„Ich setze mir überhaupt keine End- und Eckpunkte“
Roger Federer sprach über seinen Start in Halle/Westfalen und die nächsten Jahre auf der ATP-Tour.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
08.04.2014, 07:17 Uhr

Es ist derRoger Federer, den seine Fans lieben und den seine sportlichen Kontrahenten fürchten müssen. Der Roger Federer des Frühjahrs 2014. Ein Mann, der gesund und fit ist. Der vor Tatendurst strotzt, komplett tiefenentspannt wirkt und großes Selbstvertrauen ausstrahlt. Und der sich dieser Tage schon auf seine Teilnahme bei den22. Gerry Weber Open(7. bis 15. Juni) in Halle/Westfalen freut, einem seiner Lieblingsturniere auf der ATP-Tour. „Ich bin bereit, voll anzugreifen. Ich will meinen Titel unbedingt verteidigen", sagt der Schweizer Star, der erfolgreichste Spieler des vergangenen Jahrzehnts, „denn es ist immer eine große Freude, nach Halle zurückzukommen. Auch, wenn ich den Pokal gegen enorm starke Konkurrenz verteidigen muss." Dieses Bekenntnis zum einzigen deutschen ATP-Rasentennisturnier gab der sechsmalige Gerry-Weber-Open-Sieger am Rande derschweizerischen Davis-Cup-Begegnung gegen Kasachstan- im Rahmen eines Pressegesprächs im Kempinski-Hotel in Genf.
Nach einem schwierigen, herausfordernden Jahr 2013, in dem der Turniererfolg im ostwestfälischen Halle der einzige Pokalgewinn blieb, geht Federer nun bestens gerüstet die Aufgaben in der vor ihm liegenden ATP-World-Tour-Saison an. „Ich bin immer kritisch zu mir selbst. Ich bin niemand, der leichtfertig Prognosen abgibt", sagt Federer, „aber ich bin wieder in der Verfassung, um jederzeit bei den Turnieren einen Sieg anzupeilen. Das war 2013 anders." Bei den diesjährigen Gerry Weber Open weiß Federer um die Herausforderung seiner Aufgabe, „weil das Feld so gut besetzt ist, mit Rafael Nadal, Kei Nishikori, den stärksten deutschen Spielern", doch der 32-jährige Familienvater sieht sich bestens gewappnet für die Turnierwoche auf Rasen: „Ich habe im Winter hart gearbeitet, bin körperlich in hervorragender Verfassung und ich spiele ohne Angst und Zweifel. Seit vielen Jahren ist dies das beste Feeling, das ich habe."
„Manchmal noch die Augen reiben“
Längst sind die Fehlschläge des Jahres 2013 bei dem Mann abgehakt, der viele Jahre buchstäblich der herausragende Machtfaktor in der Tenniswelt war - und der mit 17 Grand-Slam-Titeln und insgesamt 78 Turniersiegen schon jetzt beeindruckende Maßstäbe für kommende Tennisgenerationen gesetzt hat. Doch Federer, den mal wieder einige Experten zu früh abschrieben, hat noch lange nicht genug von seinem geliebten Sport - umso mehr, da ihn nun auch der Stolz nach vorne trägt, die vielleicht ernsthafteste Krise seiner Karriere meisterlich bewältigt zu haben: „Ich setze mir überhaupt keine End- oder Eckpunkte, wann ich aufhöre. Es kann sein, dass ich noch drei oder fünf Jahre weiterspiele", sagt der gut gelaunte, bestens aufgelegte Federer in dem Gespräch mit dem Pressedienst der Gerry Weber Open am Rande des Genfer Sees, „ich lasse das bewusst offen. Im Moment arbeite und trainiere ich so, als ob es auf vollen Touren weitergeht."
Dass der legendäre SchwedeStefan Edbergdabei noch zu seinem Beraterteam gestoßen ist, kann Federer kaum glauben: „Als ich ihn anrief, hätte ich niemals damit gerechnet, dass er Ja sagt zu diesem Plan. Und deshalb muss ich mir manchmal noch die Augen reiben, wenn ich am Tisch sitze und ihn sehe. Dann denke ich: Das kann doch nicht wahr sein, dass der Mann hier ist, den ich früher im Fernsehen gesehen und bewundert habe", sagt der Maestro. Der sechsfache Grand-Slam-Sieger Edberg sei für ihn allerdings kein Coach im klassischen Sinne, sondern ein Mentor, ein Mann, der „alles noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet und mir so noch starken Input geben kann." Die Welle von Neuverpflichtungen der ehemaligen Centre-Court-Größen sieht der 32-Jährige „uneingeschränkt positiv": „Das kann doch nur eine Belebung des Tennis sein. Das schafft neue Aufmerksamkeit, sorgt im besten Sinne für Wirbel. Und ich finde es auch unheimlich wichtig, dass diese Topspieler eingebunden werden, es wirkt für mich so, als ob sich da eine Familie zusammenschließt.
Schöner Kontrast zu den Riesenmetropolen
Roger Federer, immer noch gerne der Weltenbummler, kommt bei seinen Reisen durch die Tenniswelt immer wieder gern nach Halle/Westfalen - zu den Gerry Weber Open, mit denen ihn ein Lifetime Contract verbindet. Das heißt, dass Federer in jener wegweisenden Turnierwoche im Vorfeld von Wimbledon bis zu seinem Karriereende stets nur bei den Gerry Weber Open spielen wird, dem bestbesetzten Tennisevent Deutschlands. „Halle hat für mich diesen wunderbar entspannten, familiären Charakter. Hier kommst du her, und atmest erst mal durch. Es ist ein so schöner Kontrast zu all diesen Riesenmetropolen", sagt Federer, „wir alle in der Federer-Familie haben das immer genossen."
So fordert der Schweizer auch mehr Respekt und Anerkennung für die Turniere unterhalb der Grand-Slam-Ebene - die für ihn „das Fundament der Tour" darstellen: „Wenn ich höre, dass Spieler nach den Australian Open darüber sprechen, was sie bei den French Open erreichen wollen, dann werde ich wütend. Das ist Quatsch. Dann sollen sie auch bei all den Turnieren, die dazwischen liegen, nicht antreten." Für Federer haben gerade Turniere wie die Gerry Weber Open ihren ganz eigenen Reiz, ihren unverwechselbaren Charme: „Hier ist man als Spieler noch ganz nah an den Fans, an all denen, die Tennis lieben. Und das genieße ich. Ich würde am liebsten noch viel öfters bei solchen Turnieren spielen, aber leider habe ich zu viele obligatorische Auftritte, da bleibt nicht genügend Zeit." Federer äußerte gegenüber dem Pressedienst auch noch einmal seinen Respekt für die „große Aufbauleistung" der Haller Organisatoren um Turnierdirektor Ralf Weber: „Was da für das Tennis geschaffen wurde, ist einfach fantastisch. Das sehen auch all auf der Tour so."(Text: Presseaussendung Gerry Weber Open)