Lieblingsturniere. 

Das Jahr hatte in Brisbane vielversprechend begonnen, aber Nadal verletzte sich erneut, spielte immer nur sporadisch. Für das große Ziel, die French Open, hatte er kaum Vorbereitungszeit. Weil er so weit im Ranking abgerutscht war, zog er in Runde 1 gleich Alexander Zverev und verlor in drei Sätzen. Schlimmer als die Niederlage war aber die Erkenntnis: Nadal ist langsamer geworden, er kommt nicht mehr so flugs aus den Ecken wie früher - oder zumindest noch vor zwei Jahren. Und dann fehlen eben immer zehn, zwanzig, dreißig Zentimeter. Es sind Welten im Tennis. Sie machen den Unterschied aus, ob man das Spiel noch bestimmen kann oder nun über einen selbst bestimmt wird. Nadals Matches gegen Zverev und auch Djokovic bei den Olympischen Spielen haben hier viel offengelegt. 

Nach den Olympischen Spielen hatte sich Nadal eine Pause gegönnt, um über seine Zukunft nachzudenken. Der Abschied ist nur konsequent. Er hätte nur noch mit Einschränkungen weiterspielen können, sagte er nun. Aber einem Spitzenmann zuzuschauen, wie er von Woche zu Woche von Leuten gequält wird, der er früher vermöbelt hätte, ist kein Spaß. 

Das perfekte oder zumindest gute Ende zu finden: Es ist nicht leicht für viele Profis. Roger Federer hatte es noch hinbekommen mit dem letzten Hurra bei “seinem” Event, dem Laver Cup. Andy Murray quälte sich noch nach Wimbledon und zu den Olympischen Spielen in diesem Jahr, spielte dort noch denkwürdige Doppel. Nadal, so hatte man zuletzt das Gefühl, hat den Moment womöglich verpasst. 

Mit dem Karriereende bei den Davis-Cup-Finals in Malaga, zu Hause in Spanien, schließt sich nun aber ein Kreis. Denn im Davis Cup hatte Nadal in 2004 seinen ersten ganz großen Sieg gefeiert: Spanien schlug damals im Finale die USA; der 18-jährige Nadal, noch die Nummer 51 der Welt, gewann vor einem ekstatischen Publikum in Sevilla gegen Andy Roddick.

20 Jahre später wird Malaga seinen spanischen Matador mindestens genauso mächtig feiern. Und die Tenniswelt dicke Tränen des Abschieds vergießen. 

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von Florian Goosmann

Freitag
11.10.2024, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.10.2024, 20:48 Uhr

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